Monday, August 27, 2007

¿Was macht eigentlich Roebu?

Nun, nach einer fast 2-stuendigen Session am PC muss ich genervt aufgeben. Ich warte und warte und warte....



Ich werde diesen Bericht in Tena definitiv verfeinern und die restlichen Fotos beilegen, Also Geduld ! (Montag, 27. August 12:00 Uhr)


Ja, ich versuche (nachdem ich wegen einer verharzten Tastatur bereits Net-Café gewechselt habe, nun auf einer Tastatur mit unsichtbaren Buchstaben einen Kurzbericht zu machen. (und das auf einer spanischen Tastatur!) Bitte um Nachsicht!

Seit ich am 16. August aus dem Wald “geflohen” bin, habe ich Einiges erlebt, das koennt Ihr mir glauben. Wenn ich alles schreiben moechte, was schreibenswert ist, dauerte dies gleich lang oder laenger als das Erlebnis selber: fast in jeder Minute ist hier etwas so speziell, dass ich nur immer am Schreiben waere.

Meine Stationen waren:

Baños:
Mit der heimlichen (fuer eingeweihte offensichtlichen) Absicht, den Berg zu besteigen, wollte ich mich hier akklimatisieren mit einer Tour zur Huette am Tungurahua-Vulkan; 2000 m Auf- und Abstieg und am gleichen Tag. Eigentlich kein Weg, mehr eine manntiefe Rinne hoch.
Eine Bike-Tour sollte ebenfalls Verfettung verhindern. Normalerweise wird die Tour von denTuristen nur talwaerts gefahren, aber doch nicht mit mir. (Eine Frau in Rio Verde meinte: Baños mit 1800 m liegt ueber Rio Verde, also sind wir hier auf 1750m. Dabei war sicher einen Pass wie die Oberalp runter- und raufgefahren).

Eine kulinarische Spezialitaet von Baños ist eine Art Zuckermasse, die vorwiegend auf dem Trottoir um die Hausecke geschlagen wird, um sie geschmeidig zu machen.
Stichworte:
Vulkanausbruch (oder mehr nur ein Ruelpser), imposante Wasserfaelle, viele Turisten, Leute aus den Bergen, erstes Meerschweinchen-Essen, niemand hat Rueckgeld, uvm











Riobamba:
Wie mehr in den Bergen, umsobesser gefaellt es mir. Weitere Vorbereitungen und Training fuer den Berg mit Velotour auf 3600m im hintersten Hinterland, mutterseelenallein und Trekking in den Kartoffelfeldern auf ca. 4200m. Auch hier kam von dieser Indianer - Grossfamilie, die mich zum Mitessen von am Boden ausgestreuten Bohnen einlud, wieder die Frage: Bist Du allein? Wo ist Deine Frau? Dann das Angebot, eine der (huebschen) Toechter auszulesen! Weiter die Besteigung des Chimborazos mit seinem imposanten 6300 m Hoehe. Leider war es eine reine Nachttour, von Aussicht keine Rede. Wieso die dies hier so machen, obwohl ich den Fuehrer noch extra darauf ansprach, dass wir wahrscheinlich zu frueh oben sein werden, wird wohl ewig eine brennende Frage bleiben. Wahrscheinlich hat er mir nicht mehr zugetraut (ja, Grossvaetern ist nicht zu trauen). Der Bericht waere allein buchfuellend.
Stichworte :
Begegnung mit Indianern auf dem Feld, Kettenbruch nach 5 Minuten Velofahrt, Gringo, Gringo, Nachtwanderung (Schade) auf den Berg und (und zum Glueck) voruebergehende Sichtbehinderung wegen der Stirnlampe, tote Tiere am Wegrand, niemand hat Rueckgeld, uvm


Mein Bergfuehrer Angel und ich wieder zurueck vom Chimborazo


Puerto Lopez:
Nach einer 12-stuendigen Fahrt an die Pazifikkueste moechte ich hier Wale sehen. Nachdem der Bus wegen “zu schnell” von der Policia aufgehalten wurde, fragte der Chauffeur bei den Fahrgaesten um Geld, um die Busse zu bezahlen. Ein uebleres Kaff als PL kann sich keiner von Euch vorstellen, es sei denn, er sei aus Huttwil (Ha).

