Saturday, December 22, 2007

Fiesta de Navidad - Weihnachtsfest







Das Weihnachtsfest der Schule Sacha Yachana Huasi begann offiziell um 10.00 Uhr. Vorher hatten wir mit den Schülern, die rechtzeitig zum Schulanfang erschienen waren, die Bühne fertiggestellt und die Spiele aufgestellt.






Spiele

Die Spiele waren dann ein voller Erfolg. Die Kichwas amüsierten sich köstlich ab den einfachen Spielen (Wasserstafette, Kartenhaus bauen, Ringe werfen, Memoryspiel, usw.). Wer ein Spiel gewonnen hatte, bekam einen Strich auf den Unterarm, wer am meisten Striche hatte, erhielt einen Kuchen. Bettina hatte für uns diese Spiele organisiert, obwohl sie am Fest den Urwald schon verlassen hatte, und wie alles, was sie in den vergangenen fünf Monaten in Angriff nahm, war die Planung perfekt.


Mittagessen

Wie schon beim Kindergarteneinweihungsfest kochten die Eltern für uns. Es gab Hühnchen, Reis, Zwiebelsalat, Suppe, Yucca und Bananen. Und selbstverständlich Chicha, das Yucca- und Bananenbier der Kichwaindianer. Wir genossen dieses Essen in vollen Zügen. Es war nicht nur lecker (für die Maestras hat man die besten Stücke Fleisch übrig gelassen, Jana hatte sich über ihren Hühnchenhals besonders gefreut ;-) ), sondern war auch spannend mitzuverfolgen und die Leute beim Kochen und Essen zu beobachten.

Theater

Wir spielten die Legende vom vierten König, eigentlich ein Musical, das wir von mehr als 50 Seiten auf 5 reduziert hatten. Es war eines der vielen Stücke, die Bettinas Mutter uns zugesandt hatte, als wir vor 6 Wochen überraschenderweise erfahren hatten, dass wir ein Weihnachtsfest mit Theater organisieren mussten. Vielen Dank, Ursula!


Die Theaterproben machten den Kindern Spass, aber sie waren nicht mit der gleichen Beflissenheit dabei, wie ich das von Schweizer Schülern kenne. Ich war etwas unsicher, was ich von ihnen erwarten durfte und umgekehrt, was die Eltern vom Theater erwarteten. Mit dem Resultat waren wir alle aber zufrieden und rückblickend denke ich, dass es ein gutes Projekt war.


Obwohl das Stück eher nachdenklich stimmen sollte, waren die Eltern ständig am Kichern. Kichwas lachen sowieso viel und gerne. Sie freuten sich an der Kulisse und am wandernden Stern (Heiko hat eine Vorrichtung gemacht, damit man den Stern während des Stückes geräuschlos durch den Raum ziehen konnte) und an ihren Kindern.


Geschenke

Ich denke, dass dies der eigentlich wichtige Akt an diesem Tag war. Die Schüler schenkten ihren Eltern die in der Schule gebastelten Geschenke und erhielten von uns Lehrern, teilweise auch von ihren Eltern und von Angelika und Remigio ihre Geschenke. Die Geschenkevergabe verlief sehr hektisch, von Besinnlichkeit keine Spur. Danach verliessen alle fast fluchtartig die Schule, die Eltern wollten vor dem Eindunkeln auf der Insel noch ein bisschen Volleyball spielen.

Wir waren mit unserem Programm fast eine Stunde früher fertig als geplant und etwas perplex ob dem plötzlichen Abgang unserer Gäste. Trotzdem fand ich es ein wunderschöner, spannender Tag. Ein Tag, der einem bedauern lässt, dass die Halbzeit dieses Jahres in Ecuador schon abgelaufen ist...


Schnappschüsse

Abendstimmung am Arajuno















Flötenunterricht im Dschungel
Cristian, Adrian und Micaela hatten den Auftrag, während der Theaterproben draussen Flöte zu üben. Und so fand ich sie dann vor...





























Bettina
Am Mittwochmorgen ist Bettina mit dem Kanu Richtung Quito aufgebrochen. Das war für mich ein sehr emotionales Moment, schliesslich gewöhnt man sich in 5 Monaten doch sehr aneinander. Dieses Foto, obwohl schon alt, ist eigentlich bezeichnend für Bettinas Arbeit hier im Sacha Yachana Huasi. Sie brachte, auch wenn alles Kopf stand, noch eine gewisse Ruhe und Ordnung rein. Sie war unsere Planerin, die nie den Überblick verlor. Und sie war die mit den guten Ideen. Bettina, wir haben dich schon gleichen Tag vermisst! Viel Glück in Australien!
PS: Liebe Bettina, über die Fotoauswahl lasse ich noch mit mir reden. Aber du weisst, ich habe wegen meinem Fotoapparatunglück keine aktuelleren.





Stunts am Arajuno
Sabina, eine Volontärin, die uns auch in der Schule hilft, mimt den Tarzan.

