Wednesday, August 1, 2007

Vorbereitungszeit auf den Schulbeginn (von Röbu)

Von Robert Gerber

Heute verbringen wir schon den zweiten Sonntag im Amazoonico. Wir sind ja noch stark am Angewöhnen und am Zurechtfinden. Es wird Zeit, unseren (noch nicht grad) Alltag zu beschreiben. Der wird sich ja dann erst einstellen, wenn die Schule am 6. August wieder beginnt oder ich nicht mehr da bin.
Aber doch noch einige erwähnenswerte Begebenheiten vornweg: heute Morgen sind wir zu Fuss (normal wäre es mit dem Kanu) in ca. 30 Minuten zur >Liana Lodge marschiert. Der Dschungelpfad verdient seinen Namen, denn er führt wirklich durch den dichten Urwald und der Weg ist sumpfig und wechselt von kleinen Felsaufschwüngen zu kleinen Wasserläufen in den Senken. Gummistiefel sind ein Muss. Im Vergleich zu den Sonntags-Kirchgängern zuhause schon ein bisschen anders.
Wir genossen das kontinentale Morgenessen in diesem kleinen, aber sehr sauber geführten Touristen – Ressort.

Die Rückreise von Tena, wo ich mich ja das letzte Mal gemeldet habe, war schon auch etwas Besonderes. Nur schon das Warten auf den Bus war eine Gaudi. Ich habe mich nicht wie an der Bushaltestelle gefühlt, eher wie auf dem Brunnenplatz in Huttwil an einem Markttag. Jeder wollte noch schnell etwas verkaufen vom Gebratenen, Gegrillten oder Rohen. Natürlich gab es auch Waren jeglicher Art und tatsächlich sah auch ich im letzten Moment noch, was ich beim Einkauf in der Stadt vergessen hatte: so kaufte ich mir ein 3-er Pack Unterhosen (leuchtend rot, gibeligelb, himmelblau!). Die Grösse gab zu diskutieren und der Wanderverkäufer hielt dann die Hose in die Luft, verglich mit meiner Hüfte und nickte zustimmend. Ich schenkte ihm Glauben und nahm das 3$ Paket. So was habe ich wirklich noch nie bei einem Strassenhändler in aller Öffentlichkeit gekauft. Hier fiel das wahrscheinlich nicht mal auf. (Übrigens sind sie trotzdem zu klein). Im Bus ging’s gleich lustig weiter. Die Leute transportieren einfach alles. Dazu gibt es auf dem Platz eine Treppe auf Rollen, die dazu dient, sperrige Ware auf dem Dach zu verladen, so zB. ein Fahrrad (oder wie auch schon
gesehen, ein Schaf). Gleich hinter dem Fahrer wurden Säcke mit Reis, Mehl und Mais platziert, daneben ganze Stösse mit Eiern. Eine Frau mit einer Kartonkiste voller Küken steigt ein und als Tüpfchen auf das i ein Mann mit einer ca. 2 m langen Boa-Schlange. Sie wurde ihm für 15$ zum Essen angeboten, aber er nimmt sie jetzt mit ins Amazoonico.
Und natürlich hat es wie aus dem Kübel gegossen beim Warten auf das Kanu.
Also nun zu meinen Werktagen: mit dem Hahnengeschrei, das aus unserem „Dorf“, aber auch von der gegenüberliegenden Seite des Flusses zu uns tönt, wird alles geweckt hier. Ziemlich genau um 6 Uhr erwacht der Tag. Nach dem Morgenessen schaue ich meistens mit Anja ein Kinderbuch an und erzähle in ausgeschmückter Form daraus. Dann mache ich mich an irgendetwas zu schaffen. Mit einfachen Mitteln und Werkzeugen muss ich eine Sicherheitsklappe zimmern, um zu verhindern, dass Anja im Falle eines Nachtwandelns nicht vom oben gelegenen „Schlafzimmer“ in die Stube hinunterfällt. Zuhause wäre das eine Angelegenheit von maximal 2 Stunden gewesen. Hier zieht sich das schon einige Tage hin, auch wenn die Affen mich unterstützen. Wie im Blog geschildert, half ich aber auch beim Schulhausputzen, das heisst bei der Jagd auf etwelche Viecher. (Ratten in einem Schulpult sind mir hier zum ersten Mal im Leben begegnet). Dann sind Arbeiter (hiesige Indianer) daran, einen neuen Kindergarten zu bauen. Da helfe ich mit und versuche mich dabei in Spanisch zu verständigen. Schnell ist da wieder 6 Uhr und die Dunkelheit bricht herein. Was man anzieht ist sofort dreckig oder zumindest verschwitzt. Es ist ja dauernd so um die 25 – 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit liegt immer über 80%. Mit Handwaschen,



Büechli erzählen, Esswaren holen und fotografieren vertreibe ich mir dann die restliche Zeit. Das Bad im Fluss (auch wenn er angeschwollen und trüb ist) am späten Nachmittag gehört mittlerweile zum Tagesablauf. Der Abend vergeht mit Lesen und Schreiben und kommt mir bis 22 Uhr sehr lang vor, weil die Nacht um 6 Uhr bereits beginnt. Heute Sonntag verlief der Morgen wie oben beschrieben mit einem aussergewöhnlichen Essen. Am Nachmittag vertrieben wir uns mit Spielen (zT im Beisein von Affen),
mit Lesen und Schreiben, aber auch mit einem Rundgang im „Zoo“, um Fotos zu schiessen. Die Anwesenheit der Affen beeinflusst das Leben hier: jedes kleine Spielzeug von Anja muss sofort wieder ins Haus gebracht werden, auch wenn man nur für einen Moment nicht draussen ist. Aus hygienischen Gründen (Affenkot, Kriechtiere) muss pingelig auf den Schuhwechsel geachtet werden. Kurzum hat es halt schon vieles, was zeitraubend ist und alle Verrichtungen schwieriger macht. Nach dem zehnminütigen Regenguss aus fast sonnigem Himmel haben wir dann trotzdem noch das spätnachmittagliche Bad im heute trüben Fluss genossen. So vergehen die Tage …. .... Wegen technischen Schwierigkeiten folgen die Fotos spaeter nach !!!

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