(Siehe dazu das Video)


Nein, Spass beiseite: wegen der Wale lohnt es sich! (schon wieder falsch: man muss das einfach mal gesehen haben, wie ein Dorf auch noch aussehen kann). - SUPER! Ich sah die Wale aus naechster Naehe und bin noch jetzt beim Gedanken daran einfach fasziniert.
Stichworte:
Abenteuerliche Fahrt mit dem Bus durchdie Berge, Schmutzigstes Kaff der Welt, Wale, (Hey, Roebu hat richtige, lebende Wale beobachtet!!), Natur pur, Heimweh nach Urwald und Rohrbach, niemand hat Rueckgeld, uvm











Fortsetzung:
Heute habe ich eine 9-stuendige Busfahrt nach Quito vor mir (mit einer lustigen Gruppe Italienern), dann sofort weiter nach Tena, zurueck in den Wald, um mich dort 4 Tage zu erholen.
Und dann, dann geht es wohl zurueck nach Europa mit einem traenenden und einem lachenden Auge!
Keine Stichworte: (¿¿¡¡??)


Ja, meine Lieben, das waer’s dann wohl von mir gewesen, es sei denn, dass ich die Zeit im Wald nutze, um diesen Bericht noch zu verfeinern und die Bilderauswahl zu optimieren. Ich denke, das bin ich Euch noch schuldig.
Also bis dann …

Irgendjemandem moechte ich danken, fuer all die Erlebnisse und Eindruecke, die ich hier in Ecuador erhielt. Ich hatte bis jetzt so viel Glueck und Bewahrung. War es am Ende doch die Heilige Jungfrau in der Kirche von Baños, die mein Bitten um Begleitung auf meiner Reise erhoert hat ??


27. August 2007 (Beginn ca. 10:00 UHr)


Roebu

Sunday, August 26, 2007

Föteli von Anja

Für Vätu, alle Gottis, Göttis, Grosis und Grövus, für alle Urigen und alle anderen Fans von Anja!

Anja im Baño

Übrigens kann man bei diesem Foto die beeindruckende Infrastruktur, die atemberaubende Aussicht und die stilvolle Inneneinrichtung des Bades bewundern...
Nein, ganz ohne Ironie: Unser Badezimmmer ist toll, vor allem die warme Dusche! Und man gewöhnt sich daran, dass keine schützende Tür da ist und einem die Affen beim Duschen zuschauen.




Anja am Baden
Baden im Dschungel macht Spass, nicht nur Anja, sondern auch mir. Man muss sich zwar zuerst oft überwinden, weil das Wasser sehr schmutzig aussieht (und vielleicht manchmal auch ist). Aber es ein unglaubliches Gefühl, mitten in einem Blättermeer ein bisschen zu planschen.










Anja und Kayla

Anja versteht sich super mit ihrer neuen kleinen Freundin. Kayla ist ein halbes Jahr jünger als Anja und die beiden sind zusammen richtige Wirbelstürme. Hier sieht man sie am Ufer des Arajunos, gemeinsam mit einem Wollaffen. (Ich kann den einzelnen Affen die Namen leider noch nicht geben - ausser Uschi, die kenne ich.)

Warten auf das Kanu

Ohne Worte

Anja hilft Putzen

Ja, putzen ist hier sehr wichtig. Wir machen es jeden Tag und je nach Lust und Laune "hilft" Anja mit. Beim Termiten Suchen ist sie eine der Besten, sie hat ein Auge für neue Termitenstrassen und ruft dann sofort uns.

Weniger gründlich nimmt Anja es mit ihrer eigenen Körperpflege. Am Abend sieht sie meistens wirklich wie ein Dschungelkind aus und ein Bad im Arajuno tut Not.

