Tuesday, July 1, 2008
!qué te vaya bien!
es ist ein unbekanntes, noch nicht einzuordnendes und nicht unbedingt angenehmes Gefühl, den Ecuador nun zu verlassen.
Es war ein gutes Jahr! Es war das Beste, was ich tun konnte. Die vielen Souvenirs, die ich mit nach Hause nehme, sind nichts im Vergleich mit den Erfahrungen, die ich hier gewonnen habe. Ich bin sehr dankbar für die vielen vielschichtigen Erlebnisse, die einmaligen Augenblicke, für die wertvollen Begegnungen! Ich bin glücklich, dass ich das tun konnte, was ich tun wollte und tun musste.
¡Viva el Ecuador!
Voy a extrañarte muchissimo...
PS: Mir fehlen ein bisschen die Worte. Wir sehen uns in der Schweiz...
Tuesday, June 17, 2008
Abschlussfest - Fiesta del fin del año
ich sitze im Hostal Cometa, dem allerbesten und nur empfehlenswerten Hostal von Quito, am Computer und bin ein bisschen unruhig. Einerseits sicher vom Kaffee, den ich heute in Unmengen getrunken habe, andererseits auch, weil heute der Rückflug in die Schweiz ist und dieses unglaubliche, geniale, einmalige, erlebnisreiche und abenteuerliche Jahr somit dem Ende zu geht.
Die Zeit im Dschungel ist nicht nur zeitlich, sondern auch in meinen Gedanken schon ziemlich weit weg. Ich denke sehr gerne an diese feuchten Monate zurück und meine vielen Narben erinnern mich täglich an die Zeit im Urwald.
Wir hatten einen gelungenen Abschluss Ende Mai: das Wetter liess ein letztes Schwimmen im Arajuno zu, die Kinder zeigten sich noch einmal von der allerbesten Seite, so dass einem der Abschied wirklich schwer fiel, und das Leben im Lehrerhaus verlief ausgesprochen harmonisch.
Gemeinsam putzten wir das Lehrerhaus und die Schule und schrieben einen 70-seitigen Abschlussbericht. Letzteres, damit sich unsere Nachfolger im Vorfeld informieren und sich optimal vorbereiten können. Ersteres, damit die Kakerlaken-, Taranteln-, Termiten-, Ameisenpopulationen sich bei Ankunft der neuen Idealisten (sprich: Lehrer) in Grenzen halten. In beiden Gebäuden wird es aber trotz unseren Bemühungen wieder kreuchen und fleuchen...
Im Lehrerhaus werden während der zwei Sommermonaten Arbeiter sein, die die Wände hochziehen sollen, so dass die neuen Lehrer (die wollen zu sechst,- vier Erwachsene und zwei Kinder,- hausen!) ein bisschen mehr Privatsphäre haben. Im Lehrerhaus ist in der letzten Woche noch ein Dielenbrett durchgebrochen (ich bin im Boden versunken wie Rumpelstilzchen), somit müsste auch das noch repariert werden, was natürlich die Dschungel-Villa auch wieder verstauben wird. Ausserdem habe ich von Olivia vernommen, dass sich ein paar Volontäre nach unserer Abreise im Haus gemütlich gemacht haben (die spinnen, die Volontäre) - unsere Putzaktion war mehr eine Alibiübung.
Die Fiesta del fin del año zitiere ich aus unserem Abschlussbericht:
Am Donnerstag, am 22.5.08 (ein Tag vor Schulschluss), luden wir zur Abschlussparty ein. Um 9.30 Uhr schenkte Heiko für alle Schüler Avena aus, während die Padres de familia schon das Nachtessen bereit machten. Um 10.00 Uhr begannen wir mit den Schülern das Fest vorzubereiten. Das Mittagessen der Schule kam zu gewohnter Zeit. Um 14.00 sollten die Spiele für Gross und Klein anfangen. Wir haben einen Posten mit dem Schokolade-Essen-Spiel, einen Blasrohrposten und ein Grenzballturnier vorbereitet. Wiederum war es Jaime, der uns drängte, mit den Spielen eher anzufangen, da die Padres anschliessend noch auf der Isla Anaconda Volleyball spielen möchten.
Die Spiele machten allen wie immer riesigen Spass. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen kreischten vor Vergnügen. Leider unterbrach Jaime die Spiele, die bis 16.30 Uhr dauern sollten, bereits um 15.00 Uhr mit der Begründung, die Padres hätten nun Hunger. Die Kinder zeigten sich verständlicherweise sehr enttäuscht. Das Nachtessen wurde dann aber trotzdem erst um 17.00 Uhr eingenommen. Die Profes und Maestras, Olivia und Douwe und zwei freiwillige Abgeordnete von den Padres de la familia (Ruben und Victor) wurden an einem Tisch auf dem Vorplatz serviert.
Anscheinend war es den Eltern dann doch zu spät um noch Volleyball zu spielen. Alle blieben und der „Baile popular“ begann. Zum Tanz waren Vero und Diana, die Köchinnen, Olga, die Sekretärin, die Volontäre und die Leute aus der Liana Lodge eingeladen. Die Volontäre haben wir im Vorfeld über den Verhaltenskodex bei Kichwapartys informiert. Erst im Nachhinein haben wir gemerkt, dass wir Edison, den treuen Helfer von Douwe, vergessen hatten einzuladen, was uns sehr Leid tat.
Etwa um 20.00 Uhr hielten verschiedene Leute Dankesreden (Jaime, Lucilla, Annelies, Ruben, Douwe) und das Fest wurde feuchtfröhlicher. Wir Lehrer haben für die Fiesta vier Harassen Bier gespendet. Insgesamt wurden 13 Kisten Bier getrunken (und leider auch an die Kinder weitergereicht). Dennoch verschwanden alle Eltern um 1.00 Uhr schlagartig, als das Bier alle war. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass die Party auf der Isla Anaconda ohne uns noch bis in die Morgenstunden weitergegangen ist.
Es war trotzdem ein tolles Abschlussfest. Ein Kichwaabschlussfest eben.
