Tuesday, June 17, 2008

Abschlussfest - Fiesta del fin del año

Buenas días a todos,

ich sitze im Hostal Cometa, dem allerbesten und nur empfehlenswerten Hostal von Quito, am Computer und bin ein bisschen unruhig. Einerseits sicher vom Kaffee, den ich heute in Unmengen getrunken habe, andererseits auch, weil heute der Rückflug in die Schweiz ist und dieses unglaubliche, geniale, einmalige, erlebnisreiche und abenteuerliche Jahr somit dem Ende zu geht.

Die Zeit im Dschungel ist nicht nur zeitlich, sondern auch in meinen Gedanken schon ziemlich weit weg. Ich denke sehr gerne an diese feuchten Monate zurück und meine vielen Narben erinnern mich täglich an die Zeit im Urwald.

Wir hatten einen gelungenen Abschluss Ende Mai: das Wetter liess ein letztes Schwimmen im Arajuno zu, die Kinder zeigten sich noch einmal von der allerbesten Seite, so dass einem der Abschied wirklich schwer fiel, und das Leben im Lehrerhaus verlief ausgesprochen harmonisch.

Gemeinsam putzten wir das Lehrerhaus und die Schule und schrieben einen 70-seitigen Abschlussbericht. Letzteres, damit sich unsere Nachfolger im Vorfeld informieren und sich optimal vorbereiten können. Ersteres, damit die Kakerlaken-, Taranteln-, Termiten-, Ameisenpopulationen sich bei Ankunft der neuen Idealisten (sprich: Lehrer) in Grenzen halten. In beiden Gebäuden wird es aber trotz unseren Bemühungen wieder kreuchen und fleuchen...
Im Lehrerhaus werden während der zwei Sommermonaten Arbeiter sein, die die Wände hochziehen sollen, so dass die neuen Lehrer (die wollen zu sechst,- vier Erwachsene und zwei Kinder,- hausen!) ein bisschen mehr Privatsphäre haben. Im Lehrerhaus ist in der letzten Woche noch ein Dielenbrett durchgebrochen (ich bin im Boden versunken wie Rumpelstilzchen), somit müsste auch das noch repariert werden, was natürlich die Dschungel-Villa auch wieder verstauben wird. Ausserdem habe ich von Olivia vernommen, dass sich ein paar Volontäre nach unserer Abreise im Haus gemütlich gemacht haben (die spinnen, die Volontäre) - unsere Putzaktion war mehr eine Alibiübung.

Die Fiesta del fin del año zitiere ich aus unserem Abschlussbericht:

Am Donnerstag, am 22.5.08 (ein Tag vor Schulschluss), luden wir zur Abschlussparty ein. Um 9.30 Uhr schenkte Heiko für alle Schüler Avena aus, während die Padres de familia schon das Nachtessen bereit machten. Um 10.00 Uhr begannen wir mit den Schülern das Fest vorzubereiten. Das Mittagessen der Schule kam zu gewohnter Zeit. Um 14.00 sollten die Spiele für Gross und Klein anfangen. Wir haben einen Posten mit dem Schokolade-Essen-Spiel, einen Blasrohrposten und ein Grenzballturnier vorbereitet. Wiederum war es Jaime, der uns drängte, mit den Spielen eher anzufangen, da die Padres anschliessend noch auf der Isla Anaconda Volleyball spielen möchten.
Die Spiele machten allen wie immer riesigen Spass. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen kreischten vor Vergnügen. Leider unterbrach Jaime die Spiele, die bis 16.30 Uhr dauern sollten, bereits um 15.00 Uhr mit der Begründung, die Padres hätten nun Hunger. Die Kinder zeigten sich verständlicherweise sehr enttäuscht. Das Nachtessen wurde dann aber trotzdem erst um 17.00 Uhr eingenommen. Die Profes und Maestras, Olivia und Douwe und zwei freiwillige Abgeordnete von den Padres de la familia (Ruben und Victor) wurden an einem Tisch auf dem Vorplatz serviert.
Anscheinend war es den Eltern dann doch zu spät um noch Volleyball zu spielen. Alle blieben und der „Baile popular“ begann. Zum Tanz waren Vero und Diana, die Köchinnen, Olga, die Sekretärin, die Volontäre und die Leute aus der Liana Lodge eingeladen. Die Volontäre haben wir im Vorfeld über den Verhaltenskodex bei Kichwapartys informiert. Erst im Nachhinein haben wir gemerkt, dass wir Edison, den treuen Helfer von Douwe, vergessen hatten einzuladen, was uns sehr Leid tat.
Etwa um 20.00 Uhr hielten verschiedene Leute Dankesreden (Jaime, Lucilla, Annelies, Ruben, Douwe) und das Fest wurde feuchtfröhlicher. Wir Lehrer haben für die Fiesta vier Harassen Bier gespendet. Insgesamt wurden 13 Kisten Bier getrunken (und leider auch an die Kinder weitergereicht). Dennoch verschwanden alle Eltern um 1.00 Uhr schlagartig, als das Bier alle war. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass die Party auf der Isla Anaconda ohne uns noch bis in die Morgenstunden weitergegangen ist.
Es war trotzdem ein tolles Abschlussfest. Ein Kichwaabschlussfest eben.