Anja ist müde

Ja, die schwülen Tage im Urwald machen müde. Anja ist oft nach dem anstrengenden Kindergartenmorgen "chnütu".

Zum Glück haben wir noch den "Litzelütz"- Nuggi. Allerdings wird der nicht mehr lange halten. Wir müssen ihn ständig auskochen, weil er oft am Boden liegt. Und ein Affe klaute ihn auch schon und nuckelte richtig, so wie er es bei Anja abgeschaut hatte.

Saturday, August 25, 2007

Impressionen

¡Hola de Tena!

Bettina und ich haben eine ganze Nacht vor uns, die wir ohne Unterbruch im Internet verbringen können. Wir sind wieder in Tena, nachdem wir schon am Mittwoch hier waren, um Formalitäten zu erledigen. Was natürlich nicht beim ersten Mal geklappt hat, aber das sind wir uns ja inzwischen gewohnt. Anja liegt oben im Hostelzimmer und schläft, die Türe steht offen und ich kann diese von meinem PC-Platz aus sehen. Eigentlich eine geniale Absteige, wenn man im Dschungel lebt und trotzdem zwischendurch in die Stadt fährt, um den Kontakt zu seinem Heimatland ein bisschen zu pflegen. Leider auch ein wenig teuer, jedenfalls für ecuadorianische Verhältnisse. Eine Nacht im Hostel Yutzos kostet 21 Dolares. Ich konnte auf 12,50 runterhandeln, schliesslich passt man sich ja den einheimischen Gepflogenheiten an.

Tena hatte heute den ganzen Vormittag Stromausfall. Nur damit ihr euch nicht Sorgen macht, wenn ich mich mal länger als 2 Wochen nicht melde. Dann war ich zwar vielleicht in Tena, aber ohne Strom läuft halt auch hier nichts.


So, ich möchte die Nacht gerne nutzen, um euch ein paar Fotos zu zeigen, die es bisher nicht in den Blog geschafft haben, aber es auf jeden Fall Wert sind, dort zu erscheinen. Auch die älteren Blogs werde ich noch vereinzelt mit Bildern ergänzen.

Blattschneiderameisen

Diese faszinierenden Tierchen sieht man überall. Sie transportieren nicht nur Blätter, die schwerer sind als sie selbst, sondern meistens noch (blinde?) Passagiere: viel kleinere rötliche Ameisen.
Anja ist begeistert von den Blattschneiderameisen, wann immer sie eine Strasse entdeckt, wird angehalten und beobachtet. Mit Kayla hat sie auch schon Blattschneiderameisen gespielt. Die beiden haben mit Scheren draussen die Blätter der Bäume verschnipselt und sie in ihren "Bau" getragen.
Termiten

Eigentlich erstaunliche, wunderbare Tiere! Sie zerfressen Holz, bauen daraus ihre riesigen Bauten und unterstützen so den Nährstoffkreislauf im Regenwald. Leider müssen wir sie erbarmungslos umbringen, wenn sie in der Nähe des Lehrerhauses oder der Schulgebäude sind. Sie können ein Haus angeblich in wenigen Wochen zum Einsturz bringen. In der Schule gibt es das Ämtli: Das Schulhaus auf Termiten absuchen.
PS: Für alle, welche sich unter Termiten nicht viel vorstellen können: Sie sind Ameisen nicht unähnlich.



Schmetterlinge

Könnte man nur die farbigen Wunderschmetterlinge auch so schön fotografieren wie diesen Nachtfalter, der den Tag an unserer Hauswand verbrachte...

Beate

Beate ist ein Klammeraffenweibchen, das mit körperlichen Behinderungen auf die Welt gekommen war. Ihre Gliedmassen sind, sogar für einen Klammeraffen, zu lang. Sie kann deswegen nicht so gut klettern und essen wie die anderen. Und sie würde auf jeden Fall ertrinken, falls sie in den Arajuno fallen würde. Sie ist gerne in der Schule und versucht dort, irgendwelche Leckereien zu erhaschen. Neuerdings lümmelt sie auch gerne bei Anjas Schaukel herum, sehr zu deren Leidwesen: "De Grövu het gseit, ds Ritigampfi sig nume füer Ching, gäu?"