Saturday, December 15, 2007

Samichlous

Am 6. Dezember organisierte Angelika für den ganzen amaZoonico einen gemütlichen Abend in der Liana Lodge. Es gab richtigen Glühwein, selbstgemachte Chrömi (die Liana-Lodge-Köche hätten angeblich das erste Mal etwas nach Rezept gemacht und nicht gewusst, wie mit einer Waage umzugehen), Gritibänze und Schoggi. Dank der feinen Sachen auf dem Tisch, den vielen Kerzen und dem Weihnachtsschmuck kam trotz der warmen Temperaturen Adventsstimmung auf.
Als dann noch Glockengebimmel zu vernehmen war, und der (katholische) Nikolaus mit einem Pferd daher kam, wurde es richtig weihnachtlich. Der Samichlous, ein Volontär, der seine Sache sehr gut machte, hatte für alle Kinder (Jan, Silvia, Kayla, Anja und ein Hotelgast) ein paar liebe Worte und ein Säcklein voller Leckereien.
Nach dem Auftritt des "Mikilaus", wie Anja den Nikolaus nannte, wurden wir zu unser aller Überraschung zum Znacht eingeladen. Das Essen in der Liana Lodge schmeckt immer hervorragend, zudem ist das Ambiente in diesem kunstvoll gebauten Dschungelhotel am Ufer des Arajunos einfach wunderschön.
Die Heimfahrt mit dem Kanu rundete den für Anja und mich sehr schönen Abend ab. Da die Motoristas sich ohne Licht an den Silouetten der Uferbäume orientieren, sieht man jeweils die ganze Sternenpracht der Südhalbkugel.


Am nächsten Morgen, nachdem er die ganze Nacht bei den Kindern in Ahuano und Tena war, fand der Nikolaus noch Zeit, im Sacha Yachana Huasi vorbeizukommen. Er hatte für jeden der Schüler Lob & Tadel und ein Säcklein Leckereien. Beides hatten wir Lehrer am Vortag vorbereitet. Die Kinder freuten sich an den Mandarinen, Bonbons und Brötchen, obwohl einige davon schon die Ameisen angezogen hatten.

Unsere Schüler hatten zwar Freude am Samichlousbesuch, waren aber längst nicht so beeindruckt, wie wir dies von Schweizerkindern gewöhnt sind. Es ist halt ein Brauch, der nicht aus ihrer Kultur kommt, ein Brauch, der mit den Europäern gekommen ist.

Sie schauten, waren still, sagten alle brav danke und machten sich dann über das Säcklein her. Was ihnen der Nikolaus gesagt hatte, war schnell vergessen. Für ein anderes Jahr könnte er auch nur einen Sack vor die Türe stellen oder gar nicht kommen. Vielleicht gäbe es ja einen indianischen Brauch, der viel besser zu der Kultur und der Gegend passen würde? Aber wer weiss das schon, die Schweizer Schule im Urwald ist leider halt wirklich nur eine Schweizer Schule. Ich wünschte mir oft, ich wüsste mehr über die Kichwas und könnte besser Spanisch.


Tierisches

Totenkopfaffe
Kürzlich hatten wir wieder einmal einen kleinen Totenkopfaffen im Schulzimmer. Das sind die, die so herzig aussehen und dann herzhaft zubeissen. Deshalb lassen wir sie meistens in Ruhe, bis sie von selbst wieder raus finden. Meine Klasse sass ruhig da, vertieft in Mathematikaufgaben und froh, für einmal nicht am Weihnachtstheater üben zu müssen. Plötzlich stand Abdón auf, ging quer durch den Raum zu den Theaterrequisiten, ergriff einen Speer, erhob ihn und sagte: „Ich bin ein Indianer, ich will den Affen jagen.“ Die ganze Szene war so absurd, dass ich nur noch lachen musste.


Tilapias
Remigio hat das Wasser in seinem Fischteich rausgelassen, weil er ihn reparieren musste. Die Tilapias wurden von Hand oder mit einem Netz rausgefischt und an das Ufer geworfen, wo sie dann starben. Tilapias sind afrikanische Fische, die von Siedlern hierher gebracht wurden, sich vermehrten, die hiesigen Arten verdrängten und offensichtlich von der ecuadorianischen Regierung kurzerhand als „einheimisch“ erklärt worden sind.
Als Anja und ich auf dem Weg zum Kompost neben dem Teich durchmarschierten, bot Remigio uns spontan Fisch an. Ich wollte nicht unhöflich sein, zudem reizte es mich, mal einen Fisch selber auszunehmen. Er legte mir zwei Tilapias ins Tupperware. Einer der beiden lebte noch und ich bat ihn, den doch für mich zu töten. Remigio schaute mich verdutzt an, nahm den Fisch und biss ihm in den Kopf. Als ich ihn dann noch fragte, wie man so einen Fisch ausnehme und zubereite, ich hätte das noch nie gemacht, war er richtig geschockt. Er erklärte es mir wie einem kleinen Kind.
Ich nahm den Fisch aus, erschrak zwar jedes Mal, wenn er noch zuckte, und gemeinsam mit den Volontären brieten wir die Leckereien in der Pfanne. Es schmeckte vorzüglich.

Kaiman
Ich habe nun endlich zum ersten Mal den Kaiman gesehen. Er lag am seichten Ufer des Capybarateiches und sonnte sich. Ich war etwas erstaunt, da ich ihn mir grösser vorgestellt hatte. Trotzdem ist er eine beeindruckende Erscheinung.

Equis
Bettina und Linda gingen mit Jaime auf eine Regenwaldtour. Bettina marschierte hinter den anderen her und entdeckte zweimal eine Ekisschlange, über die die beiden vorderen ohne es zu ahnen drüber gestiegen waren. Jaime war etwas ausser Fassung, dass er seinen Trupp in eine so gefährliche Situation gebracht hatte. Die Equis ist eine der drei giftigen Schlangen in diesem Gebiet.

