Bei den Volontären
Während den Weihnachtsferien nutzte ich die Gelegenheit einen Goumer zu haben beim Schopf und stürzte mich mit der ältesten Kleidung in die Arbeit der Volontäre. Diese kommen aus allen möglichen Ländern und zahlen monatlich 100 Dolares, dass sie überhaupt im amaZoonico krampfen dürfen. Und sie krampfen wirklich: Futter für die Tiere vorbereiten, Tiere füttern, Käfige putzen, Touristenführungen machen, Früchte holen und die Treppe hochschleppen, wieder Tiere füttern, wieder Touristenführungen machen, wieder Früchte holen, Abfall verbrennen, Nachtessen kochen, usw.
Ich genoss es, mich mal körperlich so richtig austoben zu können und profitierte natürlich auch sonst von den neuen Erfahrungen. Zum Abschluss durfte ich sogar noch Touristenführungen machen und auf Berndeutsch und Englisch erklären, wie die verschiedenen Tiere heissen und warum sie in Käfigen sind.
Die meisten sind eingespeert, weil sie schon zu sehr an den Menschen gewöhnt sind und in der freien Natur gar nicht überleben würden. Solche Tiere kommen meist aus privaten Haushalten, aber auch aus Zoos oder vom illegalen Handel. Einige sind in Käfigen, weil sie dort auf ihre Auswilderung warten. Diese Idee des Projektes sagt mir am meisten zu und die wird während einer Führung auch immer wieder betont. Ich finde es unfassbar, dass sich einige Touristen nach einer informativen Tour durch den amaZoonico trotzdem noch nach dem Preis für einen Affen erkundigen.
Maestra Steffi
Seit Anfang Januar haben wir ein neues Teammitglied: Stefanie Burgunder. Sie hat sich sehr schnell eingelebt, übernimmt zu unser aller Erleichterung den Musikunterricht und führt auch sonst, -was die Schule betrifft-, die guten Angewohnheiten von Bettina weiter.
Leider hat sie sich auch bereits schon in der ersten Woche von den Sandfliegen verunstalten lassen. Mit unserer mehrmonatigen Erfahrung auf diesem Gebiet sind wir ihr natürlich mit Rat und Tat zur Seite gestanden und haben uns insgeheim gefreut, selbst wohl doch endlich immun gegen die Viecher geworden zu sein.
Steffi führt selbst auch einen Blog während ihrer Zeit hier in Ecuador: steffiburgunder.wobistdujetzt.com
Maestra Mueti
Ich versuche, die Schulstunden im Sacha Yachana Huasi ganz bewusst zu geniessen. Zu schnell werden sie der Vergangenheit angehören. Und wo kriege ich das in der Schweiz wieder? Eine 8-köpfige Klasse voller begeisterungsfähiger, aufgeweckter, lernbegieriger Schüler, die auf dem Weg zum Lehrerpult einen Überschlag machen? Wann kriege ich wieder Oberstufenschüler, die gebannt einer Kinderbucherzählung folgen? Oder wann solche, die wegen einem Flugzeug ans Fenster rennen? Oder schmollen, wenn ich sie nicht aufrufe, obwohl sie sich doch so Mühe gegeben haben, nichts reinzurufen und mit aufgestreckter Hand zu warten?
Und mit allergrösster Wahrscheinlichkeit habe ich nie wieder Schüler, die mit dem Kanu zur Schule kommen!
Die Kinder sind mir sehr ans Herz gewachsen! Und Unterrichten ohne Kopierer, mit immer feuchtem Papier und schnellen Kakerlaken, ohne Licht, dafür mit lautem Regen, der aufs Blechdach trommelt, ist wunderschön. Einfach Schule geben - ohne all die Verpflichtungen, welche dies in der Schweiz mit sich bringen würde.
Gestern rief Alirio immer wieder nach mir: Maestra, Maestra, Maestra! Ich wollte ihn absichtlich nicht hören, schliesslich erklärte ich gerade einer seiner Mitschülerinnen einen Werkstattauftrag, er sollte ruhig mal warten. Da verlor Alirio die Geduld und schrie: MUETI! Was bei Anja hilft, kann ja nicht so falsch sein. Auch dies wird mir wohl nicht so schnell wieder passieren.
Termitenangriffe
Während Christine von Steiger hier in den Ferien war und ihre "Ferienwohnung" beanspruchte, durften wir das Haus von Douwe&Oliva benutzen, die gerade in Holland auf Urlaub waren. Dort fochten wir dann einen nie endenwollenden Kampf gegen die Termiten (und gegen Douwes Gänse, aber das ist eine andere Geschichte). Termiten sind faszinierende Tiere mit unglaublichen sozialen Strukturen, haben aber in menschlichen Architekturen nichts zu suchen. Deshalb rückten wir den armen Viechern immer wieder mit Insektizid zu Leibe, nicht ohne gleichzeitig ihre langen Tunnelkonstruktionen und ihre Beharrlichkeit bewundern zu müssen.
Zum Nachtessen gibt's.... Tortuga!
Als wir letztes Wochenende wieder einmal in Puerta Barantilla auf ein Kanu warten mussten, kamen wir mit einer Kichwafamilie von der Isla Anaconda ins Gespräch, die ebenfalls wartete. Da bemerkte ich, dass sie in der Einkaufstasche eine lebendige Schildkröte hatten. Ich fragte direkt nach, von wo sie die hätten und wofür sie sie bräuchten. Das schien ihnen eine selten dumme Frage zu sein. Vom Markt, selbstverständlich, und zum Zubereiten. Ja, was denn sonst? Die Familie lebt keinen Kilometer weit vom Amazoonicoprojekt entfernt, dessen Ziel es ja ist, solche Tiere wieder auszuwildern. Da wird der Idealismus der Volontäre hart auf die Probe gestellt und es darf an der Nachhaltigkeit des Projektes kurz gezweifelt werden...
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