Entlausen verbindet Spezies

Hier wird Osso, der Hund von Olivia und Dauwe, von einem Wollaffen gelaust. Osso lässt sich das geschehen und geniesst es sogar ein bisschen.

Anja war so begeistert von diesem Schauspiel, dass sie einen Abend lang nur noch Entlausung spielen wollte. Das kam mir gerade recht, denn so konnte ich spielend kontrollieren, ob auch sie sich schon Läuse eingefangen hatte. Ich habe zum Glück noch nichts entdeckt... (Tropenholz anfassen!)


???

Diese Pflanze gefällt mir besonders und man trifft sie im Regenwald häufig an. Ich nehme deshalb an, dass sie nicht unbedingt essbar ist. Ich möchte sehr gerne erfahren, wie sie heisst, wenn es also jemand weiss...?



Pilze
Vorerst bevorzuge ich die Champignonsosse aus der Packung, die wir in Tena gekauft haben...
Es ist beeindruckend wie im Regenwald der grosse Kreislauf (Nährstoffe und Wasser) deutlich wird. Alles wird sofort zersetzt und gleich wieder gebraucht. Die ganze Pflanzenwelt kann sich vom einen Tag auf den anderen vollkommen wandeln.

Wednesday, August 22, 2007

19. August Testessen in Campo Cocha

Sonntag, 19. August 2007

Am Sonntagmorgen haben wir nach einem gemütlichen Morgenessen Dinge für die Schule vorbereitet: Eine Tafelanschrift gemacht (die Kreiden sind so feucht, dass ein langer Strich sie zur Hälfte aufbraucht), Blätter geordnet, Diktate korrigiert (in Spanisch!) und Mathhefte kontrolliert (da die Kichwas unglaublich viel Wert auf Ästhetik legen, ist die Darstellung bei fast allen vorbildlich).
Dann fingen wir an, Knöpfli vorzubereiten, wir wollten Heiko und Jana etwas Gutes zum Abendessen kochen. Da uns die praktische Schweizer Infrastruktur fehlt, mussten wir den Teig halt durch eine „Rüebliraffle“ drücken, was gar nicht so schlecht ging.
Am späteren Morgen kam Silvia, die Tochter von Angelika, vorbei und lud uns zum Mittagessen in Campo Cocha ein. Es dürften aber nur zwei Personen kommen. Na gut, inzwischen haben wir uns schliesslich an die Art und Weise der Einladungen hier gewöhnt. Wir machten uns mal schick, das heisst, wir duschten und zogen neue Kleider an, viel mehr ist nicht rauszuholen, und warteten unten auf das Kanu.
Es stellte sich dann heraus, dass wir eigentlich zu einem Testessen eingeladen waren. Campo Cocha ist ein kleiner Weiler weiter oben am Arajuno. Einige Leute dort möchten ihr Dorf für den Tourismus attraktiver machen und wollten die Meinung von Ausländern über ihre Küche. So sassen wir dann zu zehnt, noch mit Volontären und Angelikas und Olivias Familie, im Einbaum und fuhren die schöne Flussstrecke, links und rechts von üppiger Vegetation umgeben, hinauf.
In Campo Cocha wurden wir schon nervös erwartet und von allen Seiten begutachtet. Obwohl man sich den Tourismus wünscht und sich viel von ihm verspricht, ist der Anblick von Weissen noch etwas Besonderes. Vor allem Anja mit ihrer weissen Haut und den roten Haaren ist immer wieder eine Attraktion.
Wir wurden in das Gemeindehaus geführt, ein kahler betonierter Raum mit zwei ungleich hohen Tischen und Stühlen. Dort mussten wir ziemlich lange auf das Essen warten und ich hatte Zeit, zwei, drei Fotos zu schiessen. Besonders Freude habe ich an dem Bild mit der jungen Mutter. Sie wollte unbedingt fotografiert werden und hatte ihre helle Freude, als ich ihr das Abbild auf meiner Kamera zeigte.
Das Essen war himmlisch und ich war erleichtert, dass es für das erste Mal nur ein vegetarisches Essen gab. Etliches Gemüse kannte ich nicht und die Zubereitungsart ist der unseren auch ganz fremd, aber es schmeckte! Und da ich immer noch die Portion von Anja fertig ass, hatte ich nach dem Mahl wirklich mehr als genug.
Wir mussten dann einer nach dem anderen sagen, was wir von dem Essen hielten und was es noch zu bemängeln gab. Ich konnte ehrlich nur rühmen, das Essen war geschmacklich super, wurde freundlich serviert und war erst noch farblich ansehnlich angeordnet – scheinbar kennen sie auch hier die Tipptopfregel: das Auge isst mit. Dass jeder einen anderen Teller und Stuhl hatte, Stühle und Tische nicht zusammenpassten, abgemagerte, verlauste Hunde nicht in die Gaststube gehörten, man nicht so gut geniessen kann, wenn das halbe Dorf zum Fenstergitter reinschaut, man Haare in der Suppe auch in Ecuador nicht schätzt, … dass sind alles Dinge, die ich unerwähnt liess. Schliesslich will doch der Tourist noch etwas Rustikales erleben, oder? Auch die anderen rühmten im Grossen und Ganzen, nur der Fruchtsalat wurde kritisiert, aus mir nicht ganz erklärlichen Gründen.
Abschliessend gab es das wohl obligate „Powhow“. Jeder dankte jedem fürs Kochen, Erscheinen, der Gemeinde dankte man für fast alles. Dann das immer noch gewöhnungsbedürftige Händestreicheln ohne einander anzuschauen und wir machten uns wieder auf den Heimweg. Ein grossartiges Erlebnis!
Im Kanu erfuhren wir von Angelika, wie wir das Entlausen handhaben sollten. Am besten würden wir gleich in nächster Zeit einmal eine selektive Entlausungsaktion durchführen, das heisst, nur die befallenen Kinder aus den verdächtigen Familien einschamponieren, und unsere Kinder (Jan, Silvia, Kayla und Anja) noch schonen, denn das Mittel sei nicht unbedingt gesund.
An einem kleinen Nebenflüsschen des Arajuno machten wir einen Badehalt. Der Strand war knietiefer Schlamm und das Wasser sah auch so aus, braun und schlammig. Doch das Baden war herrlich. Aber ganz ehrlich, wären die anderen nicht ins Wasser gehüpft, ich hätte es bestimmt nicht getan.
Kurz bevor wir im Amazoonico ankamen, sahen wir auf einem Baumstamm am Ufer wilde Schildkröten. Die sind hier nicht mehr so oft anzutreffen und machten deshalb doppelt Freude.
Gegen Abend kamen Heiko und Jana mit vielerlei Einkäufen aus Tena zurück. Für mich mussten sie hohe Socken (gegen die Sandfliegen) und ein Headset (vielleicht kann ich von einem Hostel in Tena wireless mit Skype telefonieren) mitbringen.
Das Abendessen, eigentlich das traditionelle Gerbersche Weihnachtsessen, nämlich Knöpfli, schmeckte allen ausgezeichnet.











18. August Ozelotflucht und anderes

Samstag, 18. August

In der Nacht vom Freitag auf den Samstag hat es sehr stark geregnet. In unserem Bett unter dem Wellblechdach, das übrigens nicht dicht ist, war es unheimlich laut. Bettina, die etwas später als ich von der Fiesta nach Hause kam, sagte, dass der Weg wie ein Bachbett aussah, so viel Wasser sei geflossen. Diese grossen Wassermengen hatten dann auch das Ozelotgehege unterspült, so dass die drei Raubkatzen fliehen konnten. Auf ihrem Weg in die Freiheit griffen sie fünf Papageien durch die Käfigstäbe hindurch im Schlaf an und rissen ihnen die Beine ab. Das alles nahm die verkaterten Volontäre so mit, dass die Stimmung im Amazoonico ziemlich schlecht war. Zu allem Übel starb dann noch eines der Tamarinäffchen, das erst seit ein paar Tagen hier ist.

Für den Samstagmorgen hatten Bettina und ich uns vorgenommen, den Estrich sauber zu reinigen, auch hinter den Kisten und Kübeln von Christine, da der Verdacht geäussert wurde, dass wir eine Ratte beherbergten. Ich hatte das Tier zwar noch nie nagen gehört, so wie die anderen, und ich wollte auch sonst nicht so recht an diese Ratte glauben. Die Falle, die Heiko vor ein paar Tagen aufgestellt hatte, war bis jetzt jedenfalls immer leer geblieben. Doch als wir die Reservematratzen zur Seite schoben, sahen wir unser Haustier: eine stattliche Ratte, mit allem was dazu gehört, vor allem mit diesem ekligen langen Schwanz. Natürlich war sie viel zu schnell für uns, sie lebt immer noch im Estrich irgendwo. Aber wir haben die Falle erneut scharf gemacht, dieses Mal mit Brot und Schokolade statt mit Banane, und warten gespannt auf unseren Fang.

Zum Mittagessen haben wir uns einen Apfelkuchen gebacken, der auch sehr gut schmeckte, obwohl wir statt Haselnüsse Haferflocken genommen hatten. (Aber dieser Trick hatte schon bei den Kuchen gestern geholfen.) Der Nachmittag verlief unspektakulär. Wir bereiteten Dinge für die Schule vor und Anja spielte die meiste Zeit zufrieden im Haus oder auf der Veranda, manchmal alleine, manchmal mit Kayla und Silvia oder mit Uschi, unserem Wollaffen. Grövu hat ihr eine Schaukel gemacht, die sie super findet. Leider sind die Affen auch begeistert davon. Und obwohl Grövu „Niños solo“ an die Schaukel geschrieben hat, hält sich keiner der Primaten daran…


Am späteren Nachmittag gingen wir zum Arajuno, um zu sehen, wie hoch der Wasserpegel nach all den Regengüssen war. Der Fluss reagiert ziemlich schnell auf das Wetter, nicht nur die Wassermenge variert, sondern auch die Wasserfarbe. An diesem Tag war er hoch und gelbbraun.


Wir erfuhren später, dass zwei der Ozelote, das Pärchen, sich wieder im Käfig eingefunden haben. Da sie in Gefangenschaft aufgewachsen waren, können sie zwar töten, wissen aber nicht wie ein erlegtes Tier fressen. Der Hunger in Freiheit hat sie zurück in die Gefangenschaft gebracht. Der dritte Ozelot ist immer noch irgendwo da draussen, sehrwahrscheinlich aber nicht allzu weit von hier entfernt.

PS: Die Fotos mit Anja und den Affen haben wir extra für Elena aufgenommen! Mit liebem Gruss und herzlichem Drückerli!

19. August - ein Schulmorgen und eine Fiesta


Ein herzliches Hola aus dem Dschungel!


Es ist Sonntagabend um 19.00 Uhr, ich sitze mit Heiko, Jana und Bettina an unserem Stuben- bzw. Küchentisch. Da es heute sonnig war, haben wir elektrisches Licht. Trotzdem flackert noch eine Kerze in einer Weinflasche, die als Halter dient. Wir finden es so gemütlicher. Draussen hört man Grillen, Frösche und Fledermäuse (und sicher noch andere Tiere, ich habe einfach das Ohr dafür noch nicht). Es ist angenehm warm, 25,7 Grad, und auch die Luftfeuchtigkeit wird den Tropen gerecht: heute 82%.

Anja liegt oben im Estrich, der unser eigentliches Zimmer ist und den wir mit Bettina teilen. Sie ruft ab und zu nach mir, dann singt sie wieder. Ich möchte sie langsam daran gewöhnen, dass sie ohne mich einschläft. Die Tage sind sowieso sehr kurz, und da die Nacht schon um 18.30 Uhr anfängt, hat man um neun bereits das Gefühl, ins Bett gehen zu müssen. Deshalb brauche ich die zwei bis drei Stunden am Abend ganz für mich, zum Beispiel um einen Blogeintrag zu schreiben.
Ich möchte euch gerne das Wochenende ein bisschen zusammenfassen, angefangen beim Freitag. Nicht nur, weil ich euch wissen lassen möchte, wie die Tage bei uns so vergehen. Sondern auch, weil es für mich schön ist, schwarz auf weiss nachzulesen, was wir hier eigentlich alles erleben. Tagsüber scheint mir vieles oft schon alltäglich, erst wenn ich nachts im Bett darüber nachdenke, wird mir bewusst, wie aussergewöhnlich es in Wirklichkeit ist – immer verglichen mit der Schweiz.

Freitag, 17. August

Am Morgen um 6.00 Uhr stehen Heiko und Jana auf und setzen das Wasser für die Avena, eine Art Haferbrei, auf. Anja hört den Wecker der beiden und wiederholt von dem Moment an für die nächste halbe Stunde immer wieder: „Stöh mir jetz uf, he? Mueti, wei mir ou ufstoh? Mueti!“ Ich brauche keinen neuen Wecker, mein persönlicher ist sehr zuverlässig… Wir essen alle zusammen Frühstück, meist selbstgebackenes Brot mit Butter und Marmelade, neuerdings auch noch Joghurt, das wir uns in Tena leisten und in die Selva schleppen. Um viertel nach sieben kommt das Schulkanu, dann gehen die Maestras, der Profe und Anja mit der Avena zum Schulhaus hinauf. Ich bleibe noch im Haus, räume das Morgenessen weg, damit wir mittags keine Ameiseninvasion vorfinden, wische den Boden aus demselben Grund, und mache mich um halb acht auch auf den Weg. Das Schulhaus und der Kindergarten sind nur zwei Minuten vom Lehrerhaus entfernt.


Um viertel vor acht läuten wir – wir schlagen mit einem Besenstiel an eine Glocke, die an der Decke hängt. Alle Kinder müssen zuerst noch ihre Füsse waschen, die vom Fussballspielen meist völlig verschlammt sind. Weil wir nur ein Waschbecken für 30 Kinder haben und weil Kichwas sowieso nicht unbedingt die schnellsten sind, dauert das jeweils. Wir beginnen den Morgen mit einem gemeinsamen Singen. Danach ist „regulärer“ Unterricht in den Klassen, das heisst, ich arbeite mit der Oberstufe. Auf das Schulegeben müsste ich einmal intensiver eingehen, das ist ein Kapitel für sich. Was aber nebst dem Unterricht alles so passiert, ist auch erwähnenswert. Zum Beispiel in der grossen Pause:

Während der Pause war eine Gonga, ein Riesenameise, auf der Terrasse. Vor der haben auch die Indianerkinder Respekt, denn das ist eben die, die einem mit einem Biss für 12 Stunden Schmerzen zufügen kann. Einer der Kindergärteler rief dann: „Oh, Gonga, kaputt machen.“ Und dann hat er sie mit seinen Flipflops zertreten. Die Gonga ist gefährlicher als ein Skorpion – nur damit ihr die Geschichte richtig einschätzen könnt.

Zwei Schwestern, die Zaida und die Sulai, hatten den Kopf voller Läuse. Die Pausenbeschäftigung der anderen Mädchen bestand darin, sie von denen zu befreien. Die Schwestern hielten den Kopf geduldig gesenkt, während die anderen emsig den Haarboden absuchten und mir jede einzelne Laus zeigen wollten, was ich sehr lehrreich fand, weil ich tatsächlich noch nie Läuse gesehen habe.

Um ein Uhr ist die Schule aus. Wir Lehrer sind dann jeweils sehr hungrig: Den Kindern drei Mal beim Essen zuzuschauen (Frühstück, Pausenfrucht, Mittagessen) macht Appetit.

Huh, eben ist mir eine Kakerlake (zeigfingergross) in den Ausschnitt gefallen. Läck, bini jetz verchlüpft!

Heiko und Jana verliessen den Amazoonico mit dem Schulkanu in Richtung Tena. Sie wollten das ganze Wochenende dort verbringen, Einkäufe machen und ein bisschen Privatsphäre geniessen. Nur verständlich, weil wir ja schon eng aufeinander leben. Auch ich habe es genossen, in unserem kleinen Haus mehr Platz zu haben.

Nach dem Essen in der Amazoonico-Küche schlief Anja in unserem Haus in der Hängematte ihren Mittagschlaf. Wir zwei Frauen deckten uns in der Amazoonico-Küche mit Essproviant ein, denn freitags kommen immer die neuen Nahrungsmittel. Bettina buk zwei Kuchen für das Volontärsfest in Olivias Haus, das am Abend steigen sollte. Und ich wusch die Wäsche (von Hand in der Badewanne) und reinigte das Klo, was auch dringend nötig war.

Die Fiesta war unterhaltsam und es gab viele Leckereien. Ich nahm Anja mit, konnte aber natürlich mit ihr nicht bis zum bitteren Ende bleiben, was vielleicht gar nicht so schlecht war. Da die Volontäre hier einen ziemlich harten Job machen und dafür auch noch bezahlen müssen, kennen sie beim Feiern dann keine Grenzen. Und so sahen sie am Samstagmorgen auch aus.

Saturday, August 18, 2007

Vom Amazonas in die Berge (von Röbu)

Die Reise von Amazoonico bis Baños ist schon wieder buchfüllend gewesen. Es sind einfach, und das muss halt auch immer wieder betont werden, so viele Eindrücke des Alltaglebens hier, dass es unmöglich ist, alles zu erzählen.


Ich mache es auf die Schnelle mit Bildern.


Was man nicht so alles mit dem Kanu transportieren kann...















Ja, was man nicht so alles unter den Armen durch die Stadt tragen kann ( zB Hühner).







































Busse werden fachmännisch repariert.







Die Busstationen sind halt immer wieder aufregend.











Der Tungurahua-Vulkan liess mich nicht bis zu seiner Hütte, aber er hat mich am Abend dann mit einem Gruss aus seinem feurigen Schlund beglückt.
(Ich bin 2000 m aufgestiegen, aber dann kehrte ich wegen schlechtem Weg, Regen und Müdigkeit um; an den Abstieg musste ich ja auch noch denken!) Etwa bis zum kleinen Wölkchen (Foto unten) im Grat war ich aufgestiegen.











Zuckergebäck kann man auch auf dem Gehsteig machen und gegen die Hauswand schlagen, um es geschmeidig zu machen.















Ein Grüessli aus dem Schlund.

Bilder als Nachtrag (von Röbu)



Unser Haus mit Terrasse gegen den Fluss, daneben den hauseigenen Wasserfall, dessen Wasserqualitaet wir (entgegen der anderen Leute) sehr anzweifeln. Er entwaessert naemlich die Tierkaefige und den riesengrossen Kompost.


Diese Bluete dient als Christbaumschmuck (pina de silvestre)
Schmetterlinge sind so schwer zu fotografieren: entweder sind sie in der Luft oder dann sind ihre Fluegel zu
Das neue Rytiplampi von Anja (built by Groevu)

Sorry, es wird unterwegs halt nicht mehr so einfach sein, Blogs perfekt zu erstellen. Ich bin jetzt seit ein paar Tagen allein unterwegs und versuche, trotzdem ab und zu etwas von mir hoeren (Tschuldigung: lesen) zu lassen. Oder vielleicht sind es halt auch nur Bilder, denn die Preise fuer die Internet-Stationen sind halt in Ecuador immer wieder eine Ueberraschung: einmal stinkbillig und dann wieder sauteuer. Online arbeiten ist dann schwierig. Nun lasst Euch ueberraschen !¡
Roebu, 18. August