Wurm
Bei den Theaterproben strich ich Jerson, einem der Kindergärteler, über den Kopf und fühlte eine erbsgrosse Beule. Neugierig schaute ich nach, was denn dies sein könnte. Jan erklärte mir, dies sei ein Wurm, der sich auf dem Kopf eingenistet habe. Man müsse ihn vergiften.
In der Mittagspause ging Bettina mit Jerson zu Angelika. Diese meinte, es sei ein ziemlich grosser Wurm, aber die Eltern wüssten schon, wie man ihn loswürde. Sie informierte Jersons Vater, der in der Liana Lodge arbeitet, per Funk. Währendessen „sprach“ die indianische Sekretärin mit dem Wurm. Denn obwohl die westliche Medizin angewandt wird, vertraut man immer noch auf die traditionellen Heilmethoden. Doppelt genäht hält besser.
Hätte man den Wurm leben gelassen, wäre er zu einer stattlichen Made herangewachsen. Dauwe meint, er habe bei Tieren schon Exemplare von 4 cm Länge und 1,5 cm Breite gesehen. Dann hätte sich diese Made verpuppt und bald wäre eine Fliege geschlüpft. Auf Spanisch nennt sich dieses Ungeziefer übrigens Tupe, auf Deutsch glaube ich Tasselwurm. Wenn jemand Lust und Laune hat, darf er gerne in einem schlauen Buch nachschlagen.

Taranteln oder Vogelspinnen
Ganz den Durchblick habe ich da noch nicht, was sich Tarantel und was sich Vogelspinne nennt. Eines ist sehrwahrscheinlich die Unterklasse des anderen. Ich lasse mich gerne belehren. Auf jeden Fall können wir bei uns in der Schule seit 5 Monaten jeden Tag mit einem haarigen Zuschauers während der Essenspausen rechnen. Und man gewöhnt sich daran. Inzwischen befördern wir die unliebsamen Gäste lässig mit dem Besen aus dem Schulzimmer.


Müsterli aus Ecuador

Liebe Daheimgebliebenen,

hier ein paar „Müsterli“ aus der ecuadorianischen Selva, aus der Dschungelstadt Tena oder der Hauptstadt Quito.

Vulkanismus oder wenn die wissenschaftliche Erklärung zu einfach ist
Mit „meinen“ grossen Schülern nehme ich im Moment Vulkanismus durch, was diese auch sehr interessant finden. Allerdings muss ich beim Unterrichten überraschenderweise aufpassen, wie ich mich ausdrücke, denn das Thema ist inhaltlich und im übertragenen Sinn heiss.
Wir schauten uns den Aufbau der Erde genau an. Mit dem Erdkern, dem Erdmantel, der sehr dünnen Erdkruste, so wie sich den die Forscher heute vorstellen. Gleichzeitig zeigte ich ihnen eine Zeichnung aus dem vorletzten Jahrhundert, die das ganze Innere unserer Weltkugel als (katholische) Hölle darstellt. Dazu sagte ich etwas wie: „Früher machte man sich auch schon Gedanken, was sich unter unseren Füssen wohl befinden könnte, und malte sich schauerliche Sachen aus. Heute weiss man, dass die im Innern unserer Weltkugel nicht die Hölle ist.“ Darauf kamen so erstaunte, ja sogar erboste Bemerkungen der Schüler, dass ich ausweichend eingestehen musste: „Man hat sie auf jeden Fall bis heute noch nicht gefunden.“
In einer anderen Lektion fragte ich, mehr um meine eigene Neugier zu stillen, wer den einen Vulkan zum Ausbrechen bringe? Die Antworten waren vielfältig: das macht er alleine, Gott, Götter. Interessant war die Antwort auf diese Frage: Welches denn die Vorzeichen eines Vulkanausbruches sein könnten? – Wenn alle Tiere, denen man im Wald begegne, schwarz seien, dann wisse man, dass ein Vulkan ausbrechen werde.

Fälschungsbewilligung
Ich durfte an einem der letzten Wochenende auf der Post in Tena ein Paket in Empfang nehmen und musste die üblichen 25 Centavos bezahlen und einen Beleg unterschreiben. Nebst der Unterschrift darf auch die Passnummer nicht fehlen. Diese Nummer kennt der Ecuadorianer auswendig, weil er sie immer irgendwo aufschreiben muss. Die Schweizerin hingegen hat keine Ahnung, (ausser vielleicht, dass das Ganze mit „F“ beginnt), was inzwischen ziemlich ärgerlich ist, denn so ein paar Zeichen auswendig zu lernen ist doch keine Sache. Deshalb fragte ich den Beamten leicht genervt, aber im Scherz: „Kann ich die Passnummer auch erfinden?“ Seine lakonische Antwort: „Por supuesto – selbstverständlich.“

Verkäufliche Werbegeschenke
Werbegeschenke sind Produkte, die der Hersteller den Läden gratis abgibt, damit diese sie zwecks Werbung an die Kunden weiter schenken, daher ja auch der Name, stimmt’s? Nicht so in Tena. Dort zahlten Anja und ich für eine mit „Werbegeschenk“ angeschriebene Kaugummischachtel 50 Centavos. Die Müsterli schmeckten fein und waren das Geld auf jeden Fall wert, auch wenn sie eigentlich nichts hätten kosten dürfen.

