Friday, April 25, 2008

Klassenfoto

Da uns dieses Wochenende vier Schüler Richtung Schweiz verlassen, haben wir die Abschlussfotos von der ganzen Bande schon machen müssen. Jan und Silvia gehen mit der Familie wie jedes Jahr zu den Grosseltern, Micaela und Yesseña sind von Christine von Steiger für zwei Monate in die Schweiz eingeladen worden. Für die beiden Mädels ist es die erste grosse Reise, sie sind sehr nervös: Wegen der Reise nach Quito, wegen dem Fliegen, dem Zugfahren, wegen allem möglichen. Wir sind gespannt, wie es ihnen ergeht.


Die Fotos erfüllen mich schon ein bisschen mit Trauer.
Aber auch mit Stolz: Das waren nun 10 Monate lang "unsere Schüler".
Wir werden sie vermissen...



Tierisches

Was im Dschungel so alles kreucht und fleucht....


Wir haben uns gut an all die verschiedenen Tiere und deren konstanten Geräuschepegel im Urwald gewöhnt, das morgendliche Ausschütteln der Stiefel ist Routine geworden. Ich habe mir schon oft gewünscht, dass wir einen kundigen, allzeitbereiten Führer hätten, der uns über alle Viecher professionell Auskunft geben könnte. Aber so etwas gibt es nicht, sehr viele Arten des Regenwald sind noch gar nicht wissenschaftlich entdeckt worden. Und so staunen wir nur - ohne den Namen oder sonst etwas von dem Tier zu wissen.

Frösche haben wir immer wieder in unserer Wohnung. Sie fühlen sich überall wohl - es ist schliesslich auch überall feucht. Eine ganz beeindruckende Kröte haben wir im Geäst eines umgestürzten Baumes gesehen. Sie war sehr gut getarnt, wie ein Blatt und bewegte sich auch unter unserer genauen Beobachtung nicht, so sehr vertraute sie auf ihre Camouflage.







Skorpione entdecken wir fast immer im Klo des Schulhauses. Ihre Stiche sollen vergleichbar mit einem Bienenstich sein, meinten die Volontäre, die die Stiefel nicht ausgeschüttelt hatten.

Ein sehr spannendes, wenn schlussendlich auch ein bisschen nervenaufreibendes Erlebnis hatten wir mit den Tamarinaffen, die zu dritt freigelassen wurden.
Am ersten Tag wurden sie von den Volontären auf Schritt und Tritt beobachtet, um sofort zu reagieren, sollte etwas schief gehen. Ich traf in der 10-Uhr-Pause (so etwas gibt es, einfach ohni Kafi u Gipfeli) traf ich Olivia, die das grosse Weibchen suchte. Ich versprach ihr, mich zu melden, wenn wir es entdecken sollten. Wir fanden es tatsächlich zwei Stunden später in unserer Rattenfalle, die wegen der erneuten Heimsuchung von diesen Nagern scharf gemacht in der Küche gestanden hatte. Das Tamarinäffchen sah relaxt auf, zwitscherte ein bisschen und ging nach seiner Freilassung unbeeindruckt auf den nächsten Baum. Es schien ihn in unserem Haus so gut gefallen zu haben, dass es am Nachmittag seine beiden Kollegen mitnahm und erneut in unser Haus eindrang. Wir waren Stunden damit beschäftigt, die Schlupflöcher zu stopfen und die Chichicos mit Besen und Eimern wieder herauszubefördern. Es schien eine nicht enden wollende Geschichte zu werden. Wie man sieht, hat einer der kleinen Kerls sogar an meinem Kaffee genippt...

Kichwapolitik I - Die Minga und die Reunión

Wie jeden Montagmorgen, wenn in der Amazoonicoküche die Sitzung stattfindet, erleben wir Jaime in Hochform. Er ist (ich hab’s schon ein paar Mal geschrieben) Waldhüter von Selva Viva, zudem Vater von Sacha und bei den Padres de familia (Elternrat) Sekretär. Er hat auch sonst noch Ämter inne, irgendetwas Politisches. Jaime spricht gerne und viel, wie sich das für einen Politiker gehört, und nicht immer ist alles hundertprozentig wahr oder zumindest übertrieben, wie sich ja ebenfalls für einen Politiker gehört. Auf jeden Fall hat er immer eine beachtliche Liste von Tieren, die er im Wald gesehen haben will, während Ruben, der andere Waldhüter und meines Erachtens der kompetentere, seinen Wochenbericht meistens in kurzer Zeit vorgetragen hat. Wie dem auch sei…

An einer Montagsitzung vor vier Wochen haben wir Jaime gefragt, ob die Minga, die wir mit seiner Frau am Elterngespräch abgemacht hätten, nun stattfinde. Ja, er komme dann sowieso noch zur Schule hoch, dann könne er die Kinder gleich informieren, meinte er. Erschienen ist er allerdings nicht und so nahmen wir an, dass er die Minga schriftlich organisieren würde.

