Sunday, September 2, 2007

Adíos, Ecuador! (von Röbu)


Ja, meine lieben Blogger, das Kapitel "Röbu in Ecuador" geht dem Ende entgegen.

Ich bin jetzt wieder 2 Tage bei A & A im Urwald und erhole mich von meiner Reise quer durch das landschaftlich schöne Land, das überall mit Überraschungen droht. Mit meinen Wochen im Wald, wo die Weiten des Amazonasgebietes beginnen, mit meinen Touren zu Fuss und zu Velo in den hohen Bergen und mit dem Abstecher an den Pazifischen Ozean habe ich gleichzeitig auch eine Kurzzusammenfassung von grossen Teilen von Südamerika gesehen, die Südspitze ausgenommen.


Im Wald
Dass Leben im Urwald möglich ist, war ja nicht bestritten; das beweisen Millionen von Leuten tagtäglich. Aber wie gut oder schlecht sich leben lässt, das erfährt man halt nur beim längeren Aufenthalt. Es ist ein gutes Zeichen, wenn die Rückkehr von der Reise zu A & A in den Wald wie ein Heimkommen war, oder ?! Keine Termine (nur Termiten), keine Hektik, viel Zeit für sich, die Natur diktiert die Gangart.














Wenn nur diese verd… Mücken oder sonstigen Stechviecher nicht wären, die mich seit gestern schon wieder mit zirka 100 Stichen an Beinen und Armen verziert haben. Ja, und dann ist halt auch ab und zu mit einem warmen, trockenen Regen zu rechnen im Regenwald (siehe Film unten).


















































Und wer nicht gern Schmutz sieht, riecht oder durchwatet, ist doch hier auch fehl am Platz. Da muss man selbst beim Fussball spielen durch. Schwimmen im braunen, trüben Arajuno ist vielleicht auch nicht gerade jedermanns Sache. Hingegen wer gerne schläft ohne Verkehrslärm, dafür mit 100 anderen uns unbekannten Geräuschen aus dem Wald, der fühlt sich hier im Paradies. Und verloren gehen kann man ja auch nicht: man folgt einfach dem Rio Arajuno, dem Rio Napo und dann dem Amazonas bis ins 3500 km entlegene Mündungsgebiet und fragt dort nach dem Weg !



Die Berge


Berge in Ecuador sind wirklich speziell !!!!



Dass ich Berge vielleicht ein bisschen parteiisch bewerte, mag sein und erstaunt Euch ja nicht wirklich. Aber die hier in Ecuador recht hoch aufgetürmten Steinhaufen und die dazwischen schlummernden Täler in atemberaubenden Tiefen geben der Landschaft eine Struktur und man kann sich einigermassen orientieren (im Gegensatz zum Wald, ringsum Wald, ringsum hügliger Wald und dann nochmals Wald). Die Leute in den Bergen kamen mir auch offener vor, obwohl immer auch das Gegenteil behauptet wird. Die Begegnungen auf meiner Velotour mit den arbeitenden Familien in den Bergen gehören zu den Höhepunkten meiner Reise. Das rauchende Grüessli vom Tungurahua-Vulkan lässt dich dann als Mensch für Momente klein und machtlos erscheinen.




Und dann natürlich noch der Berg: Die geglückte Besteigung des Chimborazo auf 6300m (wenn auch mit hoher körperlicher Anstrengung, aber ohne sonstige Beschwerden), ist das Tüpfchen auf dem i. Der Stolz über das Gesehene und Erlebte überwiegt die trübende Tatsache, dass es bloss eine Nachtwanderung war, weil wir zu früh auf dem Gipfel eintrafen.

















Das Meer
Dass ich auch Meer-Fan bin, ist kein Geheimnis. Zwei Tage nach dem Gipfelsturm war ich an den Gestaden des Pazifiks. Wieder lassen dich die Weiten des Meeres so klein, so unscheinbar klein und nichtig fühlen. Selbst die Wal-Kolosse verlieren sich in diesen unendlichen Wassern. Den Wunsch, einmal einen lebenden Wal zu sehen, hegte ich immer. Ich durfte ihn mir erfüllen (siehe Film unter Kapitel "was macht eigentlich Roebu"). Vogelbeoachtungen auf der Insel und am traumhaft schönen Strand vom Machalilla Nationalpark rundeten den Besuch an der Küste ab.


Reisen
Von den Verschiebungsreisen von Ort zu Ort mit dem Überland-Bus kann ich nicht schwärmen. Es hat zwar (Gott sei Dank!) immer ohne Zwischenfälle geklappt und ich habe bis heute noch keine materiellen Verluste zu beklagen (wie so viele andere Touristen). Trotzdem, die ständige Unsicherheit wegen Diebstahl, Willkür, Unfall und richtige Routenwahl und die gespielten, ohrenbetäubenden Action- oder Horror-Filme in den meist überfüllten Bussen sind nicht mein Geschmack. Ich freue mich auf die RM von Rohrbach nach Langenthal.
Der Ausflug zum Äquator verblüffte vor allem durch die verschiedenen Experimente, den wechselnden Wasserstrudel und das stehende Ei, aber auch durch das akzeptable Museum.