Am letzten Schultag kam nur die ältere Hälfte der Schüler in die Schule. Zwar waren alle müde, halfen aber tipptopp mit das Schulhaus und die Umgebung zu putzten. Die angekündigte Biligüe erschien den ganzen Morgen nicht.
Zum Abschluss teilten wir noch die vom Vortag übriggebliebenen Schokoladen und verteilten die Zeugnisse. Unten beim Bootsteg winkten die Maestras und Profes dem Schulkanu, bis es nicht mehr zu sehen war. Es war ein harmonischer letzter Tag.
Stadtschulwoche in Quito, 14.5
Unsere Abschlussreise nimmt mich voll in Anspruch, Peru hat unglaublich viel zu bieten, Land und Leute gefallen... dies eine kleine Entschuldigung, warum ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe.
Etwa ein Monat ist es her, seit ich in der Stadtschulwoche mit meiner Klasse war. Ich denke sehr gerne an die Zeit zurück, vermisse den Dschungel aber noch nicht, da mir die gewaltigen Berge und weiten Hochebenen von Peru mindestens genauso zusagen. Und die Küche ist definitiv anspruchsvoller.
Der Vollständigkeit halber versetze ich mich aber noch einmal zurück und erzähle euch, wie die Stadtschulwoche und die letzte Schulwoche waren. Dafür habe ich zwei Stunden Zeit, dann gibt's Almuerzo in der Plaza de armas... ;-)
Mittwoch, 14. Mai 2008
Besuch in der Mitad del Mundo
Das Frühstück im Hostal Cometa ist für europäische Verhältnisse reichhaltig und lässt nichts zu wünschen übrig. Meinen Schülern war's allerdings viel zu süss, klar - normalerweise gibt es bei ihnen Reis oder Yucca. Trotzdem waren sie mutig und kosteten die verschiedenen fremdartigen Speisen wie zum Beispiel Nutella, Aufschnitt, Cornflakes und Honig-Kamillen-Tee.
Etwa um 10.00 Uhr, nach zwei Lektionen Mathematik- und Englischunterricht, machten wir uns auf zur Mitad del Mundo, einem sehr interessanten Museum auf dem Äquatorn - auf der Mitte der Welt eben. Die Kinder zeigten sich dem Verkehr von Quito gegenüber erstaunlich gelassen - und halfen mir sogar schon, den richtigen Bus zu finden.
Im Museum selbst entging der Klasse die Ironie, als lebendige Beispiele der Selvaindianer vor einem für Touristen ausgestellten Kichwahaus zu stehen, das ihr eigenes hätte sein können. Unsere Führerin erklärte den Kindern Dinge, die diese aus dem täglichen Leben kannte. Und sie zeigte ihnen Gegenstände aus der Vergangenheit der Kichwas, die am Napo und Arajuno noch in Gebrauch sind.
Abdón zeigte sich sehr interessiert - die anderen freuten sich vor allem an den spielerischen Teilen der Führung, wie dem Blasrohrschiessen (obwohl sie dafür nun wirklich nicht nach Quito hätten kommen müssen).
Am meisten beeindruckten sie die Experimente auf dem Äquator. Obwohl ich die Versuche noch vom letzten Jahr kannte, faszinierten sie auch mich von Neuem.
Da gibt es zum Beispiel ein mit Wasser gefülltes Becken, das einen normalen Lavaboablauf in der Mitte hat. Lässt man das Wasser nur etwa 2 Meter nördlich des Äquators abfliessen, gibt es einen Strudel, der sich gegen den Uhrzeigersinn dreht. Auf der Südhalbkugel dreht er sich mit dem Uhrzeigersinn. Und wenn das Becken genau auf dem Äquator steht (gekennzeichnet mit einem roten Strich auf dem Boden), gibt es gar keinen Strudel - das Wasser lässt sich von der Gravitation schnurgerade zur Erde ziehen. Rein theoretisch ist mir das nichts Neues, aber das Phänomen praktisch zu sehen, ist halt was anderes.
Ein weiteres Experiment basiert auf der Tatsache, dass auf dem Äquator die Kräfte anders wirken und wir Menschen leichter sind und weniger Kraft haben. Die Schüler versuchten sich gegenseitig die in die Höhe gehaltenen Arme gegen den Boden zu drücken. Neben dem Äquator war dies je nach Stärke des Schülers eine anstrengende Sache. Auf dem Äquator ein Leichtes.
Schliesslich wollten die Kinder doch noch ein Foto vom Monument machen, das allerdings damals am falschen Ort gebaut wurde und nun etwa 200 Meter neben dem Äquator steht.
Cristian wurde sehr ungeduldig und später sogar aggressiv, weil das Mittagessen auf sich warten liess. Wir mussten deshalb fast notfallmässig in ein Restaurant - das Menu, Reis und Poulet, sagte allen zu.
Tuesday, May 27, 2008
Stadtschulwoche in Quito - 12.5 & 13.5
Vor einer Woche haben wir das Projekt Sacha Yachana Wasi abgeschlossen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. In den letzten zwei Wochen haben sich die Kinder, der Dschungel, das Wetter und die Stimmung im Lehrerhaus noch einmal von der allerbesten Seite gezeigt und den Abschied schwer fallen lassen. Obwohl es nun schon eine Weile her ist, würde ich euch gerne ein bisschen von der Stadtschulwoche in Quito schreiben.
Die Idee einer Spezialwoche für die vier verbliebenen Oberstufenschüler hatte ich, weil mich dünkte, auch sie sollten etwas Besonderes haben, wenn ja die anderen vier währenddessen in die Schweiz "durften". Ich wollte etwas unternehmen, das fast so spannend und fremd war, wie die Schweizreise von Yesseña und Micaela. Maestra Gloria und Anja begleiteten uns.
Finanziert haben wir uns die Woche aus dem Spendengeld der Lehrkräfte der Sekundar- und Realschule Wasen, die dafür manche Stunde engagiert gejasst haben. Herzlichen Dank an André & Kathrin Müller, Dani & Annemarie Rösti, Dänu Haymoz, Elisabeth und Werner Berger, Judith und Jürg Flükiger, Bernhard Probst, Patrick von Büren und alle Gelegenheitsjasser!