Eine Minga ist ein Anlass, wo alle Eltern der Schüler verpflichtet sind, gemeinsam zum Wohl der Schule etwas beizutragen. In unserem Fall ist dies zum Beispiel mit den Macheten das kniehohe Gras rund um die Gebäude mähen, die Treppen von Unrat befreien, das kaputte Kochhäuschen wegräumen, usw.

Als dann am Freitag niemand von den Padres de la familia auftauchte, war uns klar, dass die Minga nicht statt finden würde. Jaime meinte lakonisch, es habe ihm persönlich zeitlich nicht gepasst.

Eine Woche drauf sah ich ihn morgens aus dem Kindergarten spazieren, also eher schleichen, was ihn ein bisschen verdächtig machte. Als ich bei Gloria nachfragte, was denn Jaime gewollt habe, zeigte sie mir die Vorlage, die er ihr in die Hand gedrückt hatte: Eine Einladung zur Minga, formell aufgesetzt, mit der Anweisung, Gloria solle ihm diese 15x von Hand kopieren.

Ja, wo geht denn so etwas? Jaime ist der Sekretär und nicht Gloria, auch wenn er ein älterer Mann und sie eine jüngere Frau ist . Ich bat Gloria, die Kopien nicht zu machen und schrieb Jaime einen freundlichen, aber bestimmten Brief: Gloria sei an unserer Schule Lehrerin und in dieser Position nicht verantwortlich (und habe zudem auch nicht die Zeit) für das Kopieren von Einladungen. Wir hofften auf sein Verständnis. Mit freundlichem Gruss, Directora blabla (weil es gut klingt und dem Ganzen einen offiziellen Touch gibt).

Die Minga fand statt. Jaime hat es irgendwie organisiert, ich glaube aber nicht, dass er die Einladungen selbst geschrieben hatte. Lucilla, seine Frau, warf uns giftige Blicke zu, sehrwahrscheinlich musste sie die Sekretärin des Sekretärs spielen, obwohl sie eigentlich Präsidentin vom Elternrat ist. Kichwapolitik…

Jaime hat während der ganzen Minga die Machete nie geschwungen, machte aber immer wieder mit dem Chichabecher die Runde, was ja auch eine wichtige Aufgabe ist. Dafür arbeitete Marisol mit, als habe sie nicht erst vor zwei Wochen ein Mädchen entbunden.

Spontan an diese Minga ergab sich eine Elternratsitzung – eine Reunión. Ich wurde geholt und sass dann im Kreis wie die andern, entweder kauernd, im Schneidersitz oder auf Brettern sitzend. Zuerst wurden auf Kichwa die Schulschulden jeder Familie aufgesagt, dann kamen wir zum „Traktandum“ Abschlussfest. (Dieses Traktandum löste dann bei uns im Lehrerhaus den ersten handfesten Streit seit letzten August aus, aber solch hässliche Szenen brauche ich euch ja nicht in einem mehr oder weniger öffentlichen Blog zu schildern, oder?) Für die Eltern war klar, dass das Fest am Freitag vor den grossen Ferien statt finden sollte, dass jede Familie ein Huhn und Chicha mitnehmen sollte und auch sonst noch Esswaren, so dass es für die eigene Familie sicher reichen würde. Dann wurden die Musikanlage, der Generator und die Gasolina für den Generator organisiert. Zum Glück wurden Wörter wie Gasolina auf Spanisch ausgesprochen, sonst hätte ich von dem immer wieder durch Kichern und herzhaftem Lachen unterbrochenen Kichwa nichts verstanden.

Das Wichtigste kam am Schluss: Die Padres de familia haben beschlossen, am folgenden Montag ein Komitee in die Bilingüe in Tena zu schicken und endlich den vom Präsidenten der Bilingüe persönlich versprochenen Lohn für Gloria einzufordern. Sie baten mich, das Komitee zu begleiten und die Schule zu schliessen, ihre älteren Kinder müssten schliesslich zu Hause auf die Kleinen aufpassen, wenn sie in alle Tena seien. Wir Lehrer hiessen den Plan von Herzen willkommen! Auch wir wollten endlich, dass Gloria ihren wohlverdienten Lohn erhielt. (Wir wollen es immer noch!)

