Saturday, December 22, 2007

Fiesta de Navidad - Weihnachtsfest







Das Weihnachtsfest der Schule Sacha Yachana Huasi begann offiziell um 10.00 Uhr. Vorher hatten wir mit den Schülern, die rechtzeitig zum Schulanfang erschienen waren, die Bühne fertiggestellt und die Spiele aufgestellt.






Spiele

Die Spiele waren dann ein voller Erfolg. Die Kichwas amüsierten sich köstlich ab den einfachen Spielen (Wasserstafette, Kartenhaus bauen, Ringe werfen, Memoryspiel, usw.). Wer ein Spiel gewonnen hatte, bekam einen Strich auf den Unterarm, wer am meisten Striche hatte, erhielt einen Kuchen. Bettina hatte für uns diese Spiele organisiert, obwohl sie am Fest den Urwald schon verlassen hatte, und wie alles, was sie in den vergangenen fünf Monaten in Angriff nahm, war die Planung perfekt.


Mittagessen

Wie schon beim Kindergarteneinweihungsfest kochten die Eltern für uns. Es gab Hühnchen, Reis, Zwiebelsalat, Suppe, Yucca und Bananen. Und selbstverständlich Chicha, das Yucca- und Bananenbier der Kichwaindianer. Wir genossen dieses Essen in vollen Zügen. Es war nicht nur lecker (für die Maestras hat man die besten Stücke Fleisch übrig gelassen, Jana hatte sich über ihren Hühnchenhals besonders gefreut ;-) ), sondern war auch spannend mitzuverfolgen und die Leute beim Kochen und Essen zu beobachten.

Theater

Wir spielten die Legende vom vierten König, eigentlich ein Musical, das wir von mehr als 50 Seiten auf 5 reduziert hatten. Es war eines der vielen Stücke, die Bettinas Mutter uns zugesandt hatte, als wir vor 6 Wochen überraschenderweise erfahren hatten, dass wir ein Weihnachtsfest mit Theater organisieren mussten. Vielen Dank, Ursula!


Die Theaterproben machten den Kindern Spass, aber sie waren nicht mit der gleichen Beflissenheit dabei, wie ich das von Schweizer Schülern kenne. Ich war etwas unsicher, was ich von ihnen erwarten durfte und umgekehrt, was die Eltern vom Theater erwarteten. Mit dem Resultat waren wir alle aber zufrieden und rückblickend denke ich, dass es ein gutes Projekt war.


Obwohl das Stück eher nachdenklich stimmen sollte, waren die Eltern ständig am Kichern. Kichwas lachen sowieso viel und gerne. Sie freuten sich an der Kulisse und am wandernden Stern (Heiko hat eine Vorrichtung gemacht, damit man den Stern während des Stückes geräuschlos durch den Raum ziehen konnte) und an ihren Kindern.


Geschenke

Ich denke, dass dies der eigentlich wichtige Akt an diesem Tag war. Die Schüler schenkten ihren Eltern die in der Schule gebastelten Geschenke und erhielten von uns Lehrern, teilweise auch von ihren Eltern und von Angelika und Remigio ihre Geschenke. Die Geschenkevergabe verlief sehr hektisch, von Besinnlichkeit keine Spur. Danach verliessen alle fast fluchtartig die Schule, die Eltern wollten vor dem Eindunkeln auf der Insel noch ein bisschen Volleyball spielen.

Wir waren mit unserem Programm fast eine Stunde früher fertig als geplant und etwas perplex ob dem plötzlichen Abgang unserer Gäste. Trotzdem fand ich es ein wunderschöner, spannender Tag. Ein Tag, der einem bedauern lässt, dass die Halbzeit dieses Jahres in Ecuador schon abgelaufen ist...


Schnappschüsse

Abendstimmung am Arajuno















Flötenunterricht im Dschungel
Cristian, Adrian und Micaela hatten den Auftrag, während der Theaterproben draussen Flöte zu üben. Und so fand ich sie dann vor...





























Bettina
Am Mittwochmorgen ist Bettina mit dem Kanu Richtung Quito aufgebrochen. Das war für mich ein sehr emotionales Moment, schliesslich gewöhnt man sich in 5 Monaten doch sehr aneinander. Dieses Foto, obwohl schon alt, ist eigentlich bezeichnend für Bettinas Arbeit hier im Sacha Yachana Huasi. Sie brachte, auch wenn alles Kopf stand, noch eine gewisse Ruhe und Ordnung rein. Sie war unsere Planerin, die nie den Überblick verlor. Und sie war die mit den guten Ideen. Bettina, wir haben dich schon gleichen Tag vermisst! Viel Glück in Australien!
PS: Liebe Bettina, über die Fotoauswahl lasse ich noch mit mir reden. Aber du weisst, ich habe wegen meinem Fotoapparatunglück keine aktuelleren.