Montag, 12. Mai 2008
Anreise
Statt mit dem Schulkanu in den Amazoonico zu kommen, fuhren Cristian, Adrian (beide in den schönsten Kleidern, aber sichtlich nervös), Maria (wegen deren vergessener Identitätskarte wir noch einmal flussabwärts mussten), Anja und ich nach Puerto Barantilla, wo Abdón und seine Schwester Gloria schon auf uns warteten.
Leider kam der Bus nach Tena wegen einer Baustelle weiter oben nicht und wir waren gezwungen, unsere Reise nach Quito mit eineinhalb Stunden Warten zu verbringen.
In Tena wurden bereits die ersten Sachen "gänggelet" und ich fragte mich einmal mehr, woher dieses Geld dann plötzlich immer kommt.
Die Fahrt nach Quito war abenteuerlich, was vor allem dem unregelmässigen Fahrstil des Chofer zuzuschreiben war. Den 5 Kichwas wurde es speiübel bei diesem ruckartigen Bremsen und beherzten Gasgeben. Ohne dass ich es merkte, hatte sich Adrian schon still und heimlich in den Spalt zwischen Sitz und Buswand übergeben. Bei Cristian war ich dann mit einer Tüte zur Hand. Schliesslich schliefen alle ein, was unter diesen Umständen wirklich das Beste war.
Am Terminal Terrestre de Quito bestiegen wir alle zusammen ein Taxi (was ein ziemliches Gstungg war) und fuhren zum Hostal Cometa, wo ich mich inzwischen schon ziemlich zu Hause fühle und das die ganze Woche ausschliesslich uns zur Verfügung stand.
Das Nachtessen ging ich mit Maria und Gloria im Mall "El jardín", einem riesigen Shoppingcenter, einkaufen. Erst als ich das nervöse Gekicher hörte, realisierte ich, dass die beiden noch nie auf einer Rolltreppe geritten waren und das Ganze wohl amüsant, aber doch ein bisschen angsteinflössend fanden.
Abdón surfte inzwischen im Hostal im Internet. Und obwohl er sicher noch nicht oft mit einem PC gearbeitet hatte, fand er sich erstaunlich gut zurecht. Grossen Spass machte ihm das Schmökern in meinem Blog, vor allem wegen der Fotos und der Filme.
Nach dem Essen war ziemlich schnell Nachtruhe. Und die Alarmanlage ging nie los. Ich hatte den Kindern im Vorfeld meine Geschichte mit dem Sicherheitssystem im Hostal Cometa erzählt und niemand wollte die Polizei im Haus. Obwohl, Cristian hätte es vielleicht gereizt... einfach mal schauen, was passiert...
Dienstag, 13. Mai 2008
Besichtigung der Altstadt und der Basílica, Spazierfahrt im Parque Carolina
Weil es in Quito ja viel kälter ist als im Oriente, haben Jana und ich den Kindern unsere warmen Sachen ausgeleiht: Abdón lief in meinem Faserpelz rum, Adrian in Janas, Gloria trug mein T-Shirt und Cristian meine Windjacke.
Beim anschliessenden Spaziergang durch die Altstadt gab es viel zu sehen, nicht nur für die ungewöhnten Indianeraugen, sondern auch für Anja und mich. Zum Beispiel einen Schnürsenkelverkäufer. Wir durften in die Eingangshalle des Regierungsgebäudes von Rafael Correa, des amtierenden Präsidenten. Den adretten, schwarzen Wächter, der dekorativ vor dem Eingangstor stand, durften wir fotografieren.
Auch der Aufstieg in den Turm der Basílica, einer grossen Kathedrale, war nicht nur für die Schüler eine spannende Angelegenheit. Die extrem steile Leiter in den Turm schien alles andere als sicher und die Häuser von Quito wirkten von dieser luftigen Höhe beunruhigend klein. Gloria und Maria blieben lieber im sichereren Zwischenstock und auch ich wagte mich nur hinauf, weil Anja so gerne wollte.
Das Mittagessen nahmen wir in einem kleinen typischen Restaurant ein, von denen es in der ganzen Stadt an jeder Ecke eines gibt. Die Kinder bestellten Reis und Poulet, konnten es aber kaum geniessen, wie das Foto von Cristian beweist, weil im Raum ein Fernseher lief.
Abschluss dieses ersten Ausflugtages in die Grossstadt war eine Pedalofahrt im Parque Carolina.
Zum Abendessen wünschten sich die Kinder - man glaubt es kaum - Reis und Poulet. Huhn war zu kostspielig, aber Reis und Zwiebel-Tomaten-Salat wurden im Hostal von Maria und Gloria gekocht. Als dann Maya noch einen Fernseher brachte, hörte man von den müden Kindern nicht mehr viel. (PS: In der Schweiz habe ich bei Lagern immer darauf geachtet, dass die Kinder mal eine Woche nicht fernsehen. Hier in Ecuador mochte ich es ihnen von Herzen gönnen...)
Monday, May 12, 2008
Kreative Spezialwoche
Da die Woche sowieso mit einem Freitag (1.Mai) unterbrochen war, haben wir beschlossen, eine Spezialwoche durchzuführen. Der Kindergarten und die Unterstufe haben Papier geschöpft, Tücher gefärbt und Stempel gemacht. Die Mittel- und Oberstufe haben wir in eine Mädchen- und eine Jungsgruppe eingeteilt. Die Jungs bauten mit Heiko am Mini-Kichwa-Haus weiter, die Mädchen häkelten bei mir ein Handtäschchen.
Mir machten die drei Tage grossen Spass. Obwohl die Mädchen vorher noch nie gehäkelt hatten, haben sie die Technik schnell begriffen und gingen mit grossem Eifer an die Sache ran. Sie arbeiteten manchmal so konzentriert und mucksmäuschenstill, dass ich den Drang verspürte, ein Gespräch anzufangen. Wenn sie geplaudert haben, dann meist auf Kichwa, was mich gefreut hatte.
Anja hatte sich in dieser Woche Fieber und musste das Bett hüten. Das war aber abgesehen davon kein Problem, die Häkelstunden fanden einfach im Lehrerhaus statt, was die Mädchen natürlich genossen.