PS: Es tut mir Leid, dass ich dem Durchschnittsleser einen solch langen, verwirrenden Text zumute, ohne ihn wenigstens mit bunten Bildern zu spicken.

Sunday, April 13, 2008

Noticias de la Selva

Querida familia, queridos amigos en Suiza!

Ich habe mich endgültig entschieden im Sommer in die Schweiz zurückzukehren. Es gibt gute Gründe, wieder nach Hause zu kommen. Es gäbe aber auch etliche Gründe im Ecuador zu bleiben. Zum Beispiel Erlebnisse dieser Art:


Kaiman
Ihr wisst, der Kaiman ist wie der Morphofalter ein bisschen mein Steckenpferd und es bleibt eine Herausforderung, einer der beiden ablichten zu können. Beim Kaiman ist mir inzwischen ein gutes Bild geglückt, jedenfalls wenn man bedenkt, dass meine Kamera kaum zoomen kann. Auf Kichwa heisst der Kaiman übrigens lagarto. In der Oberstufe üben wir zur Zeit unter anderem alle Tiernamen der Auffangstation auf Kichwa, Spanisch und Deutsch. Ich habe dabei schon viel gelernt - die Schüler hoffentlich auch ;-).


Kakao
Der Kakao ist Anjas absolute Lieblingsfrucht im AmaZoonico und es gibt davon auch etliche, weil der Sekundärwald früher eine Kakaoplantage war. Von der Kakaofrucht isst man nur das weisse, schleimige Fruchtfleisch in dem die Kerne eingebettet sind. Die Kerne selbst sind violett und extrem bitter. Die Kichwas lassen sie an der Sonne trocknen (an den unmöglichsten Orten übrigens: auf der Strasse, in einer Schubkarre, usw.) und verkaufen sie dann zur Verarbeitung weiter. Das Paradoxe ist, dass Kakao zwar hier wächst, wirklich gute Schokolade aber in der Schweiz hergestellt wird. So reist die Frucht bis nach Europa, wird dort mit Honig, Zucker, Rahm verfeinert und gelangt dann zum Beispiel in einem Paket eines lieben Verwandten oder Freundes (es sei an dieser Stelle noch einmal gedankt) wieder in den Ecuador.

Die erste richtige Schlange
So, nun ist es soweit: ich habe meine erste richtige Schlange gesehen. Mit richtig meine ich, dass sie weder eingesperrt noch überfahren und folglich ziemlich unbeweglich war, noch dass sie nur die Grösse eines Regenwurms hatte. Nachts auf dem Weg zum Runa Huasi, wo ein Abschiedsfest der Volontäre stattfand, lag dieses schwarze Prachtsexemplar auf dem Weg, machte sich aber sofort aus dem Staub. Die kurze Begegnung reichte, dass ich im Dunkeln nun noch vorsichtiger gehe und eigentlich immer die Gummistiefeln anziehe. Anja wird aus Prinzip getragen, schliesslich muss so ein Biss nicht herausgefordert werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit recht gering ist.

Wozu man Geometrie braucht...
Dies ist eigentlich ein Nachtrag zum Blog "Elterngespräche".
Als wir bei Ruben und seiner Frau, den Eltern von Gloria und Abdón, waren, sagte ich auch ein paar lobende Worte zu Abdons Arbeitsverhalten in Mathematik. Normalerweise macht er Rechnen nicht so gerne, aber das Thema Geometrie, Zeichnen mit Zirkel und das exakte Arbeiten, sagen ihm sehr zu. Ruben freute sich an dem Lob, wollte aber wissen, wozu man Geometrie brauchen könne. Mir fiel auf die Schnelle nichts Besseres ein als: für den Hausbau. Da schaute Ruben doch ziemlich verständnislos - er hatte für sein wunderschönes Haus, das er selbst gebaut hatte, wohl nichts gebraucht, dass auch nur wie Geometrie klang.

Schulmaskottchen
Zur Zeit beherbergt unser Klassenzimmer eine Tarantel von beachtlicher Grösse. Diese hat vorletzte Woche, an der Decke hängend, der armen Micaela auf den Kopf gemacht und viel Gelächter geerntet. Als ob das nicht genug wäre, hat ein bisschen später ein Totenkopfaffe, der eigentlich nichts in unserem Schulzimmer zu suchen hatte, sein Geschäft in Jans Heft erledigt. Man stelle sich diese Situationen in der Schweiz vor...