Frau am Steuer
Kürzlich blieb ich für einen Augenblick verdutzt stehen, weil neben mir ein Auto mit einer weiblichen Lenkerin durchfuhr. Erst dann realisierte ich, dass dies ein seltenes Bild ist in Tena. Frauen mit vielen Kindern – ja, Frauen am Steuer – eher weniger.

Steuerbetrug ist global
Alle erforderlichen Rechnungen von Anjas Zahnunfall für die Schweizer Versicherung zusammen zu bringen, erwies sich als eine anstrengende Beschäftigung. Viele stellen nicht freiwillig eine Rechnung aus, denn diese müsste man dann auch bei den Steuern angeben. So drücken sie dem unwissenden Ausländer lieber einen Beleg in die Hand, der aussieht wie eine Rechnung, aber offiziell keine ist. Das Eintauschen des Belegs gegen die eigentliche Rechnung kostete mich dann, als ich den Trick bemerkte, einen Nachmittag.

Taschenrechner

Am Kindergarteneinweihungsfest klaute jemand aus meinem Pult einen Taschenrechner, der das Kopfrechnen trainiert. (Immer wenn die Schüler das Resultat richtig eingeben, wackelt ein Professor auf dem Display mit dem Schnauz.) Obwohl ich die Kinder der Schule alle bat, mir doch den Rechner wieder zu bringen, falls sie ihn zu Hause hätten, blieb er unauffindbar. Bis vor kurzem. Da tauchten in der Schule abgerissene Teile des Klebers auf, mit dem der Taschenrechner überzogen war. Mitgenommen hatte die Teile ein Mädchen, welches diese im Haus von Jaime gefunden hatte und mir zeigen wollte. Jaime Junior hätte den Rechner damals mitgehen lassen.
Da ich nicht sicher war, wie man nun vorgehen sollte, fragte ich Angelika um Rat. Sie meinte, ihr Mann Remigio würde mit Jaime sprechen. Das sei eine heikle Angelegenheit, weil es wichtig sei, dass Jaime nicht sein Gesicht verlöre.
Jetzt warte ich gespannt auf den Ausgang der Geschichte…

Die entzückte Zahnärztin
Die Zahnärztin war zufrieden mit Anjas Heilungsprozess. Allerdings konnte sie fast keinen Satz zu Ende formulieren, weil sie immer wieder begeistert ausrief „Qué preciosa, qué linda, qué bonita chica!“ und dem verdutzten Mädchen in die Wangen kniff und Küsse aufdrückte. Ich staune, wie sehr die weisse Haut kombiniert mit roten Lockenhaaren zu faszinieren vermag. Oft starren Leute auf der Strasse Anja an, einige berühren sie sogar. Anja nimmt es gelassen.

Falscher Alarm
Während unseres Quitoaufenthaltes logierten wir wieder im Hostal von Cometa Travel. Ich nutzte die Gelegenheit, abends in aller Ruhe am Weihnachtstheater zu arbeiten und wollte mir anschliessend noch eine Tasse Zitronengrastee auf dem Balkon gönnen und die Aussicht auf die Lichter von Quito geniessen. Dabei vergass ich, dass in Quito die meisten Häuser eine Alarmanlage haben, die nachts aktiviert wird. Laut und durchdringend setzte sie ein und liess mich vor Schreck die Balkontüre wieder zuschlagen. Natürlich wollte ich sofort die beiden Frauen in der unteren Wohnung von meinem Faux-pas unterrichten und ihnen die Angst nehmen, was die geschlossene Haustür aber verunmöglichte. Da fiel mir ein, dass Maya mir im Oktober erzählt hatte, auf jeden Alarm reagiere die Polizei (eine private, selbstverständlich) mit einem Anruf. So wartete ich einige Minuten, bis tatsächlich das Telefon klingelte. Ich erklärte dem Mann am Apparat und Veronica, die in der unteren Wohnung auch am Hörer hing, in gebrochenem Spanisch meine Dummheit und entschuldigte mich überschwänglich. Am nächsten Morgen erzählte mir Veronicas Mutter, dass sie meine Aussage nicht beruhigt hatte und sie sich nicht sicher waren, ob ich nicht mit einer Waffe bedroht worden war, das Telefon abzunehmen. Deshalb liessen sie dann trotzdem noch die Polizei kommen.
Das Ganze war mir sehr peinlich.