Am Mittwochnachmittag gingen wir erneut nach Tena, um noch einmal bei der Bilingüe vorbeizuschauen und die Formulare alle in Ordnung zu bringen. Allerdings machten mir Anjas heftige Fieberschübe langsam Sorgen und wir entschieden, stattdessen zur Malariakontrolle zu gehen. (PS: 40.5 Grad Fieber mitten in der Nacht im Dschungel, wenn du weisst, dass das nächste wirklich gute Spital drei Stunden entfernt ist, und du zuerst noch ein Kanu organisieren müsstest, das gibt doch ein bisschen ein flaues Gefühl im Magen). Man kriegt auf dieser Stelle
einen Piks in den Finger, kein Pflaster drauf und dann nach einer halben Stunde Wartezeit
negativen oder positiven Bescheid. Der Mann vor uns hatte einen positiven Blutwert und bekam einen Haufen Medikamente mit (Es gibt eben doch Malariafälle in Tena!) Bei Anja haben sie glücklicherweise nichts gefunden.
Gegen Abend bekam ich starke Ohrenschmerzen. Wie schon das ganze Jahr, reagierte ich auf Anjas Krankheit ebenfalls mit einem Wehwechen. Den freien Donnerstag konnte ich kaum mehr geniessen, so sehr lenkte mich der pochende Schmerz im Ohr ab. Am Freitagmorgen, nach einer im Sitzen verbrachten Nacht, entschloss ich mich nach Puyo zu fahren. Es war sehr schade, konnte ich an diesem Tag nicht in der Schule sein. Steffi hat für alle Schüler einen Sporttag organisiert, mit Duathlon und Grenzballturnier. Eigentlich wäre ich da sehr gerne dabei gewesen... der Anlass war ein grosser Erfolg.
In Puyo - nach drei Stunden Busfahrt, einer halben Stunde Bürokratie und einer weiteren Stunde Wartezeit - wusste ich dafür mit Sicherheit, was Anja und mich so geplagt hatte. Anja hatte eine abklingende Grippe, wie wir dies schon vermutet hatten. Und ich eine Infección del Oído medio - eine Mittelohrenentzündung. Und ich kann euch sagen: Ich hätte zeitweise ein geplatztes Trommelfell in Kauf genommen, nur damit der Schmerz endlich aufhören würde. Abgesehen davon bin ich einfach nicht gut im Kranksein.
Thursday, May 1, 2008
Allerlei
Ihr merkt, ich bin nicht mehr so a jour mit meinen Einträgen und ich glaube, dass sie auch stilistisch etwas nachgelassen haben. Meine Entschuldigung ist kurz und überzeugend: es gibt im Moment einfach zu viel zu tun!
Hier in wenigen Worten ein paar Highlights der letzten Wochen:
Besuch vom Vätu
Patrick kam in seinen Frühlingsferien zu uns zu Besuch. Unglaublich, dass dies jetzt schon wieder zwei Wochen her ist! Anja hat die Zeit sehr genossen, obwohl sie dann auch wieder gerne die Nachmittag mit ihrer allerbesten (und halt weit und breit einzigen) Freundin Kayla verbrachte. Patrick half uns in der Schule aus und unternahm viel mit unserer Tochter.
Wir sind mit ihm ins Runa Huasi ein traditionelles Kichwagericht kosten gegangen. Wie man sieht, konnte sich sogar Patrick, der sonst nichts mit Fischen auf Tellern anfangen kann, am Tilapia erfreuen.
Zeichenkünstlerin Anja
Die Umgebung, in der wir momentan leben, beeinflusst auch den Zeichnungsstil von Anja: statt Autos und Häuser zeichnet sie halt Tortugas (Schildkröten).
Kichwahausbau
Jan hatte Heiko gefragt, ob sie im Werken ein Baumhaus bauen dürften, was verneint wurde. Man einigte sich aber auf ein Spielhaus, das die Jungs sofort in Angriff nahmen und in den vergangenen Wochen prakisch alleine auf die Beine bzw. Pfähle gestellt haben. Sie haben sogar an den Nachmittag daran weitergearbeitet. Die Verankerung haben sie so gemacht, wie es ihnen Heiko vor einem halben Jahr einmal beigebracht hatte. Beim Rest wurde gehämmert und gesägt, wie sie es von ihrem Vätern vorgemacht bekommen. Und das Haus steht! Ohne Wasserwaage und rechte Winkel. Der krönende Abschluss ist das Blätterdach (techo de paja), das die Kinder aus Palmwedeln geflochten haben und das 100% wasserabweisend ist. So bekamen wir wieder einen unbezahlbaren Einblick mehr in das Alltagsleben der Kichwas: Wir durften einen Hausbau in Miniatur miterleben. Im Moment basteln die grösseren Jungs an der Inneneinrichtung und beklagen lachend, dass das Wichtigste am Haus sowieso noch fehle: eine Frau ;-).
Kinderfiesta
Da ja am letzten Wochenende vier der grossen Kinder den Dschungel in Richtung Schweiz verlassen haben, hatten wir am Vorabend noch eine Kinderfiesta organisiert. Die letztjährigen Lehrer haben von dieser Party geschwärmt und auch wir fanden das Ganze ein gelungener Anlass. Um vier Uhr nachmittags haben wir angefangen mit den gemeinsamen Vorbereitungen: die mit Bonbons und Gumpibällen gefüllten Luftballone aufhängen, damit sie mit dem Blasrohr runtergeschossen werden konnten, die Musikanlage aufstellen (wiederum Aufgabe der Jungs), das Essen vorbereiten (wiederum Aufgabe der Mädchen).
Nach dem Essen, das zwar nicht unbedingt geschmeckt, aber doch die Mägen gefüllt hatte, begannen die ersten mit Tanzen. Und diese Kinder können tanzen! Zu traditioneller Kichwamusik forderten die Jungs die Mädchen formvollendet auf und tanzten wie die Grossen: ohne sich in die Augen zu schauen, aber sehr körperbewusst und selbstsicher. Es war eine Augenweide, ihnen dabei zuzuschauen.
Das Blasrohrschiessen war vor allem bei den Kleinen der Renner, obwohl sie noch zu wenig Puste hatten und die nicht ganz aufgeblasenen Ballone selten zum Platzen brachten.