Besuch aus Misahualli
In den Ferien half ich wiederum einen Tag bei den Volontären aus. Der Zufall wollte, dass gerade an diesem Tag die Schulklasse von Misahualli, die wir im September besucht hatten, unsere Schule anschauen wollte. Leider gab es nicht viel zu sehen, ausser den Räumlichkeiten und Pulten ohne Kinder. Deshalb machten wir anschliessend gemeinsam noch die AmaZoonico-Tour und ich versuchte in meinem kargen Spanisch etwas über die verschiedenen Tiere zu sagen. Die Kinder hörten interessiert zu und fragten einige Male, aus welchem Land die Tiere denn seien. Sie konnten nicht glauben, dass zum Beispiel Trompeteros und Klammeraffen im ecuadorianischen Regenwald heimische Tiere sind. Das hat mich sehr erstaunt.
Der Lehrer half mir oft aus, wenn für eine Erklärung mein Spanisch nicht ausreichte. Um meine langen Ausschweifungen, warum Wasserschildkröten gefährdet seien, abzukürzen, fragte er die Schüler: Was passiert, wenn die Leute eine Wasserschildkröte im Napo sehen? -Matanlo (Sie töten sie), die einstimmige Antwort. Aber dass es unter anderem deswegen zu wenig dieser Reptilien haben sollte, konnten sie nicht richtig nachvollziehen.
Abschliessend zu dieser Tour lobte ich das Land Ecuador, vor allem die wunderschöne Natur des Urwaldes und versuchte ihnen ans Herz zu legen, diesen Schatz für das eigene Land zu hüten. Ich kam mir vor wie ein ecuadorianischer Nationalist auf Propagandatour.

Palmsonntag
Das ist nun schon so lange her, dass es schon bald nicht mehr wahr ist. Trotzdem möchte ich dieses Bild noch zeigen. Mit solchen wunderschön verarbeiteten Palmblättern sah man an diesem heiligen Sonntag die Leute in Tena durch das Dorf schlendern.


Harry-Potter-Film-Abend
Um den spanischen Wortschatz und das Leseverständnis der älteren Schüler zu fördern, lasen wir gemeinsam Harry Potter - La piedra filosofal. Es war ein nicht so einfaches Unterfangen, obwohl es den Kindern Spass machte. Sie sahen zum Beispiel nicht ein, warum sie mitlesen sollten, wenn jemand laut vorlas. Oder warum sie gar alleine lesen sollten, wenn doch alle das gleiche Buch hatten und jemand vorlesen könnte. Und dann waren natürlich die Niveauunterschiede sehr gross, so dass ich die einen immer bremsen und den anderen immer unter die Arme greifen mussten, wenn wir das Ganze zu einem gemeinsamen Abschluss bringen wollten. Schliesslich war es geschafft und wir krönten das Projekt mit dem Film Harry Potter - La piedra filosofal.
Die Jungs waren für das Feuer, den Generator und den Computer samt einer guten Filmkopie (es gibt nichts anderes als Kopien zu kaufen in Tena) zuständig, die Mädchen fürs Nachtessen und das anschliessende Aufräumen. Meine Vorstellungen von gerechter Arbeitsteilung deckten sich nicht mit denen der Kichwakinder. Nachdem die Mädchen - zwar verspätet - eingetroffen waren, in der Amazoonicoküche in Windeseile und mit grossem Geschick ein Nachtessen auf die Beine gestellt hatten, im Rio Arajuno ausgibig gebadet hatten (auf Sauberkeit legen alle Kichwas grossen Wert), machten sie auch noch das Feuer der Jungs. Abgesehen vom Feuer machten diese ihre Sache aber auch sehr gut: Wir hatten alle einen gespitzten Stecken für das Stangenbrot, der Generator lief ohne Mucken und die Filmkopie war hervorragend (sie hatte nur zwei, drei Aussetzer).
Wir hatten aus dem Lehrerhaus die 4 Reservematratzen und Christine von Steigers alte Decken raufgeschleppt und die Schüler richteten es sich gemütlich ein. Während dem Film schauten alle gebannt auf dem Laptop-Bildschirm von Jan. Ausser Abdón, der den Film auswendig kannte und immer wieder simultan mitsprach und Gloria, seiner Schwester, die wohl aus dem selben Grund einschlief. Nach dem Film gab es eine kurze Kissenschlacht und dann durften die Jungs unter sich und die Mädchen unter sich noch leise etwas spielen. Etwa um 1.00 Uhr schliefen alle, immer zu zweit auf einer Matratze, zu viert unter einer Decke. Adrian konnte nicht verstehen, warum ich zwischen den Jungs und den Mädchen schlief, sie seien doch jetzt schon gross und bräuchten keinen Aufpasser. Als ich antwortete, dass ich es genau deshalb mache, weil sie jetzt eben schon gross seien, verstand er mich nicht. Die anderen schmunzelten.
Eigentlich ein Zeichen dafür, dass Adrian tatsächlich noch keinen Aufpasser gebraucht hätte ;-).
Am nächsten Morgen waren alle ziemlich gerädert, mich eingeschlossen. Dass wir die erste Stunde Unterricht noch in den Betten gemacht haben, wurde geschätzt. Und auch Beata, dem behinderten Klammeraffen-Weibchen, sagten die Betten zu: In der Zehn-Uhr-Pause hatte sie es sich in den weichen Betten gemütlich gemacht.