Touristenfalle im Bus Quito-Tena
Meine Erfahrungen aus 5 Monaten Ecuador haben letzten Dienstag geholfen, unsere ganzen Wertsachen vor Diebstahl zu bewahren. Morgens früh stiegen wir in Quito in den Bus nach Tena und mussten unüblicherweise schon vor der Abfahrt die Fahrkarte zeigen. Ich stutzte etwas, tat aber wie geheissen. Dann bat mich der Bushelfer, meine ganzen Dinge ins Handgepäckfach zu legen. Auch diese Aufforderung kam mir seltsam vor, verstaute aber gehorsam Anjas Rucksack und zwei Geschenkpapierrollen im Fach. Meine Handtasche mit Portemonnaie, Ausweisen, Kreditkarten, Stick und persönlichen Sachen nahm ich wie immer mit auf den Sitzplatz. Da forderte mich der Bushelfer auf, auch diese ins Handgepäckfach zu legen, worauf ich ihm entschieden antwortete: No, diese Handtasche ist mir zu wertvoll, die bleibt bei mir. Er hakte noch einmal nach, beteuerte, dass der Tasche schon nichts passieren würde. Zum Glück blieb ich dabei.
Als der Bus nämlich losfuhr, war vom „Bushelfer“ nichts mehr zu sehen. Das richtige Busteam war inzwischen eingestiegen, mit dem richtigen Bushelfer, der uns ein paar Minuten später darauf aufmerksam machte, alle Wertsachen aus dem Handschuhfach zu nehmen, da sie sonst gestohlen werden könnten.
Als ich die Geschichte Angelika erzählte, meinte sie, das sei einer der ältesten Tricks Touristen auszurauben. Und ich solle davon ausgehen, dass das richtige Busteam vom falschen Bushelfer wusste und vielleicht sogar Provisionen einheimste. Viva Ecuador!

Sunday, November 25, 2007

Mit Verlusten muss man rechnen

Nicht das Anjas Schneidezähne das erste waren, das wir hier in Ecuador in Verlust hatten, aber es ist sicher das Prägendste. Aber darauf will ich nicht mehr weiter eingehen, es ist schon Schnee von gestern, ihr habt die Fotos gesehen, die Zahnlücke steht ihr gut. Ich möchte euch aber gerne ein paar andere Geschichten schreiben, die sich zum Thema „Verluste“ erzählen lassen. ¿Listos?

Verlust in der Lavandería: Kleidungsstücke aller Art, Faultier

Lavanderías sind Wäschereien, die uns von grossem Nutzen sind, da wir unsere Stinkkleider gerne einmal am Wochenende dort hinbringen, statt sie in der Badewanne mühselig zu schrubben. Aus Bequemlichkeitsgründen gingen wir bisher immer in die Lavandería gleich an der Hauptstrasse, die von sehr freundlichen und anjabegeisterten Frauen geführt wird. Allerdings fehlen immer wieder Kleidungsstücke, wenn man die frisch gewaschene und trockene Wäsche zu Hause auspackt. Oft merkt man dies erst, wenn man das besagte Wäschestück braucht, zum Beispiel den Kochhandschuh, um das Brot aus dem Ofen zu nehmen. Dann heisst es immer eine Woche warten, bis man in Tena reklamieren und das Fehlende zurückfordern kann. Man muss dem Wäschereiteam allerdings auch zu Gute halten, dass zwischendurch auch zusätzliche Teile im Sack sind, die einem eigentlich nicht gehören, aber gerade noch so „gäbig“ kommen. Es ist ein einziges Geben und Nehmen…
Den zweiten Verlust, für den die Wäscherei die Verantwortung trägt, kann ich nicht mit so viel Humor nehmen. Vor zwei Wochen hatte ich im kleinen Vorraum der Lavandería ein junges Faultier gesehen, das dort an einem aufgestellten Ast schlief und anschliessend von einer der Frauen mit dem Schoppen gefüttert wurde. Ich machte die Frauen darauf aufmerksam, dass wir in einem Auffangzoo arbeiten würden und das junge Tier dort sicher glücklicher wäre als hier in der lauten, naturfernen Lavandería. Von dem wollten sie gar nichts wissen, das arme Junge solle nicht in einem Käfig (!) aufwachsen. Am folgenden Donnerstag war ich wieder in der besagten Lavandería, dieses Mal lag das Junge schon kraftlos am Boden, konnte sich nicht mehr am Ast halten. Noch dringlicher bat ich, mir das Tier zu überlassen und stiess auf völliges Unverständnis.
Ich bringe beim nächsten Tenabesuch die Wäschestücke zurück, die nicht mir gehören, fordere meine ein und besuche diesen Laden nie wieder, nicht ohne den erbarmungslosen Weibern vorher den Grund für meinen Boykott an den Kopf zu „bängglen“.

Verlust bei Douwe & Olivia: Pacharacu
Der Pacharacu war ein schwarzer (Raben?)-Vogel, der uns alle zur Verzweiflung trieb, da er das Haus von Douwe und Olivia dermassen gut bewachte, dass es gefährlich wurde, sich ihm zu nähern. Zwar war er nicht mit allen gleich unfreundlich, einige Volontäre schienen keine grossen Schwierigkeiten gehabt zu haben. Anja und ich allerdings mussten den Kerl immer wieder vom Kopf und den nackten Waden abschütteln, wo er energisch zu picken begann.
Nun ist Pacharacu letzte Woche spurlos verschwunden und ich war die Letzte, die ihn lebend gesehen hatte. Obwohl es niemand direkt sagte, fühlte ich mich unter Mordverdacht, vor allem weil ich ein Motiv hatte, schliesslich hatte ich nicht nur einmal verlauten lassen, der Vogel sei das einzige von Olivias Tieren, das ich nicht gerne füttern würde. (Ich werde im Dezember und Januar für 6 Wochen das Haus der Holländer und ihre vielen Tiere hüten, wenn die drei in Europa sind).