Als es gegen 9 Uhr ging, hielt Yesseña eine bewegende Abschlussrede. Obwohl wir den Grund bis jetzt noch immer nicht verstanden haben, soll sie nächstes Jahr nicht mehr im Sacha Yachana Huasi in die Schule, sondern auf ein internatähnliches Colegio in Tena gehen. Somit war dies ihr letzter Tag mit ihren Compañeros. Sie dankte allen für die Freundschaft und die guten Momente in dieser Schule, so wie das ein Erwachsener nicht besser gekonnt hätte, und dabei liefen ihr die Tränen die Wangen runter.
Nach der Rede verliessen die Kleinen die Schule Richtung Fluss, um auf Victor (Kanufahrer) zu warten. Meine Klasse nutzte die verbleibenden fünf Minuten, um gemeinsam mit Yesseña zu tanzen. Sie umarmten sich und tanzten Runden und spontan bildete sich eine Frauen- und eine Männergruppe und die Kinder tanzten einen alten Kichwatanz, wo die Geschlechter aufeinander zu gehen und sich symbolisch etwas schenken. Ich glaube, die Männer schenken Schutz und Kampfgeist und die Frauen Nahrung und Fruchtbarkeit (so sieht es für mich jedenfalls aus).
Ich sass an einer Wand angelehnt und beobachtete die Szene. Nun war es an mir, die Tränen abzuwischen. Es wird sehr hart sein, diese einmalige Klasse zu verlassen...
Selbstverständlich hatte Victor eine halbe Stunde Verspätung, so dass Sacha den Bus verpasste und die Nacht im Lehrerhaus verbrachte, was für Anja ein krönender Abschluss war. Stellt euch die Situation in der Schweiz vor: ein Erstklässler übernachtet nach einer Party auswärts, ohne dass die Eltern benachrichtigt werden, und das Kind schläft am fremden Ort ohne Probleme ein.
Es folgen Fotos und Videos, wenn ich wieder mal Zeit finde, nun müssen wir auf den Bus. Hasta luego...
Friday, April 25, 2008
Klassenfoto
Tierisches
Wir haben uns gut an all die verschiedenen Tiere und deren konstanten Geräuschepegel im Urwald gewöhnt, das morgendliche Ausschütteln der Stiefel ist Routine geworden. Ich habe mir schon oft gewünscht, dass wir einen kundigen, allzeitbereiten Führer hätten, der uns über alle Viecher professionell Auskunft geben könnte. Aber so etwas gibt es nicht, sehr viele Arten des Regenwald sind noch gar nicht wissenschaftlich entdeckt worden. Und so staunen wir nur - ohne den Namen oder sonst etwas von dem Tier zu wissen.
Frösche haben wir immer wieder in unserer Wohnung. Sie fühlen sich überall wohl - es ist schliesslich auch überall feucht. Eine ganz beeindruckende Kröte haben wir im Geäst eines umgestürzten Baumes gesehen. Sie war sehr gut getarnt, wie ein Blatt und bewegte sich auch unter unserer genauen Beobachtung nicht, so sehr vertraute sie auf ihre Camouflage.
Skorpione entdecken wir fast immer im Klo des Schulhauses. Ihre Stiche sollen vergleichbar mit einem Bienenstich sein, meinten die Volontäre, die die Stiefel nicht ausgeschüttelt hatten.
Ein sehr spannendes, wenn schlussendlich auch ein bisschen nervenaufreibendes Erlebnis hatten wir mit den Tamarinaffen, die zu dritt freigelassen wurden.
Am ersten Tag wurden sie von den Volontären auf Schritt und Tritt beobachtet, um sofort zu reagieren, sollte etwas schief gehen. Ich traf in der 10-Uhr-Pause (so etwas gibt es, einfach ohni Kafi u Gipfeli) traf ich Olivia, die das grosse Weibchen suchte. Ich versprach ihr, mich zu melden, wenn wir es entdecken sollten. Wir fanden es tatsächlich zwei Stunden später in unserer Rattenfalle, die wegen der erneuten Heimsuchung von diesen Nagern scharf gemacht in der Küche gestanden hatte. Das Tamarinäffchen sah relaxt auf, zwitscherte ein bisschen und ging nach seiner Freilassung unbeeindruckt auf den nächsten Baum. Es schien ihn in unserem Haus so gut gefallen zu haben, dass es am Nachmittag seine beiden Kollegen mitnahm und erneut in unser Haus eindrang. Wir waren Stunden damit beschäftigt, die Schlupflöcher zu stopfen und die Chichicos mit Besen und Eimern wieder herauszubefördern. Es schien eine nicht enden wollende Geschichte zu werden. Wie man sieht, hat einer der kleinen Kerls sogar an meinem Kaffee genippt...
Kichwapolitik I - Die Minga und die Reunión
Wie jeden Montagmorgen, wenn in der Amazoonicoküche die Sitzung stattfindet, erleben wir Jaime in Hochform. Er ist (ich hab’s schon ein paar Mal geschrieben) Waldhüter von Selva Viva, zudem Vater von Sacha und bei den Padres de familia (Elternrat) Sekretär. Er hat auch sonst noch Ämter inne, irgendetwas Politisches. Jaime spricht gerne und viel, wie sich das für einen Politiker gehört, und nicht immer ist alles hundertprozentig wahr oder zumindest übertrieben, wie sich ja ebenfalls für einen Politiker gehört. Auf jeden Fall hat er immer eine beachtliche Liste von Tieren, die er im Wald gesehen haben will, während Ruben, der andere Waldhüter und meines Erachtens der kompetentere, seinen Wochenbericht meistens in kurzer Zeit vorgetragen hat. Wie dem auch sei…
An einer Montagsitzung vor vier Wochen haben wir Jaime gefragt, ob die Minga, die wir mit seiner Frau am Elterngespräch abgemacht hätten, nun stattfinde. Ja, er komme dann sowieso noch zur Schule hoch, dann könne er die Kinder gleich informieren, meinte er. Erschienen ist er allerdings nicht und so nahmen wir an, dass er die Minga schriftlich organisieren würde.