Cristians Schwester
Cristian, Adrian, Randy, Jerson und Willinton haben nun endlich ein Schwesterchen bekommen und sind ganz offensichtlich stolz darauf! Sie hat keinen Namen und wird vorerst auch noch keinen bekommen. Dafür hat Willnton nun endlich kurze Haare, die lassen die Kichwas nämlich wachsen bis das Kind 2-3jährig ist oder eben Nachwuchs kommt.
So wie uns Randy erzählt hat, war Cristian der Geburtshelfer! Für uns Europäer unvorstellbar. (Wie übrigens auch die Schwangerschaft ohne Ultraschall oder regelmässige Arztbesuche...). In den ersten Tagen ging es Marisol, der Mutter, nicht gut und die Kleinen (Randy und Jerson) hatten Hunger. Wir gaben Cristian und Adrian ein Brot und Schokolade mit nach Hause, was sie gerne annahmen. Inzwischen ist sie aber wohlauf, an der Minga vom letzten Donnerstag schwang sie auf jeden Fall schon wieder die Machete, das Neugeborene lag im Kindergarten in der Hängematte. Was Steffi und mir zu denken gab: die sechsfache Mutter ist gleich alt wie wir zwei.

Nachtspaziergang
Steffi und ich auch nächtlichem Streifzug. Wir haben gesucht, mit Stöcken gestochert und Blätter gewendet, haben aber kein einziges nicht-insektenartiges Tier gesehen. Dafür machte das Fotoshooting Spass.




Saturday, April 12, 2008

Ein paar Tage in Baños



In den Osterferien genossen wir Frauenferien (Olivia & Kayla, Anja & ich) in Baños im Hostal Plantas y Blanco, was sehr empfehlenswert ist (wegen dem üppigen Frühstück und der Dachterrasse, wo die Kinder ungeniert rumtoben können, zudem könnte man auch Dampfbäder in geschlossenen Kesseln nehmen, was wegen Klaustrophobie aber nicht in Frage kam).
Wir unternahmen eigentlich nicht richtig was, sondern liessen es uns einfach gut gehen: Spaziergänge durch das touristische Baños, lädele, essen, auf dem Spielplatz sein, das schöne Schloss (die nachts beleuchtete Kirche) anschauen, usw.
Der einzige Ausflug in den Zoo von Baños war aber sehr spannend, konnten wir doch Tapire, Brillenbären und Kondore aus der Nähe betrachten. (Warum die Tiere überhaupt im Zoo sind, will ich lieber gar nicht wissen. Aufzucht in Gefangenschaft lässt sich wohl ausschliessen.) Ich war erstaunt über die Grösse dieser drei Tiere, vor allem Brillenbären und Tapire habe ich mir klein und niedlich vorgestellt. In einem der Gehege sahen wir einen kleinen Tamarinaffen, völlig bewegungslos, was für diese Art Affen ein sehr schlechtes Zeichen ist. Olivia wollte sich zuerst nicht einmischen, schliesslich waren wir auf Urlaub. Schlussendlich fragte sie doch noch den Besitzer, den sie kannte, ob wir den Tamarin in den AmaZoonico nehmen sollten.Alleine im Agutikäfig werde er sterben. Es blieb leider beim Fragen.Die Rückfahrt von Baños über Puyo und der Holperpiste nach Tena wird mir in Erinnerung bleiben. Wir haben uns gut versorgt, mit Sandwichen und Granadillas (leckere Passionsfrucht) und die beiden Kleinen waren gerade am Mampfen in der hintersten Sitzreihe. Da fuhr der Bus mit viel zu grosser Geschwindigkeit über eine von diesen Erhebungen, die eben eigentlich die Geschwindigkeit drosseln sollten. Ich flog senkrecht in die Höhe und schlug den Kopf an der Decke (!) an. Olivia war geistesgegenwärtig genug, Kayla mit einer Hand festzuhalten und hat so Schlimmeres verhindert. Anja lag nach dem Flug halb auf dem Bank, halb am Boden, weinte und konnte sich lange nicht beruhigen, so hatte sie dieser Zwischenfall erschreckt. Sie klagte dann mehrere Tage über Rückenweh. "Temor a Dios solo" las ich kürzlich auf einem Bus: Furcht nur vor Gott. Und das scheint tatsächlich das Motto einiger Choferes zu sein, obwohl wir bis jetzt ja eigentlich immer Glück hatten. (Das Foto zeigt uns im Bus nach Puerto Barantilla und veranschaulicht die ziemlich bescheidenen Platzverhältnisse).