Essen
Ich habe das andere Essen genossen. Ich esse schliesslich in der Schweiz auch alles. Allerlei aus Wald und Feld (Ameisen und deren Eier, Früchte), sämtliches Gekrabbe aus dem Meer, Meerschweinchen vom Spiess und anderes mehr vom Strassenstand und die ab und zu undefinierbaren Gerichte aus der Amazoonico-Küche konnten mir nichts anhaben, im Gegenteil: mit gutem Appetit habe ich alles probiert. Aber gegen ein Zmorge-Buffet in einem noblen Hotel am Thunersee gibt es auch nichts einzuwenden.







































Der Schmutz und die Hygiene
Da habe ich nun tatsächlich Mühe. Das Wegwerfen von allen erdenklichen Gegenständen an allen erdenklichen Orten hat mich betroffen gemacht. Natürlich kann man nicht verlangen, dass der Abfall vom ganzen Land in die wohl einzige Kehrichtverbrennungsanlage des Landes nach Quito geführt wird. Aber "Nestbeschmutzer" ist das schönere Wort für "Souhueng", das ich oft am Ort des Geschehens laut für mich in die Gegend geschrieen habe. Unvorstellbar für den, der es nicht selber sehen kann. Und dafür, dass auch hygienische Einrichtungen weitgehend fehlen oder nicht intakt sind, kann oft mangelnder Wille und nicht mangelndes Geld herangezogen werden. Aufklärung tut Not, aber durch wen? Die Interessen der Politiker lägen nur beim eigenen Vorteil, sind sich hier alle einig !






Die Schule
Die Schule ist der tiefste Ursprung meiner Aus-Zeit. Ihr ist alles zu verdanken. Ohne sie wäre Annelies nicht hier und ich schon gar nicht. Als Aussenstehender habe ich ab und zu Inspektionsbesuche an der gemacht. Der Schulbetrieb ist nicht einfach zu organisieren, zu unterschiedlich sind die Auffassungen über Sinn und Zweck der Schule. Jedoch sind sich die Langzeitbeobachter hier einig, dass die Schüler mindestens soviel oder mehr lernen können wie in den normalen Volksschulen in der Umgebung. Im Vergleich zu Schweizer Schulen wirkt der Betrieb hier sehr chaotisch, aber mit den Mitteln, die dem Lehrkörper zur Verfügung stehen, ist er mit allem Respekt zu bewerten. Die Schüler bringen ja auch sehr unterschiedliche Vorbildung mit und die Begeisterung für die Schule schwankt wohl zwischen sehr gross bis auf die Beschränkung auf das von der Schule offerierte Essen (morgens nach dem Eintreffen Haferbrei, ¼ Apfel in der Pause, Mittagessen meistens Hühnchen mit Reis oder dann Reis mit Hühnchen).
Leider ist die einzelne Lektion nach dem Mittagessen nicht mehr mit viel Gehalt, was ja aber auch verständlich ist. Ja, in einem Jahr werden diese Kinder einiges Wissen mehr aufweisen, davon bin ich überzeugt. Und nebenbei erwähnt, auch menschlich werden sie profitiert haben.
Einige Kinder sind nach Meinung der Schuldirektorin Annelies intelligent und mit schneller Auffassungsgabe gesegnet. Mir imponieren sie hauptsächlich mit körperlicher Gewandtheit und Talent. Und die Kleinen sind einfach herzig !


















Menschen
Die vielen Begegnungen mit Menschen in den verschiedenen Regionen und bei ganz unterschiedlichen Begebenheiten haben für mich einen ganz besonderen Wert. Nicht tourismus-Ecuador, sondern eben Ecuador habe ich gesehen und erlebt. Hier lasse ich vorallem Bilder sprechen.


















































































































































Wir Gerbers
Die Gerber-Bande hat sich im Wald gut eingelebt und sich verhältnismässig schnell an die neue Umgebung gewöhnt. (Wir haben selber gestaunt, wie schnell man sich dort "zuhause" fühlt). Anja hat (wenigstens offensichtlich) keine Probleme mit der Umstellung, da sie ja für sie wichtige Personen um sich hat. Improvisieren (auf möglichst hohem Niveau) ist eine unserer Stärken und ich bin sicher, dass Annelies das so durchziehen wird. Und seht doch die Bilder an: wann hat man in der Schweiz so romantische Schreibstuben und die entsprechende Zeit um zu schreiben....


























… und Tschüss
Das wär’s jetzt also von mir. Ich freue mich darauf, Euch im Gespräch über meinen Abstecher nach Südamerika zu erzählen. Ihr reserviert am Besten (mal rechnen: 55 Tage zu ungefähr 12 Stunden, abzüglich 2 Tage für wirkliches Faulenzen und 3 Tage für Wiederkehrendes im Wald) einmal an einem Wochenende 600 Stunden und stellt Weisswein kalt und Nüssli bereit. Und dann bin ich anschliessend gerne bereit, auch Fragen zu beantworten.

Es hat Spass gemacht, meine Erlebnisse mit Euch zu teilen.

Herzlichen Dank für die Begleitung!


Über Kommentare (unten für Euch möglich) freuen sich Annelies und ich immer.


Bis gly ….

Röbu (30. August 2007)

3 comments:

Gerbers said...

As isch gwautig,was
du aues erläbt hesch!U jetz isches Zyt ir guete aute Schwyz meh vo däm erläbte cho zverzöue.Mir fröienis druf!!!

Brigitt said...

Lieber Vätel
Ich bin wahnsinnig gespannt, was Du uns alles zu erzählen hast, leider befürchte ich, dass es Dir nicht möglich ist, dass Erlebte so an uns weiter zu geben. Ich freue mich riesig Dich Morgen zu sehen. Ich denke mein kommentar liest Du erst in Deinem neuen/alten Zuhause. Schön, dass Du wieder hier bist.

anneliesundanjainecuador said...

Vielen Dank, Vätu, für diesen letzten Ecuadorbericht! Einfach über die Fotoauswahl müssen wir uns noch einmal unterhalten. Ich wüsste da ein Bild, das ich lieber nicht in meinem Blog hätte...