Der Zwergameisenbär
Das exotischte Tier, das wir bis jetzt hatten, ist Wolli, ein Zwergameisenbär. Zwergameisenbären sind eine primitive Art der Säugetiere und gehören zur Familie der Zahnarmen. So sieht er aus: putzig, Kulleraugen und sehr wolliges Fell und grosse Krallen.
Wir bekamen ihn von einem Touristenführer, der ihn jemandem abgekauft hatte, in einem Karton voller Salatblätter.
Nun wollten wir herausfinden, was so ein Jungtier frisst, denn Salatblätter frisst es nicht. Wir schauten im Internet, in Büchern, fragten in Zoos nach, sogar im Zürcher Zoo, aber keiner wusste die Zusammensetzung der Nahrung. Schliesslich versuchte es meine Mutter mit Katzenmilch, vermischt mit Eigelb, aber er nahm nicht zu. Also mischte sie so lange Rahm bei bis er anfing zuzunehmnen.
So passierte ein paar Wochen nichts, ausser das wir ihn 8mal am Tag füttern mussten, ihm dauernd die Wärmeflasche wechseln mussten und ihn andauernd suchen mussten, weil er über Nacht verschwunden war, was sehr schwierig war.
Erstens: diese Tiere geben keinen Laut von sich, ausser einmal, als er vom Tisch gefallen ist, was die Suche erschwert. Zweitens: Meine Schwester hat ein grosses Durcheinander in ihrem Zimmer. Drittens: Er ist sehr klein.
Wir fanden ihn an den skurrilsten Stellen, zum Beispiel: Auf einem Plüschhund, der die gleiche Farbe wie sein Fell hatte, im Kamin, nach anderthalb Tagen beim Aufwachen fand meine Schwester ihn im Haar, usw.
Das schwierigste an der Pflege war die Essensbeschaffung und die Haltung des Essens (Wollie hatte angefangen, Termiten und Ameisen zu fressen). Ameisenbären essen nämlich nur bestimmte Ameisenarten. Sie essen zum Beispiel keine Ameisen, die Gift verspritzen. Das mussten wir alles zuerst herausfinden. Deshalb halten wir Termiten, was einfacher ist, denn der Zwergameisenbär frisst alle Termitenarten.
Nur leider brechen viele Termiten wieder aus und fressen unser Haus auf. Nach Weihnachten, als wir die Krippe abmontierten, fanden wir ein Termitennest darin. Junge Ameisenbären fressen nur vorverdaute Termiten, die ihre Ameisenbäreltern hervorwürgen. Da unsere Tierliebe doch nicht so weit geht, dass wir Termiten vorverdauen, versuchten wir es, indem wir ihn mit zermanschten Termiten fütterten, was er dann ass.
Als wir verreisten, mussten wir ihn mitnehmen, samt Verpflegung. Als wir ankamen waren, wie uns schien, die Termiten erstickt, weil sie in einer Plastikbüchse gereist waren. Aber nach ein paar Stunden waren die Termiten wieder munter und so bekam Wolli doch noch Termiten zu seiner Milch.
Ich befinde mich in der komischen Lage, dass ein Haustier das andere frisst, denn vor Wolli hatte ich einen Termitenstaat.
Am Anfang da glaubten wir, er würde nicht lange überleben und wir versuchten, unser Herz nicht allzu sehr an ihn zu hängen, (aber das klappt sowieso nie). Aber weil er schon zwei Monate überlebt hatte, schöpften wir neuen Mut.
Wie es von Ameisenbären zu erwarten ist, leben sie sehr für sich.
Wir hoffen, dass er erwachsen wird und wir ihn dann freilassen können, was traurig sein wird für uns.
1 comment:
SO SÜÜÜSS! ich habs grad meiner Tochter (8) vorgelesen und wir haben gelacht & fandens beider niedlich! Alles Gute für den kleinen Wolli (der heute bestimmt schon der grosse Wollie ist)
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