Eine Minga ist ein Anlass, wo alle Eltern der Schüler verpflichtet sind, gemeinsam zum Wohl der Schule etwas beizutragen. In unserem Fall ist dies zum Beispiel mit den Macheten das kniehohe Gras rund um die Gebäude mähen, die Treppen von Unrat befreien, das kaputte Kochhäuschen wegräumen, usw.
Als dann am Freitag niemand von den Padres de la familia auftauchte, war uns klar, dass die Minga nicht statt finden würde. Jaime meinte lakonisch, es habe ihm persönlich zeitlich nicht gepasst.
Eine Woche drauf sah ich ihn morgens aus dem Kindergarten spazieren, also eher schleichen, was ihn ein bisschen verdächtig machte. Als ich bei Gloria nachfragte, was denn Jaime gewollt habe, zeigte sie mir die Vorlage, die er ihr in die Hand gedrückt hatte: Eine Einladung zur Minga, formell aufgesetzt, mit der Anweisung, Gloria solle ihm diese 15x von Hand kopieren.
Ja, wo geht denn so etwas? Jaime ist der Sekretär und nicht Gloria, auch wenn er ein älterer Mann und sie eine jüngere Frau ist . Ich bat Gloria, die Kopien nicht zu machen und schrieb Jaime einen freundlichen, aber bestimmten Brief: Gloria sei an unserer Schule Lehrerin und in dieser Position nicht verantwortlich (und habe zudem auch nicht die Zeit) für das Kopieren von Einladungen. Wir hofften auf sein Verständnis. Mit freundlichem Gruss, Directora blabla (weil es gut klingt und dem Ganzen einen offiziellen Touch gibt).
Die Minga fand statt. Jaime hat es irgendwie organisiert, ich glaube aber nicht, dass er die Einladungen selbst geschrieben hatte. Lucilla, seine Frau, warf uns giftige Blicke zu, sehrwahrscheinlich musste sie die Sekretärin des Sekretärs spielen, obwohl sie eigentlich Präsidentin vom Elternrat ist. Kichwapolitik…
Jaime hat während der ganzen Minga die Machete nie geschwungen, machte aber immer wieder mit dem Chichabecher die Runde, was ja auch eine wichtige Aufgabe ist. Dafür arbeitete Marisol mit, als habe sie nicht erst vor zwei Wochen ein Mädchen entbunden.
Spontan an diese Minga ergab sich eine Elternratsitzung – eine Reunión. Ich wurde geholt und sass dann im Kreis wie die andern, entweder kauernd, im Schneidersitz oder auf Brettern sitzend. Zuerst wurden auf Kichwa die Schulschulden jeder Familie aufgesagt, dann kamen wir zum „Traktandum“ Abschlussfest. (Dieses Traktandum löste dann bei uns im Lehrerhaus den ersten handfesten Streit seit letzten August aus, aber solch hässliche Szenen brauche ich euch ja nicht in einem mehr oder weniger öffentlichen Blog zu schildern, oder?) Für die Eltern war klar, dass das Fest am Freitag vor den grossen Ferien statt finden sollte, dass jede Familie ein Huhn und Chicha mitnehmen sollte und auch sonst noch Esswaren, so dass es für die eigene Familie sicher reichen würde. Dann wurden die Musikanlage, der Generator und die Gasolina für den Generator organisiert. Zum Glück wurden Wörter wie Gasolina auf Spanisch ausgesprochen, sonst hätte ich von dem immer wieder durch Kichern und herzhaftem Lachen unterbrochenen Kichwa nichts verstanden.
Das Wichtigste kam am Schluss: Die Padres de familia haben beschlossen, am folgenden Montag ein Komitee in die Bilingüe in Tena zu schicken und endlich den vom Präsidenten der Bilingüe persönlich versprochenen Lohn für Gloria einzufordern. Sie baten mich, das Komitee zu begleiten und die Schule zu schliessen, ihre älteren Kinder müssten schliesslich zu Hause auf die Kleinen aufpassen, wenn sie in alle Tena seien. Wir Lehrer hiessen den Plan von Herzen willkommen! Auch wir wollten endlich, dass Gloria ihren wohlverdienten Lohn erhielt. (Wir wollen es immer noch!)
PS: Es tut mir Leid, dass ich dem Durchschnittsleser einen solch langen, verwirrenden Text zumute, ohne ihn wenigstens mit bunten Bildern zu spicken.
Sunday, April 13, 2008
Noticias de la Selva
Ich habe mich endgültig entschieden im Sommer in die Schweiz zurückzukehren. Es gibt gute Gründe, wieder nach Hause zu kommen. Es gäbe aber auch etliche Gründe im Ecuador zu bleiben. Zum Beispiel Erlebnisse dieser Art:
Kaiman
Ihr wisst, der Kaiman ist wie der Morphofalter ein bisschen mein Steckenpferd und es bleibt eine Herausforderung, einer der beiden ablichten zu können. Beim Kaiman ist mir inzwischen ein gutes Bild geglückt, jedenfalls wenn man bedenkt, dass meine Kamera kaum zoomen kann. Auf Kichwa heisst der Kaiman übrigens lagarto. In der Oberstufe üben wir zur Zeit unter anderem alle Tiernamen der Auffangstation auf Kichwa, Spanisch und Deutsch. Ich habe dabei schon viel gelernt - die Schüler hoffentlich auch ;-).
Kakao
Der Kakao ist Anjas absolute Lieblingsfrucht im AmaZoonico und es gibt davon auch etliche, weil der Sekundärwald früher eine Kakaoplantage war. Von der Kakaofrucht isst man nur das weisse, schleimige Fruchtfleisch in dem die Kerne eingebettet sind. Die Kerne selbst sind violett und extrem bitter. Die Kichwas lassen sie an der Sonne trocknen (an den unmöglichsten Orten übrigens: auf der Strasse, in einer Schubkarre, usw.) und verkaufen sie dann zur Verarbeitung weiter. Das Paradoxe ist, dass Kakao zwar hier wächst, wirklich gute Schokolade aber in der Schweiz hergestellt wird. So reist die Frucht bis nach Europa, wird dort mit Honig, Zucker, Rahm verfeinert und gelangt dann zum Beispiel in einem Paket eines lieben Verwandten oder Freundes (es sei an dieser Stelle noch einmal gedankt) wieder in den Ecuador.