Verlust in Tena: Portemonnaie, Geld, Ausweis, Natel, Memory-Stick, Fotoapparat Letzten Donnerstag war das Gründungsfest von Tena, es war schulfrei und Anja und ich gingen mit Linda und Bettina an den Ort des Geschehens. Schule um Schule defilierte durch die Hauptstrasse der Dschungelstadt, alle in Uniform und mit patriotischen Fahnen, wenn möglich im Gleichschritt. Da das Publikum nicht applaudierte und selten eine Blasmusik oder Tambouren kamen, war das Ganze eine recht schweigsame und eher eintönige Angelegenheit. Trotzdem standen die Zuschauer eng zusammengedrückt auf den schmalen Trottoirs, um ihre Verwandten und Bekannten im vorbeiziehenden Umzug zu erkennen. Und da muss es passiert sein: Bettina erinnert sich, dass sie von einer Frau ziemlich grob zur Seite gedrückt wurde, als diese passieren wollte, ihre Söhne hätten sich derweilen hinter Bettina durchgedrängt. Erst später bemerkte sie, dass der Rucksack offen stand und – dass sämtliche Wertsachen fehlten. Bettina hat die Sache verhältnismässig locker genommen: „Hoffentlich hilft es wenigstens einer armen Familie.“

Verlust während der Busfahrt: Passagier
Ich habe das Vorurteil schon oft gehört: die Indigenas in der Selva hätten ein Alkoholproblem. Ich kann dies bisher weder bestätigen noch abstreiten, mich dünkt nicht, hier mehr Betrunkene gesehen zu haben als zu Hause an einem Fest. Was ich allerdings in der Schweiz noch nie gesehen habe, ist, dass die Kondukteurin den besoffenen Fahrgast eigenhändig rausschubst, obwohl sich dieser vehement wehrt und beteuert, bezahlen zu wollen. Die anderen Fahrgäste standen zur Seite (man steht in ecuadorianischen Bussen auch im Gang und auf dem Trittbrett), so dass der bedauernswerte Kerl ohne Dämpfung aus dem doch ziemlich hohen Fahrzeug ungebremst auf den betonierten Boden fiel, wo er einen Moment lang bewusstlos liegen blieb. Man zögerte noch mit Abfahren, als er sich aber schliesslich doch ein bisschen rührte, ging die Busfahrt weiter, als wäre nichts passiert.

Verlust in Puerto Barantilla: Kanumotor
Victor, der Schulkanufahrer, der auch 4 Kinder an unserer Schule hat, hatte diese Woche auch einen Verlust zu beklagen. Er fand am Morgen seinen Motor nicht mehr, das Kanu selbst war noch da. Die Kinder kamen trotzdem noch rechtzeitig zur Schule, einige ein bisschen bedrückt, schliesslich ist so ein Motor etwas Wichtiges und man wusste nicht, ob er nun geklaut oder nur vom Wasser mitgerissen worden war.

Verlust in der Badewanne: Fotoapparat
Da mein grosser Rucksack erbärmlich stank, weil ihn noch in der Schweiz ein rammliger Moudi markierte, und der Geruch in der hier vorherrschenden feuchtwarmen Umgebung auch nicht besser wurde, beschloss ich, das Ungetüm in der Badewanne mit viel Waschmittel einzuweichen und zu schrubben, vergass aber, den Fotoapparat, der noch vom Tenaausflug in einer der Taschen war, vorher in Sicherheit zu bringen. (So viel Dummheit hat in einem Satz Platz, wie ich eben erstaunt feststelle.) Obwohl ich die Kamera sofort auseinanderschraubte und trocknete und sie sogar in Silicagel (Kügelchen, die Feuchtigkeit entziehen) einlegte, macht sie bis heute keinen „Wauch“. Ihr müsst also für ein Weilchen auf die neuesten Fotos aus der Selva verzichten. Meine offizielle Version ist übrigens, dass dem Apparat die Dschungelfeuchtigkeit zugesetzt hatte, was ja in gewissem Sinne auch stimmt.

Verlust vor der Haustüre: Schuhe
Was immer wieder verloren geht, und zum Teil auch nicht mehr gefunden wird, sind die Schuhe vor unserer Haustüre. Die Diebe: die Affen. Denn diese Affen sind wirklich Affen.

Verlust irgendwo zwischen der Schweiz und Ecuador: Pakete und Briefe
Leider kommen offensichtlich nicht alle Pakete und Briefe aus der Schweiz wirklich bei uns an, was ich sehr bedauerlich finde. Und die Post, die ankommt, ist jeweils unterschiedlich lange unterwegs. Vorgestern erhielt ich einen Brief aus Fribourg, der 40 Tage unterwegs war, heute einen aus Wyssachen, der nur 4 Tage für die gleiche Strecke brauchte. (Klingt wie eine Mathematikaufgabe, oder?)

Baños



Über die Feiertage Allerheiligen und Allerseelen machten Bettina, Anja und ich einen Ausflug nach Baños, dem Tor zum Dschungel. Baños hat seinen Namen den heissen Quellen zu verdanken, denen heilenden Kräfte zugesprochen werden. Dass die Geologie nicht Geschichte ist, beweist auch der aktive Vulkan Tungurahua. Das schmucke Städtchen liegt auf einem Felsplateau, das durch die Berge und den Fluss Pastaza, einer der fünf grossen Amazonaszuflüsse, begrenzt ist.