Sunday, April 6, 2008

Ostern - Pascua

Ohne Worte ;-).

Elterngespräche

Die Elterngespräche, die wir im letzten Monat erleben durften, wären allein schon eine Reise nach Ecuador wert!

Ich wusste nicht recht, was uns erwartet, hatte aber noch vage im Ohr, was unsere Vorgängerinnen von den Elterngesprächen erzählt hatten. Wir haben uns gut vorbereitet: Alles, was wir über die Kinder sagen wollten, haben wir auf Spanisch übersetzt und zum Teil sogar mit lauter Stimme lesen geübt. Wörter wie „independientemente“ (selbständig) blieben aber bis zum letzten Gespräch Stolpersteine, obwohl Steffi herausfand, dass man sich das Wort besser merken kann, wenn man es singt.

Wir haben beschlossen, dass immer nur diejenigen Lehrer mit zum Haus der Familie gehen, die auch die Kinder unterrichten, also Klassenlehrer und Gloria, unsere Spanisch- und Kichwalehrerin. Weil ich mich rühmen kann, das am wenigsten schlechte Spanisch im Lehrerhaus zu sprechen, ging auch ich zwecks Übersetzungen immer mit. Wir merkten aber bald, dass viele Familien uns gerne alle in ihrem Haus gesehen hätten. Vor allem wenn Heiko, der Mann, fehlte, wurde stets nach ihm gefragt.

Schon der Hin- und Rückweg war recht spannend. Zum Glück hatten wir immer Gloria bei uns, die fast alle Familie und deren Häuser kannte. Meistens stöppelten wir ein Kanu und fuhren für 25 Centavos pro Person ans andere Ufer. Dann folgten wir den kleinen Pfaden durch die Plantagen zu den jeweiligen Häusern.

Dort empfingen uns immer kläffende und beinmagere Köter, die Mitleid erregten. Nicht selten waren die Hunde auch verletzt, schliesslich wird nicht gerade zimperlich mit ihnen umgegangen. Wir zogen unsere kniehohen Stiefel vor der Treppe ab und stiegen die Stufen hoch in einen Vorraum, wo wir dann auch das Gespräch hielten.

Nach dem üblichen „Händestreicheln“ ohne sich dabei in die Augen zu schauen, wurden wir geheissen, Platz zu nehmen. Oft war es beiden Seiten anfangs nicht ganz wohl, man wusste nicht so recht, wie man sich den Fremden gegenüber benehmen sollte. Lachen half meistens, das Eis zu brechen. Nach einer kurzen Einleitung las der jeweilige Lehrer seine spanischen Zeilen über den Schüler und die anderen hatten die Gelegenheit, die Kichwas dabei zu beobachten. Dann kamen von den Eltern ein paar Rückfragen, meistens über das Benehmen der Söhne und Töchter. Aber auch, warum die Kinder in der Schule so wenig lernten (das ecuadorianische Schulsystem fängt ein Jahr früher an, deshalb können die Kinder der staatlichen Schule mehr, wenn man den direkten Vergleich unter Gleichaltrigen macht).