Am letzten Schultag kam nur die ältere Hälfte der Schüler in die Schule. Zwar waren alle müde, halfen aber tipptopp mit das Schulhaus und die Umgebung zu putzten. Die angekündigte Biligüe erschien den ganzen Morgen nicht.
Zum Abschluss teilten wir noch die vom Vortag übriggebliebenen Schokoladen und verteilten die Zeugnisse. Unten beim Bootsteg winkten die Maestras und Profes dem Schulkanu, bis es nicht mehr zu sehen war. Es war ein harmonischer letzter Tag.

Stadtschulwoche in Quito, 16.5

Freitag, 16. Mai 2008
Besuch bei der Feuerwehr und im Flugzeugmuseum

Stadtschulwoche in Quito, 15.5

Donnerstag, 15. Mai 2008
Ausflug auf den Pichincha

Stadtschulwoche in Quito, 14.5

Buenas días de Arequipa!

Unsere Abschlussreise nimmt mich voll in Anspruch, Peru hat unglaublich viel zu bieten, Land und Leute gefallen... dies eine kleine Entschuldigung, warum ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe.
Etwa ein Monat ist es her, seit ich in der Stadtschulwoche mit meiner Klasse war. Ich denke sehr gerne an die Zeit zurück, vermisse den Dschungel aber noch nicht, da mir die gewaltigen Berge und weiten Hochebenen von Peru mindestens genauso zusagen. Und die Küche ist definitiv anspruchsvoller.
Der Vollständigkeit halber versetze ich mich aber noch einmal zurück und erzähle euch, wie die Stadtschulwoche und die letzte Schulwoche waren. Dafür habe ich zwei Stunden Zeit, dann gibt's Almuerzo in der Plaza de armas... ;-)

Mittwoch, 14. Mai 2008
Besuch in der Mitad del Mundo

Das Frühstück im Hostal Cometa ist für europäische Verhältnisse reichhaltig und lässt nichts zu wünschen übrig. Meinen Schülern war's allerdings viel zu süss, klar - normalerweise gibt es bei ihnen Reis oder Yucca. Trotzdem waren sie mutig und kosteten die verschiedenen fremdartigen Speisen wie zum Beispiel Nutella, Aufschnitt, Cornflakes und Honig-Kamillen-Tee.

Etwa um 10.00 Uhr, nach zwei Lektionen Mathematik- und Englischunterricht, machten wir uns auf zur Mitad del Mundo, einem sehr interessanten Museum auf dem Äquatorn - auf der Mitte der Welt eben. Die Kinder zeigten sich dem Verkehr von Quito gegenüber erstaunlich gelassen - und halfen mir sogar schon, den richtigen Bus zu finden.

Im Museum selbst entging der Klasse die Ironie, als lebendige Beispiele der Selvaindianer vor einem für Touristen ausgestellten Kichwahaus zu stehen, das ihr eigenes hätte sein können. Unsere Führerin erklärte den Kindern Dinge, die diese aus dem täglichen Leben kannte. Und sie zeigte ihnen Gegenstände aus der Vergangenheit der Kichwas, die am Napo und Arajuno noch in Gebrauch sind.

Abdón zeigte sich sehr interessiert - die anderen freuten sich vor allem an den spielerischen Teilen der Führung, wie dem Blasrohrschiessen (obwohl sie dafür nun wirklich nicht nach Quito hätten kommen müssen).

Am meisten beeindruckten sie die Experimente auf dem Äquator. Obwohl ich die Versuche noch vom letzten Jahr kannte, faszinierten sie auch mich von Neuem.
Da gibt es zum Beispiel ein mit Wasser gefülltes Becken, das einen normalen Lavaboablauf in der Mitte hat. Lässt man das Wasser nur etwa 2 Meter nördlich des Äquators abfliessen, gibt es einen Strudel, der sich gegen den Uhrzeigersinn dreht. Auf der Südhalbkugel dreht er sich mit dem Uhrzeigersinn. Und wenn das Becken genau auf dem Äquator steht (gekennzeichnet mit einem roten Strich auf dem Boden), gibt es gar keinen Strudel - das Wasser lässt sich von der Gravitation schnurgerade zur Erde ziehen. Rein theoretisch ist mir das nichts Neues, aber das Phänomen praktisch zu sehen, ist halt was anderes.

Ein weiteres Experiment basiert auf der Tatsache, dass auf dem Äquator die Kräfte anders wirken und wir Menschen leichter sind und weniger Kraft haben. Die Schüler versuchten sich gegenseitig die in die Höhe gehaltenen Arme gegen den Boden zu drücken. Neben dem Äquator war dies je nach Stärke des Schülers eine anstrengende Sache. Auf dem Äquator ein Leichtes.

Schliesslich wollten die Kinder doch noch ein Foto vom Monument machen, das allerdings damals am falschen Ort gebaut wurde und nun etwa 200 Meter neben dem Äquator steht.
Cristian wurde sehr ungeduldig und später sogar aggressiv, weil das Mittagessen auf sich warten liess. Wir mussten deshalb fast notfallmässig in ein Restaurant - das Menu, Reis und Poulet, sagte allen zu.