Baños ist ziemlich touristisch, man kann allerlei Abenteuerliches unternehmen, was Bettina im Namen von uns allen machte. Riverrafting oder Mitternachtausflüge sind mit einem Kleinkind halt noch unmöglich, nicht dass ich mich beklagen möchte, ich staune nämlich immer wieder, wie viel überhaupt schon machbar ist. Sogar das Reiten wäre nämlich fast gegangen, Anja und ich auf einem Sattel und einem, von den vielen Gringos resignierten Gaul, aber eben nur fast.


Nebst den Meerschweinchen, die man hier hätte geniessen können, fotografierten wir auch endlich die ganze Sau, die man überall in Ecuador an einer Hauswand stehen sehen kann. Der Chauffeur unseres Touristenbusses, mit dem wir die Wasserfälle besichtigen gingen, stieg auf jeden Fall beim Saubrett schnell aus und kaufte sich ein bisschen Haut (sagt man auf berndeutsch Schwarte?) und kaute dann genüsslich drauf rum.



Auf unserer Wasserfalltour stiegen wir auch in eine der Bahnen, die über die Schlucht führen und vertrauten einfach mal der Technik, die einen sehr primitiven Eindruck machte. Der Pastaza führt dort sehr wenig Wasser, weil dieses für ein grosses Wasserkraftwerk abgezweigt wird. Dank dem Werk gibt es in Baños mehr Strom, als wir dies von Tena her gewohnt sind. Nachts brennen viele Strassenlampen und Schaufensterdekorationen leuchten, was man in Tena sehr selten sieht. Unser Guía beklagte diesen Fortschritt, er meinte, früher sei Baños viel schöner gewesen, mehr Naturaleza. Für Schweizer Augen ist der Fortschritt nicht sooo offensichtlich und ich fand die Natur gewaltig. Aber eine aus der verstädterten Schweiz kommende Touristen hat wohl kaum ein objektives Auge dafür.

In Baños kann man die berühmten Zuckerschleckereien kaufen, die von Männern über einen Haken an der Hauswand geschlagen, bis sie die richtige Konsistenz haben. Und natürlich Zuckerrohr, schön zu Wedele zusammengebündelt. Wir haben Geschmack gefunden am Aussaugen dieser klebrigen Stangen und am Trinken des Saftes, jetzt müssten wir nur noch den Zuckerrohrschnaps versuchen...


Wie überall in Ecuador, fehlte es auch in Baños nicht an Hunden, die auf den unfertigen Dächern lethargisch rumlümmeln oder die Passanten anbellen. Gassigehen sieht man übrigens selten jemanden, dafür hin und wieder den Hund schlagen oder treten. Ja, die Vorstellungen von Tierschutz könnten nicht unterschiedlicher sein, vergleicht man die Schweiz mit Ecuador.

Der Tungurahua räuchelt...





Und zum Abschluss ein wunderschönes Foto für alle Spinnenfreunde. Die Spinne eines vorherigen Blogeintrages heisst übrigens Zebraspinne (die mit dem weissen Kreuz im Netz), das haben wir einem schlauen Buch nachgeschlagen und gefunden.

Saturday, November 10, 2007

Das zweite Quartal hat begonnen...

Seit den Galapagos ist schon viel passiert, inzwischen sind schliesslich 4 Wochen vergangen. Für euch und für mich stichwortartig zusammengefasst, hier Bemerkenswertes aus dem Alltag:




Die kleine Lehrerin oder die kleine Indianerin

Anja erzählt in Puerto Barantilla den Geschwistern Jason und Leslie (2. Klasse und Kindergarten) von ihren Abenteuern auf Galapagos. Sie macht dies sehr gern, anderen etwas zeigen und erzählen, vielleicht schlägt das Lehrerblut doch etwas durch. Währenddessen schrubbt Micaela am Fluss auf den Bänken des Schulkanus die Wäsche der Familie. Später bringt Leslie eine Achote. Dies ist die berühmte Frucht, mit denen einige Indianer Haut und Haare rot färbten, worauf der Name Rothaut zurückzuführen ist.




Umzug des Kompostes
Im Amazoonico hat es einen neuen Komposthaufen gegeben. Er liegt nun nicht mehr am Flüsschen, dessen kleinen Wasserfall die Volontäre als Dusche benutzen, sondern etwas abgelegen. Das hat den Vorteil, dass es beim Wasserfall nicht mehr so stinkt und den Nachtteil, dass wir mit jedem Komposteimer eine kleine Wanderung in den Dschungel machen müssen.


Ratte III oder IV
Wir haben schon wieder eine Ratte gefangen, das muss inzwischen die dritte oder vierte sein. Sie sah so herzig aus in ihrem kleinen Käfig, dass wir sie mit einem Tuch abdecken mussten, bevor sie unser Mitleid ganz weckte. Wir brachten sie zu der Tierbodega, wo sie später den Ozeloten zum Frühstück schmeckte. Scheinbar schien der Nager nicht allein gewesen zu sein, es knabbert auf jeden Fall schon wieder im Obergeschoss.


Klassenzuwachs
Ich habe seit den Herbstferien zwei von Heikos Schülern, Adrian und Micaela, um ihn ein bisschen zu entlasten. Mir gefällt die neue Klassengrösse, es fordert mich auf jeden Fall in Sachen Individual- und Stufenunterricht. Ich habe momentan sechs verschiedene Mathematikprogramme, die parallel laufen!

Baños
Bettina, Anja, und ich waren vier Tage in Baños, wo wir die leckeren Zuckerrohrstangen (Cañas) lutschten und das Touristendasein genossen. Der Tungurahua, der Hausvulkan des schmucken Städtchens, rauchte harmlos vor sich hin. Wir hatten viel Zeit, Ecuador in seinen Besonderheiten zu erleben – man hätte sogar Meerschweinchen am Spiess essen können. Bilder dazu im nächsten Blog.

Wenn Schüler nicht in die Schule kommen,…
…heisst das nicht immer, dass sie krank sind. Letzten Donnerstag fehlten bei uns vier Schüler, ihre Entschuldigungen waren buntgemischt:
Kayla: Sie ist mit ihren Eltern, den Zoochefen, in den Ferien.
Jan: Er musste einen Journalisten aus der Schweiz im Dschungel rumführen und von Spanisch auf Deutsch übersetzen.
Adrian: Er hat sich am Vortag beim Arbeiten auf der Plantage mit der Machete in den Fuss gehauen. Es habe toll geblutet, erzählten heute seine Brüder. Und er hinke.
Fabian: Der Zweitklässler musste an diesem Morgen sein knapp zweimonatiges Geschwisterchen hüten, da sonst niemand zu Hause war.


Was mir hier manchmal ein bisschen stinkt…
… mal ganz abgesehen von den Kleidern, den Büchern, den Haaren, usw. denen die feuchtwarme Luft einfach zusetzt, ist Folgendes: Ich lebe hier in einem frischfröhlichen Knäuel von Zwangsbeziehungen. Das macht auf die Dauer etwas müde…

Ein Kanon im Kanu
Jeden Schulmorgen beginnt Bettina mit der ganzen Schule im grössten Klassenzimmer, wo wir gemeinsam zwei Lieder singen und einer der Schüler das Datum und Wetter sagt. Auf die Anweisung der Maestra Bettina „Jetzt versuchen wir es im Kanon“ meinte Adrian: „Was? Im Kanu singen?“ Obwohl die Deutschkenntnisse der Schüler erstaunen, führen sie doch hin und wieder zu Missverständnissen.

Die Spinne
Die Tiere hier überraschen und faszinieren immer wieder. Kürzlich hatte ich im Bett eine Raupe, die wie ein Sonnenblumenkern aussah und vorwärts und rückwärts etwa gleich elegant kroch, wobei der Kern die gleiche Funktion wie das Haus einer Schnecke zu haben schien. Dann hatten wir in der Schule dieses Prachtsexemplar einer Spinne, mit ihrem sehr speziellen Netz.


Avión - Flugzeug
Unsere Schüler hören jedes Flugzeug, das den Himmel über dem Amazoonico überfliegt. Die älteren können sich schon ziemlich beherrschen, die kleineren rennen aber meistens zum Fenster oder gar nach draussen, um das „avión“ zu bestaunen.


Insektenstiche
So kann das aussehen, wenn man das Kratzen und das Baden im Meer (Galapagos) nicht sein lassen kann... Und es heilt nicht, ohne Antibiotika.

Visite
Jegliche Art von Abwechslung ist uns herzlich willkommen, deshalb begrüssen wir Besuch immer sehr. Ganz besonders freute uns, dass Barbara und Jean-Claude, ein Schweizer-Pärchen, das mit uns auf der Angelito war, einen Besuch machte. Wir haben gemeinsam in der Liana Lodge Znacht gegessen und ihnen am nächsten Tag die Schule gezeigt. Die beiden haben uns allerlei Nützliches dagelassen: Ein Magazin, Gallseife, Pflaster und einen Gutschein für 20 Dolares in der LL, den Bettina und ich nächste Woche einlösen werden. Jean-Claude und Barbara, es ist schön, euch kennen gelernt zu haben, merci füer öie Bsuech, villech bis einisch z Bieu!


Spaziergänge im Dschungel
Oft an einem Wochenende, wenn ich mit meiner kleinen Frühaufsteherin die anderen WG-Bewohner nicht wecken will, machen wir einen kleinen Spaziergang durch den Dschungel. Und entdecken immer wieder Schönes, Neues, Überraschendes.






Galapagos - Zahnunfall


Es ist nun schon fast zu lange her, dass ich euch die ganzen Details schildern könnte. Nur so viel zum Foto links: So ging es Anja Minuten vorher auf dem Spielplatz, wo das ganze Unglück passiete. Und: der Spitalaufenthalt mit allem Drum und Dran war ein eigentlich spannendes Abenteuer, das man hätte geniessen können, wäre man nicht so in Sorge um die eigene Tochter gewesen.
Anja konnte aber schon Stunden nach dem Unfall wieder lachen, wie das untere Foto beweist. Die Wunde in ihrem Mund (vor allem unter der Oberlippe) verheilt gut, wir gehen in vierzehn Tagen zur Nachkontrolle nach Quito.
Die sonst schon grosse Anja, die im kleinwüchsigen Ecuador noch grösser erscheint, sieht mit der neuen Zahnlücke nun wirklich wie eine Erstklässlerin aus. Ich werde sie wohl anschreiben müssen: ¡Tengo solo tres años!
PS: Einen guten Nebeneffekt hatte der Zahnunfall: Anja darf nun nicht mehr nuggelen. Und da dies die Frau Doktor und nicht etwa die Mama gesagt hat, funktioniert es auch tadellos...

Galapagos - Impressionen