Nicht zuletzt gab ihnen die Zukunft der Kinder zu denken: Wie lange dürfen sie noch ins SYH? Was sind ihre Möglichkeiten nachher? Wie könnte man verhindern, dass die Kinder nach der Schule ihr Deutsch verlernen? Anita, die ältere Schwester von Maria und Nonne in Guayaquil, machte den Vorschlag, die Kinder während der grossen Ferien oder nach Abschluss der Schule in einer grossen Stadt in einer deutschsprachigen Familie arbeiten zu lassen (wie unser Welschlandjahr). Ruben, der Vater von Abdón, fragte nach, ob sein Sohn allenfalls ein 10. Jahr im SYH machen dürfe. So könnte er das ecuadorianische Colegio fertig machen und weiterhin sein doch schon sehr gutes Deutsch pflegen. Es freut uns, dass die Familien so mitdenken und wir wollen schauen, ob sich da was machen lässt.

Die meisten Kichwahäuser sind aus Holz, haben eine Art Strohdach und etwa drei Zimmer, stehen auf Pfählen und sehen für europäische Augen eher ärmlich aus. Unter dem Haus tummeln sich Hühner und Hunde. Im Haus selbst findet sich eine offene Feuerstelle auf einem niedrigen, quadratischen Holztisch. Kein Vorhang oder Gitter schützt das Innere vor Insekten. (Wir im Lehrerhaus sind ja doppelt geschützt: Zuerst durch die feinmaschig vergitterten Fenster und dann noch durch das Moskitonetz. Vielleicht ist das ein Fehler. So finden die Viecher nämlich nicht mehr raus, wenn sie einmal drin sind, deshalb finden wir immer wieder halbverhungerte Frösche…)

Meistens wurde uns auch noch etwas zu essen oder zu trinken angeboten: Eier mit grüner Schale (von einem besonderen Huhn), Suppe mit Huhn, nur Huhn, Yuca und Plátano (in einer Suppe oder gekocht), Orangen, Papayas, Oritos, ein komplettes typisches Selvagericht (von 6 verschiedenen Gerichten auf dem Teller konnte ich nur Yuca mit Sicherheit bestimmen, alle schmeckten lecker, nur den Weissen Cacao brachten wir nicht runter), zum Trinken Saft oder Chicha. Inzwischen bin ich ja schon recht Chicha-geprobt, aber so eine Tasse mit 15cm Durchmesser gefüllt bis zum Rand und noch lauwarm – die bringe ich beim besten Willen nicht zur Neige.

Wenn uns ein volles Menu angeboten wurde, liessen uns die Gastgeber während dem Essen alleine und zogen sich in die Küche zurück. Ziemlich gewöhnungsbedürftig. Und wir lernten, dass es unhöflich ist, einen Gast zu fragen, ob er etwas essen oder trinken möchte. Es wird davon ausgegangen, dass der Besuch immer hungrig und durstig ist. Von Seiten des Gastes ist es unhöflich, nach Erfrischung zu verlangen und mehr (oder etwas anderes) zu verlangen, als angeboten wird.

In keinem der Häuser fand sich ein Klo. Die Kichwas erledigen ihr Geschäft offensichtlich draussen oder im nahe gelegenen Fluss. Dafür fanden wir überall die Weihnachtsgeschenke, die wir den Familien im Dezember mit nach Hause gegeben haben. Viele der Blockflöten waren kaputt und lagen mit den Tupperware-Gefässen irgendwo am Boden. Einzig zum Klassenfoto schienen die Familien mehr Sorge zu tragen. Die hingen bei fast allen prominent im Eingangsraum zusammen mit anderen Bildern. (Die Fotos halten am längsten, wenn sie laminiert sind.)

Zuhause hatten die Kinder längst nicht so schöne und gepflegte Kleidung an, wie sie sie jeweils in der Schule tragen. Die „Schuluniform“ wird geschont. Auch ist uns aufgefallen, dass die Haustüren oft geschlossen sind. Was in unseren Augen etwas sinnlos ist, denn ein allfälliger Dieb könnte schnell über das Tor klettern, wenn er es nicht öffnen könnte.