Die erste richtige Schlange
So, nun ist es soweit: ich habe meine erste richtige Schlange gesehen. Mit richtig meine ich, dass sie weder eingesperrt noch überfahren und folglich ziemlich unbeweglich war, noch dass sie nur die Grösse eines Regenwurms hatte. Nachts auf dem Weg zum Runa Huasi, wo ein Abschiedsfest der Volontäre stattfand, lag dieses schwarze Prachtsexemplar auf dem Weg, machte sich aber sofort aus dem Staub. Die kurze Begegnung reichte, dass ich im Dunkeln nun noch vorsichtiger gehe und eigentlich immer die Gummistiefeln anziehe. Anja wird aus Prinzip getragen, schliesslich muss so ein Biss nicht herausgefordert werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit recht gering ist.
Wozu man Geometrie braucht...
Dies ist eigentlich ein Nachtrag zum Blog "Elterngespräche".
Als wir bei Ruben und seiner Frau, den Eltern von Gloria und Abdón, waren, sagte ich auch ein paar lobende Worte zu Abdons Arbeitsverhalten in Mathematik. Normalerweise macht er Rechnen nicht so gerne, aber das Thema Geometrie, Zeichnen mit Zirkel und das exakte Arbeiten, sagen ihm sehr zu. Ruben freute sich an dem Lob, wollte aber wissen, wozu man Geometrie brauchen könne. Mir fiel auf die Schnelle nichts Besseres ein als: für den Hausbau. Da schaute Ruben doch ziemlich verständnislos - er hatte für sein wunderschönes Haus, das er selbst gebaut hatte, wohl nichts gebraucht, dass auch nur wie Geometrie klang.
Schulmaskottchen
Zur Zeit beherbergt unser Klassenzimmer eine Tarantel von beachtlicher Grösse. Diese hat vorletzte Woche, an der Decke hängend, der armen Micaela auf den Kopf gemacht und viel Gelächter geerntet. Als ob das nicht genug wäre, hat ein bisschen später ein Totenkopfaffe, der eigentlich nichts in unserem Schulzimmer zu suchen hatte, sein Geschäft in Jans Heft erledigt. Man stelle sich diese Situationen in der Schweiz vor...
Besuch aus Misahualli
In den Ferien half ich wiederum einen Tag bei den Volontären aus. Der Zufall wollte, dass gerade an diesem Tag die Schulklasse von Misahualli, die wir im September besucht hatten, unsere Schule anschauen wollte. Leider gab es nicht viel zu sehen, ausser den Räumlichkeiten und Pulten ohne Kinder. Deshalb machten wir anschliessend gemeinsam noch die AmaZoonico-Tour und ich versuchte in meinem kargen Spanisch etwas über die verschiedenen Tiere zu sagen. Die Kinder hörten interessiert zu und fragten einige Male, aus welchem Land die Tiere denn seien. Sie konnten nicht glauben, dass zum Beispiel Trompeteros und Klammeraffen im ecuadorianischen Regenwald heimische Tiere sind. Das hat mich sehr erstaunt.
Der Lehrer half mir oft aus, wenn für eine Erklärung mein Spanisch nicht ausreichte. Um meine langen Ausschweifungen, warum Wasserschildkröten gefährdet seien, abzukürzen, fragte er die Schüler: Was passiert, wenn die Leute eine Wasserschildkröte im Napo sehen? -Matanlo (Sie töten sie), die einstimmige Antwort. Aber dass es unter anderem deswegen zu wenig dieser Reptilien haben sollte, konnten sie nicht richtig nachvollziehen.
Abschliessend zu dieser Tour lobte ich das Land Ecuador, vor allem die wunderschöne Natur des Urwaldes und versuchte ihnen ans Herz zu legen, diesen Schatz für das eigene Land zu hüten. Ich kam mir vor wie ein ecuadorianischer Nationalist auf Propagandatour.
Palmsonntag
Das ist nun schon so lange her, dass es schon bald nicht mehr wahr ist. Trotzdem möchte ich dieses Bild noch zeigen. Mit solchen wunderschön verarbeiteten Palmblättern sah man an diesem heiligen Sonntag die Leute in Tena durch das Dorf schlendern.
Harry-Potter-Film-Abend
Um den spanischen Wortschatz und das Leseverständnis der älteren Schüler zu fördern, lasen wir gemeinsam Harry Potter - La piedra filosofal. Es war ein nicht so einfaches Unterfangen, obwohl es den Kindern Spass machte. Sie sahen zum Beispiel nicht ein, warum sie mitlesen sollten, wenn jemand laut vorlas. Oder warum sie gar alleine lesen sollten, wenn doch alle das gleiche Buch hatten und jemand vorlesen könnte. Und dann waren natürlich die Niveauunterschiede sehr gross, so dass ich die einen immer bremsen und den anderen immer unter die Arme greifen mussten, wenn wir das Ganze zu einem gemeinsamen Abschluss bringen wollten. Schliesslich war es geschafft und wir krönten das Projekt mit dem Film Harry Potter - La piedra filosofal.
Die Jungs waren für das Feuer, den Generator und den Computer samt einer guten Filmkopie (es gibt nichts anderes als Kopien zu kaufen in Tena) zuständig, die Mädchen fürs Nachtessen und das anschliessende Aufräumen. Meine Vorstellungen von gerechter Arbeitsteilung deckten sich nicht mit denen der Kichwakinder. Nachdem die Mädchen - zwar verspätet - eingetroffen waren, in der Amazoonicoküche in Windeseile und mit grossem Geschick ein Nachtessen auf die Beine gestellt hatten, im Rio Arajuno ausgibig gebadet hatten (auf Sauberkeit legen alle Kichwas grossen Wert), machten sie auch noch das Feuer der Jungs. Abgesehen vom Feuer machten diese ihre Sache aber auch sehr gut: Wir hatten alle einen gespitzten Stecken für das Stangenbrot, der Generator lief ohne Mucken und die Filmkopie war hervorragend (sie hatte nur zwei, drei Aussetzer).
Wir hatten aus dem Lehrerhaus die 4 Reservematratzen und Christine von Steigers alte Decken raufgeschleppt und die Schüler richteten es sich gemütlich ein. Während dem Film schauten alle gebannt auf dem Laptop-Bildschirm von Jan. Ausser Abdón, der den Film auswendig kannte und immer wieder simultan mitsprach und Gloria, seiner Schwester, die wohl aus dem selben Grund einschlief. Nach dem Film gab es eine kurze Kissenschlacht und dann durften die Jungs unter sich und die Mädchen unter sich noch leise etwas spielen. Etwa um 1.00 Uhr schliefen alle, immer zu zweit auf einer Matratze, zu viert unter einer Decke. Adrian konnte nicht verstehen, warum ich zwischen den Jungs und den Mädchen schlief, sie seien doch jetzt schon gross und bräuchten keinen Aufpasser. Als ich antwortete, dass ich es genau deshalb mache, weil sie jetzt eben schon gross seien, verstand er mich nicht. Die anderen schmunzelten.
Eigentlich ein Zeichen dafür, dass Adrian tatsächlich noch keinen Aufpasser gebraucht hätte ;-).
Am nächsten Morgen waren alle ziemlich gerädert, mich eingeschlossen. Dass wir die erste Stunde Unterricht noch in den Betten gemacht haben, wurde geschätzt. Und auch Beata, dem behinderten Klammeraffen-Weibchen, sagten die Betten zu: In der Zehn-Uhr-Pause hatte sie es sich in den weichen Betten gemütlich gemacht.
Cristians Schwester
Cristian, Adrian, Randy, Jerson und Willinton haben nun endlich ein Schwesterchen bekommen und sind ganz offensichtlich stolz darauf! Sie hat keinen Namen und wird vorerst auch noch keinen bekommen. Dafür hat Willnton nun endlich kurze Haare, die lassen die Kichwas nämlich wachsen bis das Kind 2-3jährig ist oder eben Nachwuchs kommt.
So wie uns Randy erzählt hat, war Cristian der Geburtshelfer! Für uns Europäer unvorstellbar. (Wie übrigens auch die Schwangerschaft ohne Ultraschall oder regelmässige Arztbesuche...). In den ersten Tagen ging es Marisol, der Mutter, nicht gut und die Kleinen (Randy und Jerson) hatten Hunger. Wir gaben Cristian und Adrian ein Brot und Schokolade mit nach Hause, was sie gerne annahmen. Inzwischen ist sie aber wohlauf, an der Minga vom letzten Donnerstag schwang sie auf jeden Fall schon wieder die Machete, das Neugeborene lag im Kindergarten in der Hängematte. Was Steffi und mir zu denken gab: die sechsfache Mutter ist gleich alt wie wir zwei.
Nachtspaziergang
Steffi und ich auch nächtlichem Streifzug. Wir haben gesucht, mit Stöcken gestochert und Blätter gewendet, haben aber kein einziges nicht-insektenartiges Tier gesehen. Dafür machte das Fotoshooting Spass.
Saturday, April 12, 2008
Ein paar Tage in Baños
In den Osterferien genossen wir Frauenferien (Olivia & Kayla, Anja & ich) in Baños im Hostal Plantas y Blanco, was sehr empfehlenswert ist (wegen dem üppigen Frühstück und der Dachterrasse, wo die Kinder ungeniert rumtoben können, zudem könnte man auch Dampfbäder in geschlossenen Kesseln nehmen, was wegen Klaustrophobie aber nicht in Frage kam).
Wir unternahmen eigentlich nicht richtig was, sondern liessen es uns einfach gut gehen: Spaziergänge durch das touristische Baños, lädele, essen, auf dem Spielplatz sein, das schöne Schloss (die nachts beleuchtete Kirche) anschauen, usw.
Der einzige Ausflug in den Zoo von Baños war aber sehr spannend, konnten wir doch Tapire, Brillenbären und Kondore aus der Nähe betrachten. (Warum die Tiere überhaupt im Zoo sind, will ich lieber gar nicht wissen. Aufzucht in Gefangenschaft lässt sich wohl ausschliessen.) Ich war erstaunt über die Grösse dieser drei Tiere, vor allem Brillenbären und Tapire habe ich mir klein und niedlich vorgestellt. In einem der Gehege sahen wir einen kleinen Tamarinaffen, völlig bewegungslos, was für diese Art Affen ein sehr schlechtes Zeichen ist. Olivia wollte sich zuerst nicht einmischen, schliesslich waren wir auf Urlaub. Schlussendlich fragte sie doch noch den Besitzer, den sie kannte, ob wir den Tamarin in den AmaZoonico nehmen sollten.Alleine im Agutikäfig werde er sterben. Es blieb leider beim Fragen.Die Rückfahrt von Baños über Puyo und der Holperpiste nach Tena wird mir in Erinnerung bleiben. Wir haben uns gut versorgt, mit Sandwichen und Granadillas (leckere Passionsfrucht) und die beiden Kleinen waren gerade am Mampfen in der hintersten Sitzreihe. Da fuhr der Bus mit viel zu grosser Geschwindigkeit über eine von diesen Erhebungen, die eben eigentlich die Geschwindigkeit drosseln sollten. Ich flog senkrecht in die Höhe und schlug den Kopf an der Decke (!) an. Olivia war geistesgegenwärtig genug, Kayla mit einer Hand festzuhalten und hat so Schlimmeres verhindert. Anja lag nach dem Flug halb auf dem Bank, halb am Boden, weinte und konnte sich lange nicht beruhigen, so hatte sie dieser Zwischenfall erschreckt. Sie klagte dann mehrere Tage über Rückenweh. "Temor a Dios solo" las ich kürzlich auf einem Bus: Furcht nur vor Gott. Und das scheint tatsächlich das Motto einiger Choferes zu sein, obwohl wir bis jetzt ja eigentlich immer Glück hatten. (Das Foto zeigt uns im Bus nach Puerto Barantilla und veranschaulicht die ziemlich bescheidenen Platzverhältnisse).