Stunts am Arajuno
Sabina, eine Volontärin, die uns auch in der Schule hilft, mimt den Tarzan.

Saturday, December 15, 2007

Samichlous

Am 6. Dezember organisierte Angelika für den ganzen amaZoonico einen gemütlichen Abend in der Liana Lodge. Es gab richtigen Glühwein, selbstgemachte Chrömi (die Liana-Lodge-Köche hätten angeblich das erste Mal etwas nach Rezept gemacht und nicht gewusst, wie mit einer Waage umzugehen), Gritibänze und Schoggi. Dank der feinen Sachen auf dem Tisch, den vielen Kerzen und dem Weihnachtsschmuck kam trotz der warmen Temperaturen Adventsstimmung auf.
Als dann noch Glockengebimmel zu vernehmen war, und der (katholische) Nikolaus mit einem Pferd daher kam, wurde es richtig weihnachtlich. Der Samichlous, ein Volontär, der seine Sache sehr gut machte, hatte für alle Kinder (Jan, Silvia, Kayla, Anja und ein Hotelgast) ein paar liebe Worte und ein Säcklein voller Leckereien.
Nach dem Auftritt des "Mikilaus", wie Anja den Nikolaus nannte, wurden wir zu unser aller Überraschung zum Znacht eingeladen. Das Essen in der Liana Lodge schmeckt immer hervorragend, zudem ist das Ambiente in diesem kunstvoll gebauten Dschungelhotel am Ufer des Arajunos einfach wunderschön.
Die Heimfahrt mit dem Kanu rundete den für Anja und mich sehr schönen Abend ab. Da die Motoristas sich ohne Licht an den Silouetten der Uferbäume orientieren, sieht man jeweils die ganze Sternenpracht der Südhalbkugel.


Am nächsten Morgen, nachdem er die ganze Nacht bei den Kindern in Ahuano und Tena war, fand der Nikolaus noch Zeit, im Sacha Yachana Huasi vorbeizukommen. Er hatte für jeden der Schüler Lob & Tadel und ein Säcklein Leckereien. Beides hatten wir Lehrer am Vortag vorbereitet. Die Kinder freuten sich an den Mandarinen, Bonbons und Brötchen, obwohl einige davon schon die Ameisen angezogen hatten.

Unsere Schüler hatten zwar Freude am Samichlousbesuch, waren aber längst nicht so beeindruckt, wie wir dies von Schweizerkindern gewöhnt sind. Es ist halt ein Brauch, der nicht aus ihrer Kultur kommt, ein Brauch, der mit den Europäern gekommen ist.

Sie schauten, waren still, sagten alle brav danke und machten sich dann über das Säcklein her. Was ihnen der Nikolaus gesagt hatte, war schnell vergessen. Für ein anderes Jahr könnte er auch nur einen Sack vor die Türe stellen oder gar nicht kommen. Vielleicht gäbe es ja einen indianischen Brauch, der viel besser zu der Kultur und der Gegend passen würde? Aber wer weiss das schon, die Schweizer Schule im Urwald ist leider halt wirklich nur eine Schweizer Schule. Ich wünschte mir oft, ich wüsste mehr über die Kichwas und könnte besser Spanisch.


Tierisches

Totenkopfaffe
Kürzlich hatten wir wieder einmal einen kleinen Totenkopfaffen im Schulzimmer. Das sind die, die so herzig aussehen und dann herzhaft zubeissen. Deshalb lassen wir sie meistens in Ruhe, bis sie von selbst wieder raus finden. Meine Klasse sass ruhig da, vertieft in Mathematikaufgaben und froh, für einmal nicht am Weihnachtstheater üben zu müssen. Plötzlich stand Abdón auf, ging quer durch den Raum zu den Theaterrequisiten, ergriff einen Speer, erhob ihn und sagte: „Ich bin ein Indianer, ich will den Affen jagen.“ Die ganze Szene war so absurd, dass ich nur noch lachen musste.


Tilapias
Remigio hat das Wasser in seinem Fischteich rausgelassen, weil er ihn reparieren musste. Die Tilapias wurden von Hand oder mit einem Netz rausgefischt und an das Ufer geworfen, wo sie dann starben. Tilapias sind afrikanische Fische, die von Siedlern hierher gebracht wurden, sich vermehrten, die hiesigen Arten verdrängten und offensichtlich von der ecuadorianischen Regierung kurzerhand als „einheimisch“ erklärt worden sind.
Als Anja und ich auf dem Weg zum Kompost neben dem Teich durchmarschierten, bot Remigio uns spontan Fisch an. Ich wollte nicht unhöflich sein, zudem reizte es mich, mal einen Fisch selber auszunehmen. Er legte mir zwei Tilapias ins Tupperware. Einer der beiden lebte noch und ich bat ihn, den doch für mich zu töten. Remigio schaute mich verdutzt an, nahm den Fisch und biss ihm in den Kopf. Als ich ihn dann noch fragte, wie man so einen Fisch ausnehme und zubereite, ich hätte das noch nie gemacht, war er richtig geschockt. Er erklärte es mir wie einem kleinen Kind.
Ich nahm den Fisch aus, erschrak zwar jedes Mal, wenn er noch zuckte, und gemeinsam mit den Volontären brieten wir die Leckereien in der Pfanne. Es schmeckte vorzüglich.

Kaiman
Ich habe nun endlich zum ersten Mal den Kaiman gesehen. Er lag am seichten Ufer des Capybarateiches und sonnte sich. Ich war etwas erstaunt, da ich ihn mir grösser vorgestellt hatte. Trotzdem ist er eine beeindruckende Erscheinung.

Equis
Bettina und Linda gingen mit Jaime auf eine Regenwaldtour. Bettina marschierte hinter den anderen her und entdeckte zweimal eine Ekisschlange, über die die beiden vorderen ohne es zu ahnen drüber gestiegen waren. Jaime war etwas ausser Fassung, dass er seinen Trupp in eine so gefährliche Situation gebracht hatte. Die Equis ist eine der drei giftigen Schlangen in diesem Gebiet.

Wurm
Bei den Theaterproben strich ich Jerson, einem der Kindergärteler, über den Kopf und fühlte eine erbsgrosse Beule. Neugierig schaute ich nach, was denn dies sein könnte. Jan erklärte mir, dies sei ein Wurm, der sich auf dem Kopf eingenistet habe. Man müsse ihn vergiften.
In der Mittagspause ging Bettina mit Jerson zu Angelika. Diese meinte, es sei ein ziemlich grosser Wurm, aber die Eltern wüssten schon, wie man ihn loswürde. Sie informierte Jersons Vater, der in der Liana Lodge arbeitet, per Funk. Währendessen „sprach“ die indianische Sekretärin mit dem Wurm. Denn obwohl die westliche Medizin angewandt wird, vertraut man immer noch auf die traditionellen Heilmethoden. Doppelt genäht hält besser.
Hätte man den Wurm leben gelassen, wäre er zu einer stattlichen Made herangewachsen. Dauwe meint, er habe bei Tieren schon Exemplare von 4 cm Länge und 1,5 cm Breite gesehen. Dann hätte sich diese Made verpuppt und bald wäre eine Fliege geschlüpft. Auf Spanisch nennt sich dieses Ungeziefer übrigens Tupe, auf Deutsch glaube ich Tasselwurm. Wenn jemand Lust und Laune hat, darf er gerne in einem schlauen Buch nachschlagen.

Taranteln oder Vogelspinnen
Ganz den Durchblick habe ich da noch nicht, was sich Tarantel und was sich Vogelspinne nennt. Eines ist sehrwahrscheinlich die Unterklasse des anderen. Ich lasse mich gerne belehren. Auf jeden Fall können wir bei uns in der Schule seit 5 Monaten jeden Tag mit einem haarigen Zuschauers während der Essenspausen rechnen. Und man gewöhnt sich daran. Inzwischen befördern wir die unliebsamen Gäste lässig mit dem Besen aus dem Schulzimmer.


Müsterli aus Ecuador

Liebe Daheimgebliebenen,

hier ein paar „Müsterli“ aus der ecuadorianischen Selva, aus der Dschungelstadt Tena oder der Hauptstadt Quito.

Vulkanismus oder wenn die wissenschaftliche Erklärung zu einfach ist
Mit „meinen“ grossen Schülern nehme ich im Moment Vulkanismus durch, was diese auch sehr interessant finden. Allerdings muss ich beim Unterrichten überraschenderweise aufpassen, wie ich mich ausdrücke, denn das Thema ist inhaltlich und im übertragenen Sinn heiss.
Wir schauten uns den Aufbau der Erde genau an. Mit dem Erdkern, dem Erdmantel, der sehr dünnen Erdkruste, so wie sich den die Forscher heute vorstellen. Gleichzeitig zeigte ich ihnen eine Zeichnung aus dem vorletzten Jahrhundert, die das ganze Innere unserer Weltkugel als (katholische) Hölle darstellt. Dazu sagte ich etwas wie: „Früher machte man sich auch schon Gedanken, was sich unter unseren Füssen wohl befinden könnte, und malte sich schauerliche Sachen aus. Heute weiss man, dass die im Innern unserer Weltkugel nicht die Hölle ist.“ Darauf kamen so erstaunte, ja sogar erboste Bemerkungen der Schüler, dass ich ausweichend eingestehen musste: „Man hat sie auf jeden Fall bis heute noch nicht gefunden.“
In einer anderen Lektion fragte ich, mehr um meine eigene Neugier zu stillen, wer den einen Vulkan zum Ausbrechen bringe? Die Antworten waren vielfältig: das macht er alleine, Gott, Götter. Interessant war die Antwort auf diese Frage: Welches denn die Vorzeichen eines Vulkanausbruches sein könnten? – Wenn alle Tiere, denen man im Wald begegne, schwarz seien, dann wisse man, dass ein Vulkan ausbrechen werde.

Fälschungsbewilligung
Ich durfte an einem der letzten Wochenende auf der Post in Tena ein Paket in Empfang nehmen und musste die üblichen 25 Centavos bezahlen und einen Beleg unterschreiben. Nebst der Unterschrift darf auch die Passnummer nicht fehlen. Diese Nummer kennt der Ecuadorianer auswendig, weil er sie immer irgendwo aufschreiben muss. Die Schweizerin hingegen hat keine Ahnung, (ausser vielleicht, dass das Ganze mit „F“ beginnt), was inzwischen ziemlich ärgerlich ist, denn so ein paar Zeichen auswendig zu lernen ist doch keine Sache. Deshalb fragte ich den Beamten leicht genervt, aber im Scherz: „Kann ich die Passnummer auch erfinden?“ Seine lakonische Antwort: „Por supuesto – selbstverständlich.“

Verkäufliche Werbegeschenke
Werbegeschenke sind Produkte, die der Hersteller den Läden gratis abgibt, damit diese sie zwecks Werbung an die Kunden weiter schenken, daher ja auch der Name, stimmt’s? Nicht so in Tena. Dort zahlten Anja und ich für eine mit „Werbegeschenk“ angeschriebene Kaugummischachtel 50 Centavos. Die Müsterli schmeckten fein und waren das Geld auf jeden Fall wert, auch wenn sie eigentlich nichts hätten kosten dürfen.

Frau am Steuer
Kürzlich blieb ich für einen Augenblick verdutzt stehen, weil neben mir ein Auto mit einer weiblichen Lenkerin durchfuhr. Erst dann realisierte ich, dass dies ein seltenes Bild ist in Tena. Frauen mit vielen Kindern – ja, Frauen am Steuer – eher weniger.

Steuerbetrug ist global
Alle erforderlichen Rechnungen von Anjas Zahnunfall für die Schweizer Versicherung zusammen zu bringen, erwies sich als eine anstrengende Beschäftigung. Viele stellen nicht freiwillig eine Rechnung aus, denn diese müsste man dann auch bei den Steuern angeben. So drücken sie dem unwissenden Ausländer lieber einen Beleg in die Hand, der aussieht wie eine Rechnung, aber offiziell keine ist. Das Eintauschen des Belegs gegen die eigentliche Rechnung kostete mich dann, als ich den Trick bemerkte, einen Nachmittag.

Taschenrechner

Am Kindergarteneinweihungsfest klaute jemand aus meinem Pult einen Taschenrechner, der das Kopfrechnen trainiert. (Immer wenn die Schüler das Resultat richtig eingeben, wackelt ein Professor auf dem Display mit dem Schnauz.) Obwohl ich die Kinder der Schule alle bat, mir doch den Rechner wieder zu bringen, falls sie ihn zu Hause hätten, blieb er unauffindbar. Bis vor kurzem. Da tauchten in der Schule abgerissene Teile des Klebers auf, mit dem der Taschenrechner überzogen war. Mitgenommen hatte die Teile ein Mädchen, welches diese im Haus von Jaime gefunden hatte und mir zeigen wollte. Jaime Junior hätte den Rechner damals mitgehen lassen.
Da ich nicht sicher war, wie man nun vorgehen sollte, fragte ich Angelika um Rat. Sie meinte, ihr Mann Remigio würde mit Jaime sprechen. Das sei eine heikle Angelegenheit, weil es wichtig sei, dass Jaime nicht sein Gesicht verlöre.
Jetzt warte ich gespannt auf den Ausgang der Geschichte…

Die entzückte Zahnärztin
Die Zahnärztin war zufrieden mit Anjas Heilungsprozess. Allerdings konnte sie fast keinen Satz zu Ende formulieren, weil sie immer wieder begeistert ausrief „Qué preciosa, qué linda, qué bonita chica!“ und dem verdutzten Mädchen in die Wangen kniff und Küsse aufdrückte. Ich staune, wie sehr die weisse Haut kombiniert mit roten Lockenhaaren zu faszinieren vermag. Oft starren Leute auf der Strasse Anja an, einige berühren sie sogar. Anja nimmt es gelassen.

Falscher Alarm
Während unseres Quitoaufenthaltes logierten wir wieder im Hostal von Cometa Travel. Ich nutzte die Gelegenheit, abends in aller Ruhe am Weihnachtstheater zu arbeiten und wollte mir anschliessend noch eine Tasse Zitronengrastee auf dem Balkon gönnen und die Aussicht auf die Lichter von Quito geniessen. Dabei vergass ich, dass in Quito die meisten Häuser eine Alarmanlage haben, die nachts aktiviert wird. Laut und durchdringend setzte sie ein und liess mich vor Schreck die Balkontüre wieder zuschlagen. Natürlich wollte ich sofort die beiden Frauen in der unteren Wohnung von meinem Faux-pas unterrichten und ihnen die Angst nehmen, was die geschlossene Haustür aber verunmöglichte. Da fiel mir ein, dass Maya mir im Oktober erzählt hatte, auf jeden Alarm reagiere die Polizei (eine private, selbstverständlich) mit einem Anruf. So wartete ich einige Minuten, bis tatsächlich das Telefon klingelte. Ich erklärte dem Mann am Apparat und Veronica, die in der unteren Wohnung auch am Hörer hing, in gebrochenem Spanisch meine Dummheit und entschuldigte mich überschwänglich. Am nächsten Morgen erzählte mir Veronicas Mutter, dass sie meine Aussage nicht beruhigt hatte und sie sich nicht sicher waren, ob ich nicht mit einer Waffe bedroht worden war, das Telefon abzunehmen. Deshalb liessen sie dann trotzdem noch die Polizei kommen.
Das Ganze war mir sehr peinlich.

Touristenfalle im Bus Quito-Tena
Meine Erfahrungen aus 5 Monaten Ecuador haben letzten Dienstag geholfen, unsere ganzen Wertsachen vor Diebstahl zu bewahren. Morgens früh stiegen wir in Quito in den Bus nach Tena und mussten unüblicherweise schon vor der Abfahrt die Fahrkarte zeigen. Ich stutzte etwas, tat aber wie geheissen. Dann bat mich der Bushelfer, meine ganzen Dinge ins Handgepäckfach zu legen. Auch diese Aufforderung kam mir seltsam vor, verstaute aber gehorsam Anjas Rucksack und zwei Geschenkpapierrollen im Fach. Meine Handtasche mit Portemonnaie, Ausweisen, Kreditkarten, Stick und persönlichen Sachen nahm ich wie immer mit auf den Sitzplatz. Da forderte mich der Bushelfer auf, auch diese ins Handgepäckfach zu legen, worauf ich ihm entschieden antwortete: No, diese Handtasche ist mir zu wertvoll, die bleibt bei mir. Er hakte noch einmal nach, beteuerte, dass der Tasche schon nichts passieren würde. Zum Glück blieb ich dabei.
Als der Bus nämlich losfuhr, war vom „Bushelfer“ nichts mehr zu sehen. Das richtige Busteam war inzwischen eingestiegen, mit dem richtigen Bushelfer, der uns ein paar Minuten später darauf aufmerksam machte, alle Wertsachen aus dem Handschuhfach zu nehmen, da sie sonst gestohlen werden könnten.
Als ich die Geschichte Angelika erzählte, meinte sie, das sei einer der ältesten Tricks Touristen auszurauben. Und ich solle davon ausgehen, dass das richtige Busteam vom falschen Bushelfer wusste und vielleicht sogar Provisionen einheimste. Viva Ecuador!