Spannend war und blieb das Zwischenmenschliche. Ich glaube, wir traten oft in Fettnäpfchen, was uns aber offensichtlich schnell vergeben wurde. Die Sitzordnung ist so ein Beispiel: Einmal wurden wir geheissen, Platz zu nehmen. Wir setzten uns auf die Bank mit dem Rücken zum Tisch, weil wir den Vater, der in der Hängematte lag, so anschauen konnten. Später gesellte sich dann die Mutter hinzu. Sie setzte sich ebenfalls an den Tisch, und zwar so, dass wir sie genau im Rücken hatten. Nun waren wir in einer unglücklichen Sandwichposition und mussten unsere Köpfe während des Gesprächs immer um 180 Grad drehen. An der Sitzordnung wollten wir aber nichts ändern, wir wollten uns den Gastgebern anpassen. Später erklärte uns Gloria, dass wir uns anfangs falsch hingesetzt hätten, wir hätten uns richtig an den Tisch setzen sollen, auch wenn wir so den Gastgeber im Rücken gehabt hätten. Der hätte sich dann zur gegebenen Zeit, wenn die Frau mit den Erfrischungen fertig gewesen wäre, zu uns gesetzt. Unsere Sitzordnung sei den Kichwas seltsam vorgekommen, aber sie hätten sich ebenfalls den Gewohnheiten der anderen anpassen wollen…

In fast allen Häusern fühlten wir uns willkommen und spürten eine angenehme, freundliche Atmosphäre. Einzig in drei Häusern war uns nicht wohl, die Gespräche dauerten dann auch nicht lange und liessen bei uns ein unbefriedigendes Gefühl zurück.

Der Besuch bei der Familie von Luiz, Alirio und Danilo ist bemerkenswert. Bei ersten Treffen waren die Eltern nicht zu Hause, ohne Nachricht zu hinterlassen. Die Jungs zeigten sich enttäuscht, dass wir nicht bei ihnen bleiben und auf die Rückkehr der Eltern warten wollten. Beim zweiten Anlauf klappte alles. Wir konnten unsere Zettel vorlesen. Und da die drei Jungs Wirbelwinde sind und wir sie nicht nur rühmen konnten, wurde unser Monolog immer wieder von Herlinda, der Mutter unterbrochen, weil sie den betreffenden Sohn auf Kichwa die Leviten las. Sehr amüsant zu beobachten. Wir brachten das Gespräch aber zu einem versöhnlichen Abschluss und versicherten den Eltern, dass sie stolz auf ihren Nachwuchs sein können. Das anschliessende typische Kichwaessen war ein Hit! Von den 7 angebotenen Speisen kannte ich nur die Yuca und den Tilapiafisch. Alles schmeckte gut (bis auf etwas Undefinierbares, das sich später als Weisser Kakao herausstellte).



Weitere Fotos folgen...


Meine Haustiere (von Silvia)



Das ist Wolli,
er ist ein Ameisenbär.
Er ist seit November bei uns,
wir füttern ihn mit Hundemilch und Termiten.




Das ist Posschen,
sie ist 9 Monate alt und ist mein Haustier.
Sie isst: Bananen, Papaya, Katzenfutter, Rindfleisch, Uvias und Guabas.

Unser Zuhause (von Jan)

Das ist eine Anaconda. Sie wurde in Tena auf der Strasse gefunden, wahrscheinlich ist sie jemandem entwischt. Sie ist sehr zahm und misst 1m. Sie ernährt sich von Mäusen, Fröschen und anderen kleinen Tieren.

Das ist Ilucku.
Er ist ein Ziegenmelkervogel der grössten Art.
Er frisst Heuschrecken und andere Insekten.
Er ist ein Nachtvogel.






Das ist unser Haus.

Mein Zuhause (von Abdón)

Das ist unser Haus.
Das ist unsere Yucaplantage. Yuca ist eine Wurzel und schmeckt sehr lecker.

Das sind Papayas, sie sehen ein bisschen aus wie Melonen.
Ich esse sehr gerne Papayas.










Das ist eine kleine Banane
und diese Banane heisst Orito.
Und sie ist sehr lecker.
Wie du siehst,
wachsen Bananen gegen oben.

Saturday, April 5, 2008

Unser Zuhause (von Maria)


Das sind Papayas.
Sie sehen ein bisschen aus wie Melonen. Wenn man sie essen möchte, muss man die Schale wegmachen.







Das sind Kochbananen,
das essen wir.
Wenn man sie kocht,
sind sie lecker.





Er ist mein Cousin. Er geht mit Holzkanu.

Unser Zuhause (von Adrian)






Das bin ich.
Am Rio Arajuno.
Das ist ein Einbaumkanu.



Das sind mein Bruder Cristian
und ich im Kanu.









Das ist meine Familie.
Da fehlt mein Vater
und ein Bruder.






Das ist mein Haus. Das Haus von links ist die Küche. Das Haus von rechts ist das Haus zum Schlafen.



Das sind Zitronen um